Weltbank-Kritiker wird Weltbank-Chef
US-Präsident Trump hat den Wallstreet-Banker David Malpass als Präsidenten der Weltbank nominiert. Er hält nichts vom Multilateralismus und steht für eine harte Gangart gegenüber China.
Washington David Malpass ist ein alter Hase auf dem Gebiet globaler Wirtschaftsbeziehungen, zugleich aber auch einer, der die Globalisierung skeptisch sieht. Mit dem Multilateralen habe man es deutlich zu weit getrieben, sagte er vor gut einem Jahr während einer Anhörung im US-Kongress. Schon damals war der aus Petoskey, einer Kleinstadt am Michigansee, stammende Ökonom im Finanzressort der Regierung Donald Trumps für Internationales zuständig. Er habe es in seiner täglichen Arbeit mit über hundert Institutionen zu tun, von denen nicht alle staatliche Unterstützung verdient hätten. „Sie geben viel Geld aus, sie sind nicht sehr effizient, sie sind oft korrupt bei der Kreditvergabe.“Zudem gelinge es ihnen nicht, die Hilfe so zu organisieren, dass sie auch ankomme bei den Hilfsbedürftigen. Demnächst soll Malpass Direktor der Weltbank werden, nachdem der bisherige, Jim Yong Kim, knapp drei Jahre vor Ablauf seiner Amtszeit überraschend seinen Wechsel in die Privatwirtschaft angekündigt hatte.
Wird Malpass bestätigt, steht er einer Bank vor, die wie der Internationale Währungsfonds (IWF) zu den Säulen einer Weltordnung zählt, deren Architekten maßgeblich Amerikaner waren. Dass sowohl Weltbank als auch Währungsfonds seit 1945 ihren Sitz in Washington haben, steht bis heute symbolisch für die Führungsrolle der USA. Für eine Rolle, in der Trump keinen zählbaren Nutzen sieht, weshalb er sie einschränken will. Die Personalie Malpass soll dies einmal mehr unterstreichen. Ein Kritiker übernimmt die Leitung der Institution, die er scharf kritisiert: Das ist ganz nach dem Geschmack eines Präsidenten, der sich selbst als eine Art Radikalreformer versteht.
Vor allem aber steht Malpass für eine härtere Gangart gegenüber China, dessen Aufstieg das Oval Office mit härteren Handelsbandagen zu bremsen hofft. Peking, beschwerte er sich mal mit Blick auf die Weltbank, sei mittlerweile deren größter Kreditnehmer. Das sei schon deshalb widersinnig, weil es über genügend eigene Ressourcen verfüge und sich zudem auf dem privaten Kapitalmarkt problemlos Geld leihen könne. Auf Weltbankdarlehen, für die letztlich auch die US-Regierung bürge, sei China nun wirklich nicht angewiesen.
Malpass (62) ist gut vernetzt im Beziehungsgeflecht rund ums Oval Office. Einst war er Chefökonom bei Bear Stearns, der Investmentbank, die im Mai 2008 kollabierte, noch bevor die Finanzkrise das Vertrauen in die Wall Street erschütterte. Aus der Zeit kennt er Larry Kudlow, heute ranghöchster Wirtschaftsberater im Weißen Haus. Dem Kandidaten Trump hat er bereits applaudiert, als dies in konservativen Kreisen, die Trump anfangs ja zu verhindern versuchten, noch etwas Rebellisches hatte.
Ein Fürsprecher des „America first“an der Spitze der Weltbank: Es wirft fast zwangsläufig die Frage auf, ob da nicht der Bock zum Gärtner gemacht wird. „David Malpass wäre eine katastrophale, eine vergiftete Wahl“, twitterte Tony Fratto, unter George W. Bush im Finanzressort für Entwicklungspolitik zuständig. Was die Weltbank in schwierigen Zeiten brauche, sei jemand, der sich zum Multilateralismus bekenne, sagt Karen Mathiasen, im Kabinett Barack Obamas Expertin für internationale Zusammenarbeit. Sie hoffe, die Führungsgremien der Bank würden noch nach Alternativen suchen.
Doch Trump hat die Weichen bereits gestellt. Nach einer ungeschriebenen Regel entscheidet das Weiße Haus über die Führung der Weltbank, während die Europäer das Recht haben, die Spitze des IWF zu bestimmen.