NRW-Staatssekretär diskutiert mit Schülern
WINDBERG Es ist keine leidenschaftliche Diskussion über Klimaschutz und Zukunftsvisionen an diesem Freitagmorgen in der Bischöflichen Marienschule, wo sich der nordrhein-westfälische Staatssekretär Christoph Dammermann den Fragen der Schüler stellt. Den Wirtschaftsstaatssekretär wird es gefreut haben, denn er hatte sich in seinem Impulsvortrag gewünscht, auf pauschale Schuldzuweisungen an „die Politiker“zu verzichten und stattdessen lösungsorientiert zu diskutieren. Dementsprechend stellen die Abiturienten eher freundliche Fragen zu den Vorzügen von Wasserstoffoder E-Autos, günstigem Nahverkehr, der Pünktlichkeit der Bahn oder der Sinnhaftigkeit von Straßensperrungen für Dieselfahrzeuge.
Dammermann war auf Einladung der Schulpflegschaft an die Marienschule gekommen. Man wolle auf diese Weise zur Auseinandersetzung mit den Themen beitragen, die durch die Fridays-for-Future-Demonstrationen in den Fokus gerückt seien, erklärt Schulleiterin Birgit Janßen. Bisher sei eine vermehrte Abwesenheit von Schülern während der Freitagsdemos zwar kein Problem, aber das Thema Bewahrung der Schöpfung werde in vielen Kursen intensiv behandelt. An der Diskussion nehmen ein Bio-, ein Englisch- und ein Erdkunde-Leistungskurs teil. Dammermann, früher Banker und Wirtschaftsförderer, erklärt, dass für ihn Klimaschutz am besten durch Innovation erreicht werde. „Die Welt schaut auf uns“, sagt er. „Wenn wir zeigen, dass es möglich ist, den Ausstieg aus Kohle und Atomenergie hinzubekommen, ohne den Wohlstand zu gefährden, können andere folgen.“Er zählt Förderprogrammen auf und erklärt, dass das Speicherproblem für Strom noch nicht gelöst ist. Von Regulierungen hält er nicht viel. „Ich reagiere allergisch auf den Regulierungsreflex“, sagt er und bringt die Bepreisung von Kohlendioxid ins Spiel. „Dann ist ein Flug nach Berlin nicht mehr so günstig wie eine Bahnfahrt“, sagt er. „Gib den Dingen einen Preis und dann kann jeder für sich entscheiden, ob er das Geld dafür ausgeben will. Das sensibelste Körperteil des Menschen ist sein Portmonee.“
Von Lehrerseite kommt die Frage nach der Sozialverträglichkeit, die Schüler stellen eher technische Fragen. Ob mit pünktlicheren Zügen oder niedrigeren Preisen im Nahverkehr etwas erreicht werden könnte? Ja, sagt Dammermann und verweist auf das Azubi-Ticket. Ob durch den Kohleausstieg nicht Arbeitsplätze gefährdet werden, wird gefragt. Der Staatssekretär nickt. Ja, aber Klimaschutz sei eine Grundsatzentscheidung und als solche wichtiger. Nach anderthalb Stunden gehen die Schüler wieder in ihren Unterricht. Hat ihnen die Diskussion etwas gebracht? An einigen Stellen sei er schon ausgewichen, findet Melissa. Tatjana meint, sie habe jetzt eine breitere Informationsbasis. Andere zucken mit den Achseln.