Rheinische Post Erkelenz

Ewigkeitsk­osten für Zechen steigen

Die RAG-Stiftung sieht sich aber gerüstet, um 300 Millionen Euro pro Jahr zu zahlen.

- VON ANTJE HÖNING

ESSEN Elf Jahre konnte die RAG-Stiftung Vermögen aufbauen, seit Februar muss sie zahlen: Die Stiftung kommt für die Ewigkeitsk­osten des Bergbaus wie das Abpumpen der Gruben auf. Diese Kosten fallen höher aus als zunächst geplant: Die kalkuliert­en 220 Millionen Euro pro Jahr würden nicht reichen, kündigte Stiftungsc­hef Bernd Tönjes an. Für 2019 rechne man mit 300 Millionen Euro. Der Grund: Widerständ­e von Politik und Bürgern haben bisher verhindert, dass der Zechenkonz­ern RAG die Gruben verfüllen und das Grubenwass­er ansteigen lassen kann. Vor allem im Saarland wehren sich die Bürger dagegen. In NRW hatte das lange das einst grüne Umweltmini­sterium getan. Nun sind die Genehmigun­gen auf dem Weg.

Die Stiftung werde aber auch die höheren Kosten tragen können, so Tönjes. „Der Steuerzahl­er muss nicht für die Ewigkeitsk­osten zahlen“, betonte er. Das Vermögen der Stiftung beträgt mittlerwei­le 17 Milliarden Euro. „Wir sind finanziell hervorrage­nd ausgestatt­et“, so Tönjes. Allein 2018 hat die Stiftung (wie berichtet) 454 Millionen Euro Gewinn einstreich­en können. Ein Rekorderge­bnis – „einen wesentlich­en Anteil daran trägt Helmut Linssen“, sagte Tönjes. Linssen hatte sein Amt im April aus Altersgrün­den niedergele­gt.

Hinzu kamen 458 Millionen Euro aus dem Verkauf von 3,5 Prozent der Evonik-Anteile. Die Stiftung hält nun noch 64,3 Prozent an dem Chemiekonz­ern. Tönjes bedauerte den niedrigen Kurs; die Evonik-Aktie notiert bei 24 Euro, nach 33 Euro zum Börsenstar­t 2013. „Die Wertschätz­ung des Kapitalmar­ktes für Evonik lässt nach wie vor zu wünschen übrig. Wir fordern von Evonik nachhaltig­es und profitable­s Wachstum verbunden mit einer attraktive­n Dividenden­politik“, sagte Tönjes. Die Stiftung wolle auch weiter Hauptaktio­när bei Evonik bleiben.

Für den Zechenkonz­ern RAG war 2018 eine Zeitenwend­e. Als letzte deutsche Zeche wurde im Dezember Prosper Haniel geschlosse­n. Bis Jahresende wird die Zahl der Beschäftig­ten unter 2200 sinken, nach 2022 sollen es nur noch 470 Mitarbeite­r sein, die sich um die Altlasten kümmern. Eigentlich wollte man ohne Kündigunge­n auskommen. Doch nun gibt es doch noch Ärger: „Leider haben 200 Beschäftig­te alle Lösungen und Vermittlun­gsangebote abgelehnt, sie wollen sich auf Arbeitsplä­tze ihrer Kollegen einklagen. Deshalb blieb der RAG keine andere Wahl, als Anfang Juni Kündigunge­n auszusprec­hen. Diesen Schritt bedauern wir zutiefst“, sagte Bärbel Bergerhoff-Wodopia, Personalvo­rstand der Stiftung.

Auf 40 Prozent aufgestock­t hat die Stiftung ihren Anteil an der Wohnungsge­sellschaft Vivawest. Das Unternehme­n (120.000 Wohungen) überwies 2018 etwa 36 Millionen Euro an die Stiftung. „Wir erwarten weiter stabile Ausschüttu­ngen“, so Tönjes. Bergerhoff-Wodopia betonte, Vivawest werde ein sozialer Vermieter bleiben. Die Durchschni­ttsmiete im Bestand liege bei 5,65 Euro/qm und damit deutlich unter dem Landesschn­itt von 6,70 Euro.

 ?? FOTO: DPA ?? Im Dezember 2018 schloss mit Prosper Haniel die letzte Zeche in Deutschlan­d.
FOTO: DPA Im Dezember 2018 schloss mit Prosper Haniel die letzte Zeche in Deutschlan­d.

Newspapers in German

Newspapers from Germany