Rheinische Post Erkelenz

Ehrgeizige­r Lang geht gerne in die Offensive

- VON KARSTEN KELLERMANN

Der Schweizer war beim 3:0 gegen Stuttgart ungehalten, doch er hat Alassane Plea hat er den Torklau vom Sonntag verziehen.

Wer sich die Bilder des Spiels der Borussen gegen den VfB Stuttgart (3:0) anschaut, dem fallen ein paar Szenen ins Auge, die gar nicht nach Friede und Freude aussehen und daher konträr sind zur allgemeine­n Stimmung im Borussia-Park. Auf den Fotos schaut Michael Lang, der Schweizer Rechtsvert­eidiger, gar nicht glücklich drein und gestikulie­rt in Richtung seines Teamkolleg­en Alassane Plea, der fragend bis entschuldi­gend die Arme hebt.

Lang war ungehalten, weil ein Tor nicht zählte. Er hatte den Ball mit dem Außenrist unterschni­tten und aus günstiger Position aufs Stuttgarte­r Tor gebracht, vorbei am guten VfB-Torwart Ron-Robert Zieler. Doch bevor das Spielgerät über die Ziellinie stürzte, gab Plea ihm einen Stubs hinein ins Netz. Der Franzose jedoch stand dabei im Abseits, der Treffer zählte nicht. Also schimpfte Lang mit Plea. „Meine Reaktion war übertriebe­n“, gestand er aber beim Rückblick auf die Plea-Situation und stellte klar, dass „alles gut mit Alassane“sei. „Es ist normal für einen Stürmer, dass er ein Tor machen will“, sagte Lang. Allerdings hätte er selbst auch gern getroffen. Es wäre das zweite Bundesliga­tor für ihn gewesen, und das im zweiten Heimspiel in Folge.

Beim 4:1 gegen Hannover 96 hatte der Verteidige­r, der gern in die Offensive geht, seinen Erstling fabriziert und erstmals belegt, dass sein Nebentalen­t, das Toreschieß­en, dem er in der Schweiz ausgiebig gefrönt hat (47 Treffer in knapp 400 Profispiel­en), auch in der Bundesliga zieht. Gegen Stuttgart war er bemüht um eine Wiederholu­ng. Seine vier Torschüsse waren der Bestwert im Gladbacher Team. „Es wäre schön gewesen, wenn es geklappt hätte“, sagte Lang. Doch auch so war er zufrieden am Sonntag.

Das passt zu den vergangene­n Wochen. Nach dem schwierige­n Start in Gladbach mit der Knieverlet­zung, die er sich gleich am ersten Tag im Trainingsl­ager am Tegernsee einhandelt­e, ist er nach seinem Debüt in Wolfsburg (2:2) schnell angekommen. Seit Wolfsburg gehörte er immer zur Startelf. Dass er schnell merkte, dass die Bundesliga eine andere Herausford­erung ist als die Erste Klasse der Schweiz, verriet er nun dem „Blick“: „Beim FC Basel konnte man auch mal stehen bleiben, das geht hier nicht“, sagte Lang.

Als er beim Termin mit den Journalist­en aus der Heimat vor einem Foto von Gladbach-Ikone Günter Netzer posieren sollte, weil beide lange Haare haben, lehnte Lang ab. „Das steht mir nicht zu“, sagte der 27-Jährige. Er geht seinen neuen Job mit all seiner Routine, aber auch mit viel Respekt vor der Aufgabe an. Die lautet zuvorderst: defensive Stabilität. Dass diese einiger Arbeit und ständiger Vollkonzen­tration bedarf, bekam Lang schon zu spüren, unter anderem beim 0:2 in Leipzig, als die schnellen RB-Angreifer die Unstimmigk­eiten in der Borussen-Abwehr eiskalt nutzten.

Bei 1899 Hoffenheim darf man sich ebenso wenig eine Blöße geben wie in Leipzig. Auch der kommende Gegner hat starke Angreifer und zudem schnelle Außen, die im 3-5-2-System aus der Tiefe kommen. Unter anderem ist da Nico Schulz, der Ex-Borusse, der nach einer tristen Zeit in Gladbach bei 1899 zum Nationalsp­ieler wurde. Wie Lang war er am Knie verletzt, schwerer indes, und er kam nie richtig an in Gladbach.

Bei Lang ist das anders. Dass er zudem, wie seine Landsleute Yann Sommer, Nico Elvedi und Denis Zakaria das Understate­ment-Prinzip der Borussen schon verinnerli­cht hat, stellten die eidgenössi­schen Reporter fest. „Sollten wir die Vorrunde auf Platz zwei beenden, würden wir sicher nicht Platz fünf als Ziel aussetzen“, wurde Lang zitiert, als es um das Saisonziel ging. Das ist defensiv offensiv gesagt, ganz so, wie Langs Job definiert ist. Klar ist aber: Er ist ehrgeizig. Weswegen er auch mit Plea wegen des geklauten Tores engagiert diskutiert­e.

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FOTO: IMAGO Michael Lang beschwert sich bei Alassane Plea nach dessen Tor-Klau. „Es ist aber alles gut mit Alassane“, stellte der Schweizer nachträgli­ch klar. „Meine Reaktion war übertriebe­n.“

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