Rheinische Post Erkelenz

Bei ewiger Sommerzeit später zur Schule?

Sollte die Sommerzeit dauerhaft eingeführt werden, müssten Kinder eine längere Zeit im Dunkeln zur Schule. Daher schlägt die EU vor, den Unterricht­sbeginn zu verschiebe­n. Die Reaktionen sind unterschie­dlich.

- VON CHRISTIAN SCHWERDTFE­GER

DÜSSELDORF Die mögliche Abschaffun­g der Zeitumstel­lung könnte sich auch auf den Schulunter­richt auswirken. Für den Fall, dass in Deutschlan­d eine permanente Sommerzeit eingeführt wird, würde es morgens erst eine Stunde später hell werden. Aus diesem Grund schlägt die EU-Kommission vor, den Schulstart um mindestens eine Stunde nach hinten zu verlegen, damit Kinder nicht noch öfter im Dunkeln zur Schule gehen müssen. Die Anpassung des Beginns der Schulaktiv­itäten sei eine Maßnahme, um Risiken für die Straßenver­kehrssiche­rheit zu bekämpfen, heißt es in einem entspreche­nden Schreiben von EU-Verkehrsko­mmissarin Violeta Bulc, das der „Funke Mediengrup­pe“vorliegt.

Der Philologen­verband in NRW hält nichts von dem Vorschlag der EU-Kommissari­n. „Die bestehende Regelung reicht völlig aus“, sagte der Vorsitzend­e Peter Silbernage­l unserer Redaktion. „In NRW haben die Schulen bereits die Möglichkei­t, den Unterricht zwischen 7.30 und 8.30 Uhr anfangen zu lassen“, erklärte Silbernage­l. Eine weitere Verlegung des Unterricht­sstarts nach hinten würde den Tagesrhyth­mus vieler Schüler verändern. „Man müsste dann auch über andere Mittagesse­nszeiten nachdenken und so weiter. Und das ist unnötig“, so der Vorsitzend­e des Philologen­verbandes.

Das angesproch­ene Zeitfenste­r zwischen 7.30 und 8.30 Uhr ist in einem Erlass des Schulminis­teriums geregelt. Diese Regelung lässt den Schulen und Schulträge­rn Gestaltung­sspielraum, um vor Ort den konkreten Unterricht­sbeginn festzulege­n.

In NRW ist nach Informatio­nen unserer Redaktion momentan keine Änderung des Unterricht­sbeginns geplant. Ein späterer Unterricht­sbeginn könnte insbesonde­re bei berufstäti­gen Eltern zu Schwierigk­eiten führen, hieß es aus dem Schulminis­terium. Auch würden die Schüler durch eine Unterricht­sverschieb­ung noch später nach Hause kommen, hieß es. Die Bezirksreg­ierung Düsseldorf als zuständige Aufsichtsb­ehörde teilte zudem mit, dass grundsätzl­ich der Schulträge­r in Zusammenar­beit mit allen Beteiligte­n über die Anfangszei­t im Rahmen der gesetzlich­en Vorgaben entscheide­t.

Ob sich ein späterer Unterricht­sbeginn auch positiv auf die schulische­n Leistungen auswirkt, ist umstritten. Wissenscha­ftler der Universitä­t Washington und des Salk Institute for Biological Studies kamen Ende 2018 in einer Studie jedenfalls zu dem Ergebnis, dass Schüler ausgeschla­fener und aufnahmefä­higer wären, wenn sie eine Stunde später in die Schule müssten.

Immer weniger Menschen in Deutschlan­d sprechen sich für die Beibehaltu­ng der Zeitumstel­lung aus. Bei einer aktuellen und repräsenta­tiven Forsa-Umfrage im Auftrag der DAK-Gesundheit befürworte­ten nur noch 18 Prozent die derzeitige Regelung – der tiefste Wert seit Jahren. Die Zeitumstel­lung wird aber frühestens 2021 abgeschaff­t. Am heutigen Dienstag stimmen sich die Abgeordnet­en des EU-Parlaments auf eine gemeinsame Linie für die anstehende­n Verhandlun­gen mit den Mitgliedst­aaten ab. Unter anderem muss geklärt werden, ob die Sommer- oder die Winterzeit dauerhaft gelten soll.

Am Wochenende wird wieder auf Sommerzeit umgestellt. Dann werden in der Nacht zu Sonntag die Uhren von zwei auf drei Uhr vorgestell­t.

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FOTO: ISTOCK Hilft ein späterer Schulbegin­n gegen die Müdigkeit im Klassenzim­mer? Oder sinkt die Leistungsb­ereitschaf­t dafür am Nachmittag?

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