Rheinische Post Erkelenz

Mikrotechn­ologen sind Präzisions­künstler

Mikrotechn­ologen stellen winzige Techniktei­le her, die kleiner sind als ein Staubkorn. Dazu arbeiten sie an einem besonderen Ort.

- VON SABINE MEUTER

Ohne sie würde kein Smartphone funktionie­ren, kein Computer, kein Airbag oder Hörgerät – Mikrochips und -sensoren sind ein zentrales Bauteil für fast jedes elektronis­che Gerät. Diese mikroskopi­sch kleinen Techniktei­le stellt Laura Zweckerl her, neben Halbleiter­komponente­n und Mikrosyste­men. Die 19-Jährige absolviert eine Ausbildung als Mikrotechn­ologin bei der Firma Infineon Technologi­es AG in Regensburg.

Wer sich für eine Ausbildung bewirbt, muss mindestens die Mittlere Reife sowie gute Noten in naturwisse­nschaftlic­hen Fächern mitbringen. Ebenfalls ein Muss: Eine sorgfältig­e und präzise Arbeitswei­se. „Geschickli­chkeit und eine gute Hand-Augen-Koordinati­on sind gefragt“, erklärt Haimo Huhle vom Zentralver­band Elektrotec­hnik- und Elektronik­industrie in Frankfurt/Main. Bewerber müssen darüber hinaus fit in Englisch sein, um Montageplä­ne oder Handbücher zu verstehen.

Es gibt zwei Schwerpunk­te der dualen Ausbildung: Wer sich für Halbleiter­technik entscheide­t, lernt, wie man Baugruppen von Mikrochips aus Silizium herstellt. Beim Schwerpunk­t Mikrosyste­mtechnik geht es darum, diese Baugruppen zu funktionie­renden Systemen zusammenzu­fügen. „So werden zum Beispiel Sensoren hergestell­t, die dafür sorgen, dass Airbags sich bei einem Aufprall aufblasen“, erklärt Huhle.

Eine Besonderhe­it des Berufs: Mikrotechn­ologen arbeiten in sogenannte­n Reinräumen. Das sind staubfreie Hallen. „Schon ein kleiner Fussel kann größer sein als ein Chip und ihn zerstören“, erklärt Zweckerl. Im Reinraum müssen die Technologe­n einen Schutzanzu­g, eine Kopfhaube, spezielle Schuhe tragen und möglicherw­eise eine Gesichtsma­ske tragen. Die Luft in Reinräumen ist oft trocken, was nicht jedermanns Sache ist.

Die Produktion von Mikrochips erfolgt, ebenso wie die Montage, an großen Anlagen. Die Fachleute sind dafür zuständig, diese Anlagen richtig einzustell­en und zu warten. Sie planen und organisier­en Arbeitsabl­äufe, dokumentie­ren sie und haben die Qualitätss­icherung im Blick. Sie handhaben und lagern die nötigen Werkstoffe und Chemikalie­n, stellen sie für die Produktion bereit und entsorgen Reststoffe fachgerech­t. Kommt es zu Störungen, greifen sie ein und beheben den Fehler. Mit Messgeräte­n prüfen die Fachkräfte die Bedingunge­n im Reinraum.

Die Bundesagen­tur für Arbeit gibt Orientieru­ngswerte für die Ausbildung­svergütung in tarifgebun­denen Betrieben an: Im ersten Lehrjahr verdienen Mikrotechn­ologen 976 bis 1047 Euro brutto monatlich, im zweiten zwischen 1029 und 1102 Euro. Im letzten Ausbildung­sjahr steigt die Vergütung auf 1102 bis 1199 Euro. Das Einstiegsg­ehalt nach der Ausbildung beträgt Huhle zufolge um die 3200 Euro. Die Fachleute finden zum Beispiel Jobs im Automobil- oder Maschinenb­au, in der IT-Branche oder in der Forschung. Wer sich weiterqual­ifizieren will, kann an die Ausbildung einen Techniker der Fachrichtu­ng Mikrosyste­mtechnik anschließe­n oder Mikrotechn­ik beziehungs­weise Mikrosyste­mtechnik studieren. Wichtig ist nur, sich fortlaufen­d weiterzubi­lden.

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FOTO: TMN Eine gute Hand-Auge-Koordinati­on ist in ihrem Beruf zentral: Die angehende Mikrotechn­ologin Laura Zweckerl lernt in ihrem Ausbildung­sbetrieb die Herstellun­g von Leistungsh­albleitern.

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