„Die besondere Erfahrung, die ich mir erhofft habe“
Andreas Bluhm schreibt über seine Zeit als Personal Physio für Ibrahima Traoré bei Guineas Nationalteam.
MARRAKESCH Es ist ein außergewöhnlicher Job, den ich aktuell mache. Ich gehöre offiziell zum Stab der Nationalmannschaft Guineas, doch genau genommen bin ich Personal-Physio von Ibrahima Traoré. Borussias Flügelstürmer ist Kapitän des Teams, und ich soll dazu beitragen, ihn für den Afrika-Cup, der ab 21. Juni in Ägypten gespielt wird, auf Top-Niveau bringen.
Ibo hatte mich gefragt, ob ich in diesen Woche für ihn da sein könne, ich habe zugesagt und dann hat mich der Fußballverband Guineas eingestellt. Dreimal am Tag sehe ich Ibo, bereite ihn aufs Training vor, nach den Einheiten arbeiten wir noch nach. Er ist top vorbereitet, hat mit die besten Laktatwerte im Team. Das zeigt auch, dass bei Borussia richtig gut mit ihm gearbeitet wurde nach seiner Leisten-OP. Der erste Härtetest für Ibo ist am Freitag das Testspiel gegen Gambia.
Es ist sensibel, als Spezialtrainer eines Spielers dazuzukommen. Doch Trainer Paul Put und Chef-Physio Kristof Fumiere haben mich gleich voll integriert. Ibo gilt mein Hauptaugenmerk, inzwischen kommen aber auch andere Spieler zu mir, unter anderem Ernest Seka von der AS Nancy, ein Baum von einem Kerl. Wenn er nach Ibo dran ist, muss ich den Massagetisch komplett umbauen, weil er ganz andere Körperdimensionen hat. Ich freue mich über das Vertrauen der Jungs.
Es herrscht eine tolle Atmosphäre im Team. Alle gehen sehr respektvoll miteinander um, da ist echter Teamgeist spürbar. Immer, wenn das Team zusammenkommt, begrüßen sich alle per Handschlag, es wird viel erzählt und gelacht. Auf dem Platz wird allerdings hart gearbeitet: Es gibt abwechselnd Tage mit einer oder zwei Trainingseinheiten, in denen Put die Spieler richtig fordert. Er will im Trainingslager in Marokko bewusst die Belastung hoch halten, bevor wir am 14. Juni nach Ägypten reisen.
Ich selbst habe gerade ein wenig mit der Malaria-Prophylaxe zu kämpfen, aber das ist in den nächsten Tagen vorbei. Zeit, um Marrakesch zu sehen, war leider noch nicht, weil alles eng getaktet ist. Aber es wird bald einen freien Nachmittag für die Spieler geben, dann können wir Physios die Stadt erkunden. Was mich freut, ist, dass ich durch diesen Job dazu komme, mich mit der französischen Sprache zu befassen. Das ist die Hauptsprache im Team, auch wenn die Jungs untereinander teilweise Susu sprechen, eine der westafrikanischen Sprachen Guineas. Schon jetzt kann ich sagen: Der Job ist die besondere Erfahrung, die ich mir erhofft habe.
Andreas Bluhm (45), Borussias Ex-Reha-Trainer, ist seit 2018 freier Physiotrainer. Für unsere Redaktion schreibt er über seinen Job als Personal-Physio von Borussias Flügelstürmer Ibrahima Traoré in Guineas Nationalteam.