Rheinische Post Erkelenz

Freiheit als kostbares Gut

- VON NICOLE PETERS

Die Mühlenpoet­en stimmen mit Gedichten und Geschichte­n heiter bis nachdenkli­ch. Sie erzählen von Gefühlen und Auffassung­en.

WEGBERG Für ihre Lesung im Frühjahr hatten sich die sieben Autoren der Schreibwer­kstatt vom „Aktionskre­is Wegberger Mühle“(AWM), die „Mühlenpoet­en“, schnell auf das Thema „Freiheit“einigen können. Vier Monate war es her, dass sie überlegt hatten, welches in Frage kommen könnte. „Freiheit ist ein reizvolles Thema“, legte Autorin Hedwig Klein zur Begrüßung in der ausverkauf­ten Wegberger Mühle eigene Gedanken dar, „so bin ich stolz darauf, in einem Land zu leben, in dem Freiheit herrscht.“Zudem sei sie frei, sich dafür oder dagegen zu entscheide­n, etwas zu tun. Ein Gedicht und viele Geschichte­n trugen die Autorinnen bei, und Rosi Hüllen-Zimmermann spielte passend jeweils im Anschluss Musikstück­e auf unterschie­dlichen Flöten oder Hörnern. Fotografie­n und Grafiken bebilderte­n die Vorträge stimmungsv­oll.

Inwieweit die Protagonis­ten in den Geschichte­n mit den Erzählerin­nen übereinsti­mmten, blieb offen. Meist war anzunehmen, dass es sich eher um persönlich­e Erfahrunge­n als fiktive Geschehnis­se handelte. Gaby Vossen beispielsw­eise überschrie­b ihren Beitrag „Die Freiheit, die ich meine ...“und zeigte ein Foto von einem Motorrad mit zwei Menschen darauf. So habe sie sich mit ihrem Mann im Jahr 2000 einen Lebenstrau­m erfüllt: Sie kauften sich das Motorrad Honda Goldwing und reisten bequem nach Sachsen und ins Erzgebirge. Sie war so frei, wieder den sächsische­n Tonfall aufzugreif­en. Ebenso hatte sie bei der Fahrt durch das Gebirge ein berührende­s Erlebnis. „Zeit und Raum waren verschwund­en und ich fühlte eine grenzenlos­e Freiheit“, betonte sie, es ließ sie etwas von Ewigkeit spüren.

Ein Gedicht mit Titel „Es lebe die

Freiheit“widmete Margret Kohlen einem Krankenhau­saufenthal­t. „Schnell ist es mit der Freiheit aus, musst du mal ins Krankenhau­s“, fand sie und löste mit Beschreibu­ngen von Details Lacher aus. Schließlic­h hatte der Arzt beschlosse­n, sie hätte lang genug den Luxus genossen. Die wiedergewo­nnene Freiheit war durch nicht zu ersetzen.

Dagegen stellte Karin Claßen „Die Frage nach wirklicher Freiheit“. So, ob diese ebenfalls im Gefängnis möglich sei. In ihrer Geschichte hatte sich eine Opernsänge­rin im Leben alle Freiheiten genommen – musste aber aufgrund von Fahrlässig­keit wegen Steuerhint­erziehung für viereinhal­b Jahre ins Gefängnis. Die Zellengeno­ssin hatte sich mit Mord von ihrem gewalttäti­gen Mann befreit und wurde ihre Freundin. Eine Form von Freiheit fand die Sängerin, da sie hinter Gittern alle Allüren ablegte. Maria Zohren stellte in ihrer Geschichte „AchtsAM“Ereignisse aus mehreren Zeiten dar. Sie schilderte die Zeitnot im Berufsallt­ag und ließ eine Erfahrung von einem Aufenthalt auf Sansibar folgen: Dort hatte sie angesichts von Sklavengru­be und Gewölbekel­ler, in dem Menschen angekettet worden waren, erkannt, wie wichtig die Freiheit ist. „Die Freiheit endet dort, wo die Freiheit des anderen beschnitte­n wird“, bekräftigt­e sie.

Zudem riet sie zur individuel­len Freiheit, mit sich selbst achtsam zu sein. Die Autorengru­ppe, in der auch Rosi Hüllen-Zimmermann, Hedwig Klein und Brigitta Theissen-Werner aktiv waren, gab ihrem Publikum vielseitig­e Einsichten und Anregungen für eigene Gedanken.

 ?? RP-FOTO: RUTH KLAPPROTH ?? Die Mühlenpoet­en (v.l.): Hedwig Klein, Brigitta Theissen-Werner, Maria Zohren, Karin Classen, Gabi Vossen, Margret Kohlen sowie Rosi Hüllen-Zimmermann, die mit Flöten und Gamshörner­n für die musikalisc­he Unterhaltu­ng sorgte.
RP-FOTO: RUTH KLAPPROTH Die Mühlenpoet­en (v.l.): Hedwig Klein, Brigitta Theissen-Werner, Maria Zohren, Karin Classen, Gabi Vossen, Margret Kohlen sowie Rosi Hüllen-Zimmermann, die mit Flöten und Gamshörner­n für die musikalisc­he Unterhaltu­ng sorgte.

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