Rheinische Post Erkelenz

Auf dem Boden der Tatsachen

Alexander Zverev bekam von Novak Djokovic in Paris eine Lehrstunde erteilt. Besser lief es für zwei Deutsche im Doppel.

- VON WOLFGANG MÜLLER

PARIS (dpa) Alexander Zverev schulterte seine Tennistasc­he, eilte nach der Viertelfin­al-Demontage bei den French Open vom Center Court und wollte auch die offenbar für ihn lästige Pressekonf­erenz so schnell wie möglich hinter sich bringen. Keine 20 Minuten nach dem 5:7, 2:6, 2:6 gegen den Weltrangli­sten-Ersten Novak Djokovic stellte sich der 22 Jahre alte Hamburger den Fragen. Sichtlich angefresse­n kündigte Zverev an, „jetzt erst einmal ein paar Tage Pause“zu machen.

Trotz eines verheißung­svollen Starts in die Partie musste sich die Nummer fünf der Branche am Donnerstag in 2:09 Stunden geschlagen geben und verpasste auch in Paris sein erstes Grand-Slam-Halbfinale. „Wenn er einmal die Kontrolle hat, ist er sehr schwer zu schlagen. Wenn er einmal führt, verliert er solche Matches nicht“, analysiert­e Zverev das einseitige Geschehen auf dem Court Philippe Chatrier. „Ich bin zurückgele­gen, und dann habe ich vier, fünf Spiele perfekt gespielt“, sagte Djokovic. „Es ist wichtig, in entscheide­nden Situatione­n die Konzentrat­ion zu bewahren. Ich bin sehr glücklich, wieder im Halbfinale zu sein.“

Der 32-Jährige trifft in seinem 35. Semifinale bei einem der vier wichtigste­n Turniere am Freitag auf den Österreich­er Dominic Thiem. Das andere Vorschluss­runden-Duell bestreiten French-Open-Rekordsieg­er Rafael Nadal und Roger Federer. Bei den Damen trifft die 17 Jahre alte Amerikaner­in Amanda Anisimova auf die an Nummer acht gesetzte Ashleigh Barty aus Australien, die Britin Johanna Konta spielt gegen die Tschechin Marketa Vondrousov­a (beide 11.00 Uhr/Eurosport). Als letzte aus dem Feld der Topfavorit­innen scheiterte am Donnerstag die Vorjahress­iegerin Simona Halep durch ein 2:6, 4:6 gegen Anisimova.

Auch Zverev hatte auf eine Überraschu­ng gehofft und angekündig­t, gegen Djokovic sein bestes Tennis zeigen zu müssen, um überhaupt eine Chance zu haben. Am Mittwoch waren die beiden Viertelfin­al-Darsteller noch zum Nichtstun gezwungen, weil es den ganzen Tag regnete und die Plastikpla­nen zum Schutz des Bodens gar nicht erst von den Sandplätze­n gezogen wurden. Tags darauf schien dann sogar wieder die Sonne, als Zverev und Djokovic auf den Center Court durften.

Djokovic war nur zu Beginn gefordert. Zverev erarbeitet­e sich früh Breakchanc­en. Seine vierte nutzte der Norddeutsc­he mit russischen Wurzeln nach 42 Minuten und dem bis dahin mit 24 Schlägen längsten Ballwechse­l zur 5:4-Führung. Doch statt sein eigenes Aufschlags­piel zum Satzgewinn durchzubri­ngen, kassierte Zverev sofort das ReBreak zum 5:5. Zu wenig Konstanz gegen einen Spitzenspi­eler.

Als erstes deutsches Tennis-Doppel seit 26 Jahren sind Kevin Krawietz und Andreas Mies bei den French Open in das Endspiel eingezogen. Der 27 Jahre alte Coburger Krawietz und der 28 Jahre alte Kölner Mies setzten sich am Donnerstag gegen die Argentinie­r Guido Pella und Diego Schwartzma­n in 77 Minuten mit 7:5, 6:3 durch. Mit „Finale“-Sprechchör­en feierten die deutschen Fans auf dem Court Suzanne Lenglen nach dem dritten Matchball.

Schon jetzt haben sie ein Preisgeld von 290 000 Euro sicher, im Falle eines Titelgewin­ns dürften sich Krawietz und Mies 580 000 Euro teilen. Im Kampf um den Titel treffen sie am Samstag auf die Franzosen Jeremy Chardy und Fabrice Martin, die sich gegen das an Nummer drei gesetzte kolumbiani­sche Duo Cabal/ Farah durchsetzt­en. Letzte deutsche Doppel-Finalisten bei dem Grand-Slam-Turnier in Paris waren Marc-Kevin Goellner und David Prinosil im Jahr 1993. Letzte deutsche Sieger waren Gottfried von Cramm und Henner Henkel 1937.

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FOTO: DPA Ins Netz gegangen: Alexander Zverev sitzt auf dem Platz während des Spiels gegen Novak Djokovic.

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