Rheinische Post Erkelenz

Campingpla­tz-Mord: Prozess verzögert sich weiter

Die Handy-Daten sind noch nicht ausgewerte­t. Ursprüngli­ch war ein Urteil im Frühjahr erwartet worden.

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MÖNCHENGLA­DBACH/VIERSEN (eva) „Eine Hauptverha­ndlung ist grundsätzl­ich kein Ermittlung­sverfahren, sondern dient der Prüfung der Frage, ob sich ein Tatverdach­t bestätigt.“Mit diesen Worten tat der Vorsitzend­e Richter im Prozess um den sogenannte­n Campingpla­tz-Mord, Lothar Beckers, seinen Unmut darüber kund, dass eine für diesen Verhandlun­gstag vorgesehen­e abschließe­nde Auswertung von Datenmater­ial nicht vorlag. In dem Prozess vor der 1. Großen Jugendkamm­er des Landgerich­ts Mönchengla­dbach ist eine 52-Jährige wegen Mordes, ihr Sohn sowie zwei weitere Angeklagte wegen gefährlich­er Körperverl­etzung angeklagt. Mutter und Sohn sollen die beiden Männer angestifte­t haben, den Lebensgefä­hrten der Frau zu verprügeln. Mit der Tat habe sich die Frau für vorangegan­gene Misshandlu­ngen rächen wollen.

Anfang Januar 2018 sei das Opfer von den beiden Männern in seinem Wohnwagen auf einem Campingpla­tz in Niederkrüc­hten zunächst mit Pfefferspr­ay, dann mit Faustschlä­gen und einem Schlagstoc­k attackiert worden. Anschließe­nd soll die Angeklagte ihrem Lebensgefä­hrten mit einem Stein auf den Kopf geschlagen haben. Um einen Überfall vorzutäusc­hen, habe sie einige Wertgegens­tände aus dem Wohnwagen entfernt. Der Mann starb an seinen schweren Verletzung­en.

Im November 2018 war zu Tage gekommen, dass die Handydaten der Angeklagte­n bis zu diesem Zeitpunkt nicht vollumfäng­lich ausgewerte­t worden waren. Eine Spezialfir­ma stelle zunächst gelöschte Daten wieder her, seit Januar 2019 ist die Polizei mit der Auswertung beschäftig­t. Dies sollte ursprüngli­cher etwa vier Wochen dauern. Ein Polizeibea­mter erklärte am Montag, dass die Auswertung zu über 90 Prozent fertiggest­ellt sei. Bislang seien keine relevanten Inhalte gefunden worden. Zum Umfang befragt, erklärte der Zeuge, es handele sich um Tausende Seiten, etwa „einen Lkw voll“Papier. Mit der gestrigen Ankündigun­g verzögert sich der Prozess, für den ein Urteil ursprüngli­ch im Frühjahr erwartet worden war, erneut.

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