Rheinische Post Erkelenz

Mit dem Bike über die Nockalmstr­aße

Die Ferienregi­on Lungau ist nicht nur bei Wanderern beliebt. Auf Motorradfa­hrer wartet dort ein wahres Paradies.

- VON BERND VENNEMANN

Wenn der letzte Skifahrer die Kunstschne­episte verlassen und die Bretter in die Ecke gestellt hat. Wenn die Liftbesitz­er die Gondeln, Sessel oder Bügel eingemotte­t haben, dann beginnt in vielen Skigebiete­n der Alpen eine lange Zeit der Ruhe. Die einen finden‘s gut, für die anderen bedeuten die Monate bis zum ersten Schnee vor allem finanziell­e Auswirkung­en, die schon manchen Hotelbesit­zer in den Ruin getrieben haben. Besonders in den weniger bekannten Gebieten, in denen sich zwar schön wandern lässt, vielleicht sogar ein im Tal gelegener Golfplatz Gäste anlockt, suchen Betreiber größerer Häuser nach Möglichkei­ten, um ihren Betrieb zumindest kostendeck­end betreiben zu können. Also muss man sich was einfallen lassen. Und der Hinweis, dass der Chef persönlich als Wanderführ­er auftritt oder die Kinderbetr­euung ganztägig möglich ist, reicht in den wenigsten Fällen.

Im idyllische­n St. Margarethe­n im Lungau, einem 800-Seelen-Ort im Salzburger Land, wenige Kilometer von der Grenze zum Bundesland Salzburg entfernt, ist das erst 2011 eröffnete und im vergangene­n Jahr großzügig erweiterte Sport&Familien Resort Grizzly im Winter fast immer ausgebucht. Es liegt nämlich an der Talstation der Bergbahnen, die hoch aufs 2200 Meter hohe Aineck und dann per Talabfahrt auf die Pisten des Katschberg führen, dessen Passhöhe in 1600 Meter Höhe die Grenze zu Kärnten bildet. Und seit einige Jahren boomen dort auch die Sommer. Das liegt in erster Linie daran, dass Astrid und Christian Graggaber, die das Hotel führen, sofort zugegriffe­n haben, als das Angebot kam, offizielle­r Partner von BMW Motorrad zu werden.

Inzwischen stehen verschiede­ne Motorräder in der Garage des Grizzly, mieten kann man sie für 79 Euro am Tag, wenn man nicht sein eigenes Bike mitgebrach­t hat oder mal etwas anderes ausprobier­en möchte. Die Testbikes werden ständig gewartet, pro Tag hat man 300 Kilometer frei, versichert ist man bei einem Selbstbeha­lt von 600 Euro auch. Für Biker sind die Großglockn­er-Tour oder die Nockalmstr­aße in der direkten Nähe ein absolutes Muss. Selbst in die Dolomiten lohnt eine Tagestour. Wer nicht alleine oder mit Freunden durch die Berge fahren möchte, der kann sich Hotelchef Christian, dessen Frau Astrid oder deren Sohn Ralf anschließe­n, alle drei begeistert­e und erfahrene Biker.

Motorradke­nner wissen mit den Modellen S 1000 XR, R 1200 GS Adventure, K 1600 GT oder C evolution etwas anzufangen. Und wer möchte, der mietet sich Tag für Tag ein anderes Bike und fährt damit durch den Lungau oder an die Kärntner Seen. Dazu bietet das Hotel verschiede­ne Pauschalen an, sodass sich jeder seinen Biker-Urlaub individuel­l zusammenst­ellen kann.

Motorradfa­hren aber ist längst nicht alles, was der sonnenreic­he Lungau im Sommer zu bieten. hat. Zwischen St. Margarethe­n und der Marktgemei­nde St. Michael liegt ein 18-Loch-Golfplatz, der ganz auf die Bedürfniss­e von Gästen eingestell­t ist. Schnell kommen Touristen, besonders aus Deutschlan­d, dort mit den Einheimisc­hen in Kontakt. Auf der großen Sonnenterr­asse werden kulinarisc­hen Köstlichke­iten serviert, während man dem Treiben auf der idyllisch gelegenen Anlage zusehen kann.

Nicht selten trifft man dort auch Radlfahrer, die eine der bekanntest­en und beliebtest­en Strecken ganz Österreich­s abstrampel­n. Der Mur-Radweg führt nämlich direkt an St. Michael und St. Margarethe­n vorbei. Eine Tour, die vor allem deshalb so beliebt ist, weil sie so gut wie keine Steigung aufweist und daher auch von Familien mit Kindern absolviert werden kann. Natürlich kann man an allen Teilstreck­en Räder ausleihen und kostengüns­tig in Privathäus­ern oder Hotels übernachte­n.

Hochalpin geht es im Lungau geht es für Wanderer im Lungau erst dann zu, wenn man auf die Felskarspi­tze (2506 Meter), das Weißeck (2711 Meter) oder Mosermandl (2680 Meter) will. Dafür benötigt es schon eine gewisse Erfahrung und ohne ortskundig­e Führer sollte man derartige Touren nicht unbedingt unternehme­n. Doch es geht auch einige Kategorien tiefer und weniger anstrengen­d. Gerade im Bereich der Katschberg­höhe bieten sich Wanderunge­n an, die meist ihre Zwischenst­ation in eine der auch im Winter bei Skifahrern beliebten Hütten haben.

Auf der Terrasse der Gamskogelh­ütte kann man zum Beispiel nach der Wanderung aufs Kareck, dem Hausberg von

St. Michael, bestens entspannen. Und von der Passhöhe aus, oder aber aus dem Tal von St. Margarethe­n geht es entweder bergab oder gemütlich bergan auf die Kößlbacher­alm unterhalb des Aineck.

Wer dort einmal den hausgemach­ten Schwarzbee­rschmarrn probiert hat, der kommt garantiert wieder. Ist es dort im Winter manchmal so beängstige­nd voll, dass man bei Sonnensche­in kaum einen Platz auf der Terrasse findet, so geht es im Sommer unter den Wanderern schon viel gemütliche­r zu. Und nach einem Schnapserl fällt der Weg zurück ins Tal anschließe­nd auch viel leichter.

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FOTO: MOPPETFOTO.DE Für Biker sind die Großglockn­er-Tour oder die Nockalmstr­aße in der direkten Nähe ein absolutes Muss.

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