Freiheit als kostbares Gut
Die Mühlenpoeten stimmen mit Gedichten und Geschichten heiter bis nachdenklich. Sie erzählen von Gefühlen und Auffassungen.
WEGBERG Für ihre Lesung im Frühjahr hatten sich die sieben Autoren der Schreibwerkstatt vom „Aktionskreis Wegberger Mühle“(AWM), die „Mühlenpoeten“, schnell auf das Thema „Freiheit“einigen können. Vier Monate war es her, dass sie überlegt hatten, welches in Frage kommen könnte. „Freiheit ist ein reizvolles Thema“, legte Autorin Hedwig Klein zur Begrüßung in der ausverkauften Wegberger Mühle eigene Gedanken dar, „so bin ich stolz darauf, in einem Land zu leben, in dem Freiheit herrscht.“Zudem sei sie frei, sich dafür oder dagegen zu entscheiden, etwas zu tun. Ein Gedicht und viele Geschichten trugen die Autorinnen bei, und Rosi Hüllen-Zimmermann spielte passend jeweils im Anschluss Musikstücke auf unterschiedlichen Flöten oder Hörnern. Fotografien und Grafiken bebilderten die Vorträge stimmungsvoll.
Inwieweit die Protagonisten in den Geschichten mit den Erzählerinnen übereinstimmten, blieb offen. Meist war anzunehmen, dass es sich eher um persönliche Erfahrungen als fiktive Geschehnisse handelte. Gaby Vossen beispielsweise überschrieb ihren Beitrag „Die Freiheit, die ich meine ...“und zeigte ein Foto von einem Motorrad mit zwei Menschen darauf. So habe sie sich mit ihrem Mann im Jahr 2000 einen Lebenstraum erfüllt: Sie kauften sich das Motorrad Honda Goldwing und reisten bequem nach Sachsen und ins Erzgebirge. Sie war so frei, wieder den sächsischen Tonfall aufzugreifen. Ebenso hatte sie bei der Fahrt durch das Gebirge ein berührendes Erlebnis. „Zeit und Raum waren verschwunden und ich fühlte eine grenzenlose Freiheit“, betonte sie, es ließ sie etwas von Ewigkeit spüren.
Ein Gedicht mit Titel „Es lebe die
Freiheit“widmete Margret Kohlen einem Krankenhausaufenthalt. „Schnell ist es mit der Freiheit aus, musst du mal ins Krankenhaus“, fand sie und löste mit Beschreibungen von Details Lacher aus. Schließlich hatte der Arzt beschlossen, sie hätte lang genug den Luxus genossen. Die wiedergewonnene Freiheit war durch nicht zu ersetzen.
Dagegen stellte Karin Claßen „Die Frage nach wirklicher Freiheit“. So, ob diese ebenfalls im Gefängnis möglich sei. In ihrer Geschichte hatte sich eine Opernsängerin im Leben alle Freiheiten genommen – musste aber aufgrund von Fahrlässigkeit wegen Steuerhinterziehung für viereinhalb Jahre ins Gefängnis. Die Zellengenossin hatte sich mit Mord von ihrem gewalttätigen Mann befreit und wurde ihre Freundin. Eine Form von Freiheit fand die Sängerin, da sie hinter Gittern alle Allüren ablegte. Maria Zohren stellte in ihrer Geschichte „AchtsAM“Ereignisse aus mehreren Zeiten dar. Sie schilderte die Zeitnot im Berufsalltag und ließ eine Erfahrung von einem Aufenthalt auf Sansibar folgen: Dort hatte sie angesichts von Sklavengrube und Gewölbekeller, in dem Menschen angekettet worden waren, erkannt, wie wichtig die Freiheit ist. „Die Freiheit endet dort, wo die Freiheit des anderen beschnitten wird“, bekräftigte sie.
Zudem riet sie zur individuellen Freiheit, mit sich selbst achtsam zu sein. Die Autorengruppe, in der auch Rosi Hüllen-Zimmermann, Hedwig Klein und Brigitta Theissen-Werner aktiv waren, gab ihrem Publikum vielseitige Einsichten und Anregungen für eigene Gedanken.