Mit dem Rad zur Burg Linn
Langes Wochenende, moderate Wetteraussichten, also rauf aufs Rad: Wir stellen eine Tour vor, die unter anderem am Rhein und an Burg Linn in Krefeld vorbeiführt. Die lädt an Pfingsten zum Flachsmarkt – wie passend.
KAARST/KREFELD Die Anreise zur kleinen Auszeit vor der Haustür lässt sich bequem mit der Bahn erledigen. Gleich am Bahnhof Kaarst-Mitte erinnert der Nordkanal daran, dass wir uns auf geschichtsträchtigem Terrain bewegen. Der Kanal wurde von Napoleon Anfang des 19. Jahrhunderts initiiert. Ziel war es, einen schiffbaren Wasserweg zwischen dem Seehafen Antwerpen und dem Rhein herzustellen. Fertiggestellt wurde das technische Großprojekt jedoch nicht. Und dennoch ist Napoleons Grand Canal du Nord nicht vergessen – auch weil die 100 Kilometer lange Fietsallee am Nordkanal Radlern wohlbekannt ist.
Wir sind unterwegs auf einer Radtour von Kaarst über Meerbusch in den Süden Krefelds und zurück. Schnell empfängt uns bald eine Niederrheinlandschaft mit weiten Feldern und stattlichen Bauernhöfen. Und nachdem der Stinkesbach hinter uns liegt, ist Gut Dyckhof im Meerbuscher Stadtteil Büderich nicht mehr weit. Der Ursprung der Wasserburg reicht bis ins Mittelalter zurück. Im 17. Jahrhundert wurde das Hauptgebäude zu einem repräsentativen Herrenhaus in barockem Stil umgebaut. Weithin sichtbar ist die aufwendig gestaltete Dachhaube des Turms. Sie ist in ihrer Art einzigartig im Rheinland.
Wir radeln weiter, und nachdem wir die Ruine Haus Meer hinter uns gelassen haben, geht’s vorbei an Feldern und Äckern Richtung Rheindeich, auf dem wir die nächsten Kilometer unterwegs sein werden. Rechts der Rhein, links der Niederrhein und vor uns die Flughafenbrücke, die mit kühnem Schwung Meerbusch mit Kaiserswerth verbindet. Wer eine Pause benötigt, der setzt sich auf die Terrasse des Rheinhotels Vier Jahreszeiten und genießt Kaffee und Kuchen. Gestärkt geht es weiter über den Deich Richtung Krefeld, vorbei am Naturschutzgebiet Spey im Deichvorland. Silberweiden, Erlen und Eschen sind hier zum niederrheinischen Schönheitswettbewerb angetreten.
Wie man Natur und Architektur aufs Schönste gestalten kann, erleben wir auf Krefelder Stadtgebiet im Greiffenhorstpark, der im 19. Jahrhundert vom Düsseldorfer Hofgartendirektor Maximilian Friedrich Weyhe im Auftrag des Textilfabrikanten Cornelius de Greiff gestaltet wurde. Und zwar im Stil eines Englischen Landschaftsgartens entlang des Linner Mühlenbachs. Als Blickfang errichtete der Architekt Otto von Gloeden im Park das Schloss Greiffenhorst, ein schönes Erbe aus der Zeit der großen Krefelder Seidenbarone. Dazu zählt auch Gut Hausenhof, das heute eine Außenstation des Krefelder Zoos ist und als Übergangs- und Quarantäne-Quartier fungiert.
Einen Steinwurf entfernt lockt Burg Linn. Die mehr als 900 Jahre alte Wasserburg ist durch ihren Flachsmarkt am Pfingstwochenende bekannt geworden. Auch hier plante Maximilian Friedrich Weyhe im Auftrag der Familie de Greiff einen Landschaftspark mit der Burgruine als romantischem Mittelpunkt. Vollständig ausgeführt wurde der Plan allerdings nicht. Die Burg, das 1707 erbaute Jagdschloss und das Archäologische Museum ergänzen sich heute zum Museumszentrum Burg Linn. Neben aktuellen Ausstellungen zeigt das Jagdschlösschen einige Krefelder Bürgerzimmer des 18. und 19. Jahrhunderts, eine niederrheinische Bauernküche sowie eine Sammlung mechanischer historischer Musikinstrumente.
Schließlich erreichen wir nach dem Crönpark den Schönwasserpark in Oppum, die erste Volksparkanlage Krefelds mit dem Botanischen Garten. Auch hier steht, umgeben von Blutbuchen, Koniferen und mächtigen Platanen, eine imposante Villa mit Wasserfontäne, die ebenfalls im Besitz der Familie de Greiff war. Wie Perlen an der Schnur reihen sich die Parks aneinander und bilden ein grünes Band mit vielen Attraktionen. In Krefelds Süden hätten wir das nicht erwartet und sind uns sicher, der Burg und der malerischen Altstadt von Linn einen weiteren Besuch abzustatten. Richtung Süden radeln wir zurück nach Meerbusch, vorbei am Ortsteil Osterath, um schließlich unsere Radtour in Kaarst zu beenden.
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