Mehr als ein Hasenfest
Ostern hat eine ungeheure Strahlkraft. Für den Handel, aber auch für uns selbst.
Sage noch einer, das Osterfest verlöre an Bedeutung: 200 Millionen Schoko-Osterhasen werden jedes Jahr in Deutschland erzeugt, eine halbe Milliarde Eier gefärbt.
Mehr als jeder zweite Deutsche versteckt oder sucht Eier, immerhin jeder fünfte besucht einen christlichen Gottesdienst. In einem von sechs Haushalten brennt die Osterkerze. Das sind Daten aus den vergangenen beiden Jahren. Natürlich, sie belegen auch, dass der Handel Ostern als Konsumfest entdeckt hat. Und doch zeigen sie: Ostern, das Fest der Auferstehung Jesu Christi, hat eine ungeheure Strahlkraft. Ostern verbinden wir mit Freude, mit Aufbruch, mit Hoffnung.
Der Grund dafür: Ostern ist weit mehr als bloß Folklore, mehr als nur „Hasenfest“. Wir feiern Ostern als das höchste Fest der Christenheit, weil es die Antwort auf eine ganz tiefe Hoffnung des Menschen ist: Unser Leben ist nicht sinnlos. Es verschwindet eines Tages nicht einfach, findet seine Erfüllung, wird in etwas aufgehoben. Noch präziser: in jemandem, nämlich Gott. Gott lässt uns nicht fallen, auch im Tod sind wir nicht von ihm getrennt. Ostern ist deshalb wie das Entkommen aus einer dunklen Höhle, wo man die Hand nicht vor den Augen sieht. Selbst dort, wo scheinbar nichts mehr geht, wo wir im Tod erstarrt und vom Leben getrennt sind, flammt ein Licht auf. Es ist ein Zeichen für eine Person: Jesus Christus. Er hat am Kreuz die Dunkelheit des Todes auf sich genommen und ist auferstanden.
Deshalb ist es gut, wenn Menschen mit Schokolade und Eiern als Symbol für das Leben ausgelassen feiern. Denn am Ende findet darin stellvertretend die Freude über eine einmalige Botschaft Ausdruck: Jesus Christus ist auferstanden. Und wir dürfen ihm hoffentlich eines Tages nachfolgen.
Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki schreibt hier an jedem dritten Samstag im Monat. Ihre Meinung? Schreiben Sie unserem Autor: kolumne@rheinische-post.de