In der Tradition von Heine
Der Düsseldorfer Autor Jens Prüss feiert seinen 65. Geburtstag.
Der Dichter Christian Grabbe hat eine der schönsten deutschen Komödien geschrieben und ihr den Titel „Scherz, Satire, Ironie und tiefere Bedeutung“gegeben. Er konnte nicht ahnen, dass er mit diesem Titel einen wichtigen Strang der Düsseldorfer Literatur beim Namen nannte. Zu diesem Strang gehören Grabbe und Heinrich Heine, später dann unter anderem Hermann Harry Schmitz und Heinrich Spoerl, Kay und Lore Lorentz. In dieser Tradition steht auch Jens Prüss.
Prüss wuchs in Mettmann und Düsseldorf auf, in Düsseldorf studierte er Germanistik und Philosophie. Schnell wurden regionale und überregionale Medien auf Prüss als sehr spezifischen Schreiber aufmerksam, Glossen und Satiren von ihm erschienen unter anderem in der „Zeit“, in der „Süddeutschen Zeitung“und im „Eulenspiegel“. Vor allem aber blieb er in seiner Heimat aktiv: Er leitete die Literaturredaktion des „neuen rheinland“und fünf Jahre lang, als erster Nachfolger von Rolfrafael Schröer, das Literaturbüro NRW; Angelika Busch war an die Stelle von Lore Schaumann getreten.
Prüss, der über seine Mutter auch über kölsche Wurzeln verfügt, schrieb später ein Buch, das den Zwist der beiden Rheinmetropolen nach Art eines Zweikampfes darstellt, bei dem die Landeshauptstadt klar nach Punkten siegt. Zudem trat er als Kabarettist auf, er war „der mit dem Löwensenf“. Selten ging es bei ihm um Tagesaktualität; wo andere jede Woche eine andere Sau durchs Dorf treiben, geht er vielmehr durch die Straßen und fragt freudig erregt die anderen Passanten: „Riecht ihr auch, wie wunderbar es hier duftet? Nach Rosen und Lavendel?“– bis man wirklich die eigenen Nasenlöcher bläht und feststellt, dass es nicht gut riecht, gar nicht gut, und dass das schon sehr lange so ist.
In einem seiner Bücher hat Prüss Düsseldorfs größten Dichter, den Ironiker Heinrich Heine wiederbelebt, unterhält sich mit ihm auf dem Friedhof über Gott und die Welt und erlebt mit ihm einen Katzenjammer ganz eigener Art. Jens Prüss hat sich einmal vorgestellt, dass er sich mögliche Beschwerden des Alters ersparen werde, indem er sich rechtzeitig zu Tode frisst: „Mein Hausarzt hilft mir dabei. Er meint, wenn ich dies Fresstempo durchhalte, bin ich mit 65 überm Berg.“Der Plan hat nicht funktioniert. Jens Prüss ist seit heute 65. Er ist nicht überm Berg. Stattdessen geht es bergauf.
Info Unser Autor leitet seit 1998 das Literaturbüro NRW, Bismarckstraße 90. Dort wird am 2. Mai ab 19 Uhr ein neuer Band der Reihe „EhrenWort“vorgestellt, die im Düsseldorfer Verlag Edition Virgines erscheint. Das Buch versammelt ausgewählte Texte von Jens Prüss.