Rheinische Post Erkelenz

Alle reden nur von Spargel, dabei hat die Erbse zurzeit auch Saison. Die Kugeln stecken voller Eiweiß und Vitamine. Und asiatisch im Wok zubereitet sind sie ein leichtes Sommergeri­cht.

- VON CAROLA SIEDENTOP

Die Erbse wurde lange Zeit verkannt: Mit Speck und Kartoffeln totgekocht war sie das Standardes­sen bei Massenverk­östigungen. Ihr Name muss für besonders pingelige Menschen herhalten: den Erbsenzähl­er und die Prinzessin auf der Erbse. Das ist alles höchst ungerecht. Denn die Hülsenfruc­ht, früher ein Arme-Leute-Essen, bietet Eiweiß, Vitamine und Ballaststo­ffe. Das Gemüse ist nicht nur eine klassische Beilage, sondern auch für vegetarisc­he und viele exotische Gerichte bestens geeignet.

Vor allem in drei Varianten finden Erbsen in der Küche Verwendung: als Zuckererbs­e in Schoten, als Markerbse und als Palerbse in getrocknet­er Form. Die Markerbse ist die klassische Gartenerbs­e, die im Juni Saison hat. „Sie ist relativ süß, weil der Zucker noch nicht ganz in Stärke umgewandel­t wurde“, sagt Diplom-Ökotrophol­ogin und Autorin Christina Wiedemann. Diese Erbsen müssen aus der Schale gepalt werden und schmecken am besten kurz blanchiert, mit etwas Öl und Kräutern wie Minze oder Estragon. Als Beilage sollte man für vier Personen rund ein Kilo Erbsen rechnen, wenn sie noch in der Schale sind.

Wer es etwas exotischer mag, kann sie gedünstet mit anderem Gemüse der Saison als leichte Sommerroll­e in Reispapier wickeln. Ingwer, Chili und Zitronengr­as in Maßen geben asiatische­s Aroma. In ihrem Buch

„Eiweiß, nur grün“, das sich mit Hülsenfrüc­hten beschäftig­t, empfiehlt Christina Wiedemann außerdem eine Guacamole, in die neben Avocado auch Erbsen kommen.

Frische Markerbsen in der Schote halten sich in einem feuchten Küchentuch im Kühlschran­k etwa zwei bis drei Tage. „Zu lange sollte man sie nicht lagern, da sonst wie bei allem Gemüse die Nähstoffe verloren gehen“, sagt die Ernährungs­wissenscha­ftlerin.

Noch ein bisschen feiner sind Zuckererbs­en oder -schoten, die samt zarter Hülle essbar sind. Sie können sogar roh gegessen werden und harmoniere­n etwa als Salat mit Fenchel. Dessen ätherische Öle sorgen auch für eine gute Verdauung, falls jemand empfindlic­h auf die blähende Wirkung von Hülsenfrüc­hten reagiert. Auch blanchiert oder kurz angebraten sind Zuckerscho­ten zu empfehlen, etwa in Wok-Gerichten.

Die Palerbse wird oft in der getrocknet­en Form angeboten und hat deutlich mehr Stärke. Sie eignet sich vor allem für winterlich­e Eintöpfe, püriert als Brotaufstr­ich oder in der klassische­n Erbsensupp­e.

Kräuter wie Bohnenkrau­t, Koriander, Thymian, Kümmel, Kreuzkümme­l oder Fenchelsam­en geben nicht nur Würze, sondern helfen auch gegen blähende Nebenwirku­ngen. „Je öfter man Hülsenfrüc­hte isst, desto mehr gewöhnt sich der Verdauungs­apparat auch daran“, rät Christina Wiedemann zudem.

Für Erbsen spricht auch ihr Nährstoffg­ehalt. Getrocknet­e Erbsen bieten rund 23 Prozent Eiweiß, frische etwa sieben Prozent. „Das ist hochwertig­es Eiweiß mit wichtigen Aminosäure­n. Außerdem haben sie gesunde sekundäre Pflanzenst­offe, die Saponine“, sagt die Ernährungs­wissenscha­ftlerin. Erbsen haben wenig Fett, aber viel Kalium, Eisen, Zink und Magnesium. Die Zuckerscho­ten liefern besonders viel Vitamin C, getrocknet­e Erbsen viel Vitamin E.

Die Hülsenfruc­ht ist die Basis für eines der modernsten Fertigprod­ukte – und eines des ältesten: 1870 erfand ein Berliner Koch die Erbswurst, später übernahm Knorr die industriel­le Herstellun­g des Trockenkon­zentrats aus Erbsmehl. Die Presswurst wurde als Proviant an die preußische Armee verteilt und war mitnichten ein Genuss. Die moderne Version des Erbsen-Produkts kommt gänzlich anders daher: Aus dem Protein der Hülsenfruc­ht wird der vegane Burger-Ersatz „Beyond Beef“hergestell­t. Als er vor einiger Zeit in einem Discounter als Sonderpost­en angeboten wurde, war er in kürzester Zeit ausverkauf­t.

Feine Erbsensupp­e mit Crème fraîche und grünem Pfeffer

Zutaten (für vier Personen): 450 g tiefgekühl­te oder frische Erbsen (ohne Hülsen), 800 ml Hühner- oder Gemüsebrüh­e, 1 mehligkoch­ende mittelgroß­e Kartoffel, 200 ml Sahne, 1 Tl Butter, 2 kleine Schalotten, 4 El Noilly Prat, ca. 1 Tl Minzblätte­r gehackt, 200 ml Crème fraîche, 2 Tl getrocknet­er grüner Pfeffer gemörsert, Salz, Pfeffer

Zubereitun­g: Crème fraîche mit gemörserte­m grünem Pfeffer und einer Prise Salz mischen und beiseitest­ellen. Gewürfelte Schalotten in Butter glasig dünsten, mit Noilly Prat ablöschen, Brühe angießen. Kartoffel in etwa ein Zentimeter großen Würfeln dazugeben und ca. zehn Minuten köcheln lassen. Erbsen und Sahne beifügen und weitere zehn Minuten garen. Kurz vor Ende Minze zugeben, Suppe pürieren, wenn sie besonders fein werden soll, noch durch ein Sieb passieren. Eventuell nachwürzen mit Salz und schwarzem Pfeffer. Mit der gepfeffert­en Crème fraîche servieren.

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