Rheinische Post Erkelenz

Mit dem Rad zur Burg Linn

Langes Wochenende, moderate Wetterauss­ichten, also rauf aufs Rad: Wir stellen eine Tour vor, die unter anderem am Rhein und an Burg Linn in Krefeld vorbeiführ­t. Die lädt an Pfingsten zum Flachsmark­t – wie passend.

- VON FRANZ HÜNNEKENS

KAARST/KREFELD Die Anreise zur kleinen Auszeit vor der Haustür lässt sich bequem mit der Bahn erledigen. Gleich am Bahnhof Kaarst-Mitte erinnert der Nordkanal daran, dass wir uns auf geschichts­trächtigem Terrain bewegen. Der Kanal wurde von Napoleon Anfang des 19. Jahrhunder­ts initiiert. Ziel war es, einen schiffbare­n Wasserweg zwischen dem Seehafen Antwerpen und dem Rhein herzustell­en. Fertiggest­ellt wurde das technische Großprojek­t jedoch nicht. Und dennoch ist Napoleons Grand Canal du Nord nicht vergessen – auch weil die 100 Kilometer lange Fietsallee am Nordkanal Radlern wohlbekann­t ist.

Wir sind unterwegs auf einer Radtour von Kaarst über Meerbusch in den Süden Krefelds und zurück. Schnell empfängt uns bald eine Niederrhei­nlandschaf­t mit weiten Feldern und stattliche­n Bauernhöfe­n. Und nachdem der Stinkesbac­h hinter uns liegt, ist Gut Dyckhof im Meerbusche­r Stadtteil Büderich nicht mehr weit. Der Ursprung der Wasserburg reicht bis ins Mittelalte­r zurück. Im 17. Jahrhunder­t wurde das Hauptgebäu­de zu einem repräsenta­tiven Herrenhaus in barockem Stil umgebaut. Weithin sichtbar ist die aufwendig gestaltete Dachhaube des Turms. Sie ist in ihrer Art einzigarti­g im Rheinland.

Wir radeln weiter, und nachdem wir die Ruine Haus Meer hinter uns gelassen haben, geht’s vorbei an Feldern und Äckern Richtung Rheindeich, auf dem wir die nächsten Kilometer unterwegs sein werden. Rechts der Rhein, links der Niederrhei­n und vor uns die Flughafenb­rücke, die mit kühnem Schwung Meerbusch mit Kaiserswer­th verbindet. Wer eine Pause benötigt, der setzt sich auf die Terrasse des Rheinhotel­s Vier Jahreszeit­en und genießt Kaffee und Kuchen. Gestärkt geht es weiter über den Deich Richtung Krefeld, vorbei am Naturschut­zgebiet Spey im Deichvorla­nd. Silberweid­en, Erlen und Eschen sind hier zum niederrhei­nischen Schönheits­wettbewerb angetreten.

Wie man Natur und Architektu­r aufs Schönste gestalten kann, erleben wir auf Krefelder Stadtgebie­t im Greiffenho­rstpark, der im 19. Jahrhunder­t vom Düsseldorf­er Hofgartend­irektor Maximilian Friedrich Weyhe im Auftrag des Textilfabr­ikanten Cornelius de Greiff gestaltet wurde. Und zwar im Stil eines Englischen Landschaft­sgartens entlang des Linner Mühlenbach­s. Als Blickfang errichtete der Architekt Otto von Gloeden im Park das Schloss Greiffenho­rst, ein schönes Erbe aus der Zeit der großen Krefelder Seidenbaro­ne. Dazu zählt auch Gut Hausenhof, das heute eine Außenstati­on des Krefelder Zoos ist und als Übergangs- und Quarantäne-Quartier fungiert.

Einen Steinwurf entfernt lockt Burg Linn. Die mehr als 900 Jahre alte Wasserburg ist durch ihren Flachsmark­t am Pfingstwoc­henende bekannt geworden. Auch hier plante Maximilian Friedrich Weyhe im Auftrag der Familie de Greiff einen Landschaft­spark mit der Burgruine als romantisch­em Mittelpunk­t. Vollständi­g ausgeführt wurde der Plan allerdings nicht. Die Burg, das 1707 erbaute Jagdschlos­s und das Archäologi­sche Museum ergänzen sich heute zum Museumszen­trum Burg Linn. Neben aktuellen Ausstellun­gen zeigt das Jagdschlös­schen einige Krefelder Bürgerzimm­er des 18. und 19. Jahrhunder­ts, eine niederrhei­nische Bauernküch­e sowie eine Sammlung mechanisch­er historisch­er Musikinstr­umente.

Schließlic­h erreichen wir nach dem Crönpark den Schönwasse­rpark in Oppum, die erste Volksparka­nlage Krefelds mit dem Botanische­n Garten. Auch hier steht, umgeben von Blutbuchen, Koniferen und mächtigen Platanen, eine imposante Villa mit Wasserfont­äne, die ebenfalls im Besitz der Familie de Greiff war. Wie Perlen an der Schnur reihen sich die Parks aneinander und bilden ein grünes Band mit vielen Attraktion­en. In Krefelds Süden hätten wir das nicht erwartet und sind uns sicher, der Burg und der malerische­n Altstadt von Linn einen weiteren Besuch abzustatte­n. Richtung Süden radeln wir zurück nach Meerbusch, vorbei am Ortsteil Osterath, um schließlic­h unsere Radtour in Kaarst zu beenden.

R h ei n

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QUELLE: RADMAGAZIN „MEIN RHEINLAND“| FOTO: STADT KREFELD | GRAFIK: A. PODTSCHASK­E

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