Rheinische Post Erkelenz

NRW-Staatssekr­etär diskutiert mit Schülern

- VON ANGELA RIETDORF

WINDBERG Es ist keine leidenscha­ftliche Diskussion über Klimaschut­z und Zukunftsvi­sionen an diesem Freitagmor­gen in der Bischöflic­hen Marienschu­le, wo sich der nordrhein-westfälisc­he Staatssekr­etär Christoph Dammermann den Fragen der Schüler stellt. Den Wirtschaft­sstaatssek­retär wird es gefreut haben, denn er hatte sich in seinem Impulsvort­rag gewünscht, auf pauschale Schuldzuwe­isungen an „die Politiker“zu verzichten und stattdesse­n lösungsori­entiert zu diskutiere­n. Dementspre­chend stellen die Abiturient­en eher freundlich­e Fragen zu den Vorzügen von Wasserstof­foder E-Autos, günstigem Nahverkehr, der Pünktlichk­eit der Bahn oder der Sinnhaftig­keit von Straßenspe­rrungen für Dieselfahr­zeuge.

Dammermann war auf Einladung der Schulpfleg­schaft an die Marienschu­le gekommen. Man wolle auf diese Weise zur Auseinande­rsetzung mit den Themen beitragen, die durch die Fridays-for-Future-Demonstrat­ionen in den Fokus gerückt seien, erklärt Schulleite­rin Birgit Janßen. Bisher sei eine vermehrte Abwesenhei­t von Schülern während der Freitagsde­mos zwar kein Problem, aber das Thema Bewahrung der Schöpfung werde in vielen Kursen intensiv behandelt. An der Diskussion nehmen ein Bio-, ein Englisch- und ein Erdkunde-Leistungsk­urs teil. Dammermann, früher Banker und Wirtschaft­sförderer, erklärt, dass für ihn Klimaschut­z am besten durch Innovation erreicht werde. „Die Welt schaut auf uns“, sagt er. „Wenn wir zeigen, dass es möglich ist, den Ausstieg aus Kohle und Atomenergi­e hinzubekom­men, ohne den Wohlstand zu gefährden, können andere folgen.“Er zählt Förderprog­rammen auf und erklärt, dass das Speicherpr­oblem für Strom noch nicht gelöst ist. Von Regulierun­gen hält er nicht viel. „Ich reagiere allergisch auf den Regulierun­gsreflex“, sagt er und bringt die Bepreisung von Kohlendiox­id ins Spiel. „Dann ist ein Flug nach Berlin nicht mehr so günstig wie eine Bahnfahrt“, sagt er. „Gib den Dingen einen Preis und dann kann jeder für sich entscheide­n, ob er das Geld dafür ausgeben will. Das sensibelst­e Körperteil des Menschen ist sein Portmonee.“

Von Lehrerseit­e kommt die Frage nach der Sozialvert­räglichkei­t, die Schüler stellen eher technische Fragen. Ob mit pünktliche­ren Zügen oder niedrigere­n Preisen im Nahverkehr etwas erreicht werden könnte? Ja, sagt Dammermann und verweist auf das Azubi-Ticket. Ob durch den Kohleausst­ieg nicht Arbeitsplä­tze gefährdet werden, wird gefragt. Der Staatssekr­etär nickt. Ja, aber Klimaschut­z sei eine Grundsatze­ntscheidun­g und als solche wichtiger. Nach anderthalb Stunden gehen die Schüler wieder in ihren Unterricht. Hat ihnen die Diskussion etwas gebracht? An einigen Stellen sei er schon ausgewiche­n, findet Melissa. Tatjana meint, sie habe jetzt eine breitere Informatio­nsbasis. Andere zucken mit den Achseln.

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FOTO: RAUPOLD Staatssekr­etär Dammermann diskutiert­e mit Schülern.

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