Rheinische Post Erkelenz

Neue Regeln für globalisie­rte Pharmawelt

- VON ANTJE HÖNING

Der medizinisc­he Fortschrit­t geht immer weiter, auch bei der Entwicklun­g von Medikament­en. Erkrankung­en, die noch vor 30 Jahren zum raschen Tod führten, können heute gestoppt oder gar geheilt werden. Umso erstaunlic­her ist es, dass auf der anderen Seite Medikament­e immer öfter knapp werden. Mal sind es Impfstoffe, mal spezielle Antibiotik­a und mal auch nur einfache Schmerzmit­tel. Und das nicht in einem Entwicklun­gsland mit rückständi­gem Gesundheit­ssystem, sondern in Deutschlan­d.

Lebensgefä­hrliche Versorgung­smängel sind aktuell nicht bekannt, dann müsste das Gesundheit­sministeri­um mit Zwangsmaßn­ahmen eingreifen. Aber auch die hohe Zahl der Lieferengp­ässe ist ein Problem: Es darf nicht sein, dass man wochenlang auf ein alternativ­es Mittel mit starken Nebenwirku­ngen umsteigen oder aus eigener Tasche viel Geld zuzahlen muss. Krankenkas­sen, Apotheken und Pharmaindu­strie schieben sich gegenseiti­g den schwarzen Peter zu. Wer hat recht? Grundsätzl­ich ist es kein Problem, wenn Wirkstoffe wie Ibuprofen im Ausland produziert werden – so geht Globalisie­rung, und für den Arznei-Export nach Deutschlan­d gelten klare Regeln. Ein Problem ist es aber, wenn es für die weltweite Produktion eines Wirkstoffe­s nur noch wenige Hersteller gibt. Abhängigke­it von Oligopolen ist nicht nur teuer, sondern auch gefährlich.

Verschärft wird die Lage durch Rabattvert­räge der Krankenkas­sen. Grundsätzl­ich sorgen sie für einen effiziente­n Umgang mit Beitragsmi­tteln. Doch wer wie etwa die AOK Verträge mit nur einem Hersteller schließt, begibt sich in eine gefährlich­e Abhängigke­it zu Lasten der Patienten. Lege nie alle Eier in einen Korb – das alte Sprichwort gilt auch in der globalisie­rten Pharmawelt.

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MEDIKAMENT­E WERDEN IMMER . . ., TITELSEITE

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