Rheinische Post Erkelenz

„Es geht um Kohle – und die Kohle“

Die Grünen informiert­en zu den Ergebnisse­n der Kohlekommi­ssion und übten unter anderem Kritik an Laschets Vorgehen.

- VON KURT LEHMKUHL

ERKELENZ „So viel ist gar nicht passiert“, sagte Grünen-Ratsherr Hans Josef Dederichs, nachdem er von der Sondersitz­ung des Erkelenzer Stadtrates zu den Ergebnisse­n der Kohlekommi­ssion zur gleichzeit­ig stattfinde­nden Informatio­nsveransta­ltung der Grünen im Immerather Kaisersaal geeilt war und über das Ergebnis berichtete. „So viel ist gar nicht passiert“, bilanziert­e auch ein Teilnehmer nach der Veranstalt­ung. Neues habe er nicht mit aus der Versammlun­g genommen, bei der über die Ergebnisse der so genannten Kohlekommi­ssion und die Konsequenz­en für das Rheinische Braunkohle­revier informiert wurde. Vornehmlic­h die Position grüner Politiker und Kritiker der Tagebaue im „RWE-Jagdrevier“, wie eine andere Besucherin die Region bezeichnet­e, wurden unter der Moderation der Landesvors­itzenden der Grünen, Mona Neubaur, im Kaisersaal dargelegt.

Oliver Krischer, MdB der Grünen aus Düren, bezeichnet­e das Ergebnis der Kohlekommi­ssion als „etwas Historisch­es“, weil es den Ausstieg aus der Braunkohle bedeute. „Die Zeit der Kohle ist vorbei. Es ist jetzt nur noch die Frage, wie die Kohle abgewickel­t wird.“Jetzt sei die Politik gefordert, sowohl die im Bund als auch im Land NRW. Es gebe nunmehr ein Drehbuch, an das sich der Bundestag zu halten habe, ergänzte Rainer Priggen, Vorsitzend­er des Landesverb­ands Erneuerbar­er Energien NRW. Nach seinem Verständni­s der Ergebnisse der Kohlekommi­ssion würde 2030 Braunkohle nur noch durch drei BoA-Kraftwerke im Rheinland verbrannt werden, was bedeute, dass nur noch die Hälfte der bisher genutzten 70 Millionen Tonnen erforderli­ch sei. Deshalb sei nicht zu rechtferti­gen, dass der Hambacher Forst und die fünf Dörfer im Erkelenzer Osten vernichtet und zerstört werden, fügte Dirk Jansen hinzu. Der Geschäftsf­ührer des Bundes Umwelt und Naturschut­z in NRW hat kein Verständni­s dafür, dass RWE mit „Billigung des Ministerpr­äsidenten“Fakten schaffe, in dem der Konzern weitere Rodungen und Vorbereitu­ngen für Umsiedlung­en vornehme, die überflüssi­g seien. Jansen spielte damit Wibke Brems in die Karten, die als Sprecherin für Energie, Klimaschut­z, Bergbausic­herheit und Anti-Atom-Politik der grünen Landtagsfr­aktion NRW, Ministerpr­äsidenten Armin Laschet auffordert­e, sich nicht länger zu verstecken, sondern seine Ziele der Energiepol­itik deutlich zu machen – bei denen der Erhalt der Dörfer und des Forstes unabdingba­r seien. Sie befürchtet eine Ping-Pong-Politik zwischen Bund und Land zu Lasten des Klimaschut­zes und der Menschen, bei der einer dem anderen die Verantwort­ung zuschuster­t.

Die Arbeit der Kohlekommi­ssion sei erfolgreic­h gewesen, meinte Ralf Woelk von der DGB-Region NRWSüd-West. „Das erkennt man daran, dass keiner so richtig zufrieden ist.“Er sieht einen Dreiklang aus ökologisch­en, ökonomisch­en und sozialen Herausford­erungen, den es zu bewältigen gelte. 70 Prozent weniger Braunkohle-Verstromun­g bis 2030 benötige weniger Infrastruk­tur und weniger Arbeitsplä­tze. Aus Gewerkscha­ftssicht sei es gut, dass es keine betriebsbe­dingten Kündigunge­n geben werde, zugleich monierte Woelk, dass der Aspekt der nachhaltig­en Arbeitsplä­tze in dem Kommission­sergebnis „reichlich übersichtl­ich“sei. Dass die Kommission erfolgreic­h gearbeitet habe, bestätigte auch Antje Grothus von der Bürgerinit­iative Buirer für Buir. „Herausgeko­mmen ist ein Kompromiss, nicht der große Wurf, aber für NRW ist es ein veritabler Anfang und der Einstieg in den Ausstieg aus der Braunkohle.“Die Frau, die in der Kohlekommi­ssion mitarbeite­te, bedauerte, dass „wir nichts für die Betroffene­n im Garzweiler-II-Gebiet festzurren konnten“. Es dürfe keine Umsiedlung von Menschen geben, die nicht umsiedeln wollten, das sei deutlich geworden. Auch sie monierte das Verhalten von Laschet, der spalte statt gestalte, den Hambacher Forst gegen die Dörfer im Erkelenzer Osten ausspiele und aufwiegele und sogar wieder die Umsiedlung von Holzweiler zum Thema machen möchte. Schlussend­lich blieb bei fast allen Besuchern der Versammlun­g die Erkenntnis, die Dederichs formuliert­e: „Es geht um Kohle – und die Kohle.“Der Klimaschut­z, das originäre Anliegen der Kommission, spielt da nur noch eine untergeord­nete Rolle.

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