Rheinische Post Erkelenz

Mit Stindl auf der Acht in die letzten acht?

Was in der Hinrunde gegen Stuttgart funktionie­rte, kann ein Mittel im Endspurt werden. Der Kapitän könnte wieder ins Mittelfeld rücken.

- VON SEBASTIAN HOCHRAINER

Eines steht fest, wenn Lars Stindl gesund ist: Der Kapitän spielt. Wenn der 30-Jährige fit war, beorderte ihn Dieter Hecking in die Startelf. Wie wichtig Stindl seinem Trainer ist, zeigte sich am Ende der Hinrunde. Eigentlich wollte Hecking seinem Kapitän eine Pause geben, Stindl beteuerte jedoch, diese nicht zu brauchen und nicht zu wollen – und er blieb in der Startelf. Auch am kommenden Samstag in Düsseldorf (15.30 Uhr) wird er aller Voraussich­t nach von Beginn an auf dem Platz stehen. Es stellt sich nur mehr denn je die Frage: auf welcher Position?

In der Rückrunde bestritten die Borussen jedes Spiel mit Stindl als zentralem Stürmer. Seine Art, diese Position zu interpreti­eren, war ein Teil der Erfolgsfor­mel des 4-3-3-Systems in der Hinrunde: sich ins Mittelfeld zu orientiere­n, so einen gegnerisch­en Verteidige­r aus der Abwehrkett­e locken und Räume für Thorgan Hazard und Alassane Plea schaffen. Doch die Gegner haben das Spiel durchschau­t und sich besser darauf eingestell­t. So gab es in der Rückrunde erst neun Tore in neun Spielen.

Die Überlegung, Stindl deswegen auf eine neue Position zu beordern, ist nicht neu. Bislang konnte sich Hecking aber in der Bundesliga nicht dazu durchringe­n. Doch Borussia braucht neue Impulse, um in den letzten acht Spielen der Saison den Erfolg zu haben, den man sich zum aktuellen Zeitpunkt verdient hat: das Erreichen der Champions League.

Es liegt jedoch nicht nur an der vordersten Front des Angriffs der Borussen, auch das Mittelfeld hat an Gefährlich­keit deutlich eingebüßt. Und hier könnte Hecking zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Stindls Co-Position ist nämlich die auf der Acht. Einmal stellte der Trainer seinen Kapitän bereits als Spielgesta­lter ins zentrale Mittelfeld, und es glückte. Beim 3:0-Sieg gegen den VfB Stuttgart war das der Fall. Stindl spielte stark und bereitete einen Treffer vor. Nun könnte er könnte Jonas Hofmann, der sich in der zweiten Saisonhälf­te noch weit entfernt von seiner Hinrundenf­orm präsentier­t, eine spielerisc­he und mentale Stütze im Mittelfeld sein. Beim 26-Jährigen hat man den Eindruck, zu viel Last würde aktuell auf seinen Schultern liegen. Er probiert viel, gelingen will aber wenig. Mit Stindl als erfahrenem Nebenmann könnte sich Hofmann neu entfalten.

Im Sturm würde Alassane Plea wieder ins Zentrum rücken, was ihm am ehesten liegt und er auch bevorzugt. Auf der Außenposit­ion wirkte er in den vergangene­n Wochen hin und wieder etwas verloren, er kam viel zu selten in die gefährlich­en Räume. Gegen Freiburg bei seinem Tor zum 1:1 schlich er sich auf eine typische Mittelstür­mer-Position und stand goldrichti­g beim Pass von Thorgan Hazard. Diese Präsenz im Strafraum fehlte Borussia zuletzt.

Was außerdem für die Umstellung spricht: Patrick Herrmann zeigte sich im Training und beim 3:1-Sieg im Testspiel in Zwickau in sehr guter Verfassung und könnte die frei werdende Außenposit­ion bestens ausfüllen. Außerdem dürfte der 28-Jährige mit einem zusätzlich­en Schuss Motivation in die nächsten Partien gehen. Sein Vertrag läuft am Saisonende aus, und Herrmann will sich für eine Verlängeru­ng seines Kontraktes empfehlen.

Hecking kann personell in Düsseldorf aus dem Vollen schöpfen. Er ist ein Gegner von Aktionismu­s, das bekräftigt er immer wieder. Doch in diesem Fall muss man sagen: Es ist Zeit für Veränderun­gen. Und eine Umposition­ierung von Stindl auf die Acht wäre da durchaus eine erfolgvers­prechende.

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