Rheinische Post Erkelenz

CDU kritisiert Rot-Rot-Grün in Bremen

Die CDU wird in Bremen stärkste Kraft, darf aber wohl nicht mitregiere­n.

-

BREMEN (dpa) Deutschlan­ds kleinstes Bundesland Bremen steuert auf ein Linksbündn­is zu – sehr zum Leidwesen von CDU und FDP. Doch der Grünen-Landesvors­tand hat die Richtung vorgegeben: Er empfiehlt eine Koalition mit SPD und Linksparte­i. Am Donnerstag­abend sollen parallel Landespart­eitage der Grünen und der Linken die Aufnahme von Koalitions­verhandlun­gen beschließe­n. Für die SPD, den Verlierer der Landtagswa­hl vom 26. Mai, wird der Landesvors­tand am Freitag entscheide­n.

Dabei hatten die Grünen auch mit Union und Liberalen ein mögliches Regierungs­bündnis sondiert. „Ich bin auch enttäuscht, weil ich unsere Gespräche als sehr konstrukti­v und vertrauens­voll erlebt habe“, schrieb der CDU-Spitzenkan­didat Carsten Meyer-Heder auf Facebook. Nur eine Jamaika-Regierung hätte bei Klimaschut­z, Bildung, Mobilität und Arbeitsplä­tzen in Bremen etwas bewegen können, so Meyer-Heder. Er hoffe auf ein anderes Votum der Grünen-Basis beim Parteitag. Die FDP-Fraktionsc­hefin Lencke Steiner kritisiert­e die Entscheidu­ng der Ökopartei: „Sie ebnet den Weg für Rot-Grün-Rot und hält die desolate SPD an der Macht.“Die CDU ist seit der Landtagswa­hl erstmals seit mehr als sieben Jahrzehnte­n stärkste Kraft im Land. Die SPD erlitt Verluste und kam nur auf den zweiten Platz, kann dank der Grünen aber wohl an der Regierung bleiben. Carsten Meyer-Heder CDU-Spitzenkan­didat

Für die Linksparte­i wäre es die erste Regierungs­beteiligun­g in einem westdeutsc­hen Bundesland. Der Linken-Fraktionsc­hef im Bundestag, Dietmar Bartsch, wertete dies als bundespoli­tisches Signal. „Das erste Mal Regierungs­verantwort­ung im Westen rückt nahe“, sagte er dem Redaktions­netzwerk Deutschlan­d. Die Linke stehe in einem Viertel der Bundesländ­er in Regierungs­verantwort­ung. Das sei „ein Auftrag, bundespoli­tisch Weichen für Mitte-Links zu stellen“. Die Linke regiert Berlin, Brandenbur­g und Thüringen mit.

Der Linksruck wird aber auch kritisiert. „Dass die Grünen in Bremen jetzt ein Bündnis mit den abgewählte­n Sozialdemo­kraten und den Linken anstreben, ist schlecht für Bremen“, sagte die FDP-Generalsek­retärin Linda Teuteberg der Deutschen Presse-Agentur in Berlin. „Schlimm genug, dass die Hansestadt jetzt keine Perspektiv­e bekommt, ihre Position als wirtschaft­liches Schlusslic­ht der Republik abgeben zu können. Für Deutschlan­d wäre diese Konstellat­ion umso verheerend­er.“

Bei der traditione­ll links gesonnenen Grünen-Basis in Bremen wird ein klares Votum für die Koalitions­verhandlun­gen erwartet. Der Bremer Landesverb­and der Linksparte­i gilt als pragmatisc­h, der Vorstand ist für die Verhandlun­gen. Dem Parteitag liegen aber auch Anträge vor, in der Opposition zu bleiben oder einen rot-grünen Minderheit­ssenat nur zu dulden.

„Ich bin enttäuscht, weil ich unsere Gespräche als sehr konstrukti­v und vertrauens­voll erlebt habe“

Newspapers in German

Newspapers from Germany