Ein Bergischer Löwe für eine CDU-Chefin unter Druck
Annegret Kramp-Karrenbauer nutzt eine Preisverleihung in Düsseldorf zur politischen Manöverkritik.
DÜSSELDORF Annegret Kramp-Karrenbauer hat schon ruhigere Zeiten in der Politik erlebt. Nicht nur die Umfragewerte der CDU sind eingebrochen, auch die der Bundesvorsitzenden selbst befinden sich im Sinkflug. 18 Prozent der Befragten trauen Kramp-Karrenbauer noch zu, die Union erfolgreich in die Zukunft zu führen, im März waren es 41. Als Bundeskanzlerin halten sie noch 18 Prozent geeignet (zuvor 34). Beim Mittelstands-Pfingstempfang in der Handwerkskammer Düsseldorf bot sich der 56-Jährigen am Freitagabend aber die Gelegenheit, die schlechten Werte wegzulächeln.
Die Bezirksmittelstands- und Wirtschaftsvereinigung der CDU Düsseldorf würdigte Kramp-Karrenbauer mit dem Bergischen Löwen für ihre Verdienste um die soziale Marktwirtschaft – als erst zweite Frau in 25 Jahren. Die CDU-Vorsitzenden war aber nicht nur für Dankesworte nach Düsseldorf gekommen. In ihrer Rede stritt Kramp-Karrenbauer erst gar nicht erst ab, dass die schlechten Umfragewerte besorgniserregend seien. „Die Daten für die CDU sind ausbaufähig“, sagte die Bundesvorsitzende: „Wenn die Menschen mit der Arbeit der Groko nicht mehr zufrieden sind, dann ist die beste Antwort, wieder bessere Politik zu machen. Daran müssen wir arbeiten.“Deutschland brauche eine handlungsfähige Regierung, und wenn CDU und SPD auch viel mit sich selbst beschäftigt seien, müsse man Verantwortung für das Land zu übernehmen: „Und auch mal die Zähne zusammenbeißen.“
Kramp-Karrenbauer stellte aber auch gleich klar, dass es auf die Union ankomme, Deutschland erfolgreich zu führen, und sie verteilte Seitenhiebe auf SPD und Grüne. Die Sozialdemokraten würden nach der von Juso-Chef Kevin Kühnert angeheizten Debatte von der Wiedereinführung des Sozialismus träumen. „Und die Grünen ziehen dann doch lieber die linke Karte“, sagte Kramp-Karrenbauer und sprach damit ein eventuelles Bündnis von Grünen, SPD und der Linkspartei in Bremen an, wo die CDU bei der Landtagswahl die meisten Stimmen erhalten hatte.