Im Einsatz für „Erstis“auf dem Campus
Als Erstsemestertutorin engagiert sich Alvina Hoppe für Studien-Neulinge an der Hochschule Niederrhein.
KREFELD Die dringlichsten Fragen aller Erstsemester lauten etwa so: Wie mache ich mir meinen Stundenplan? Und: Wie leihe ich mir Bücher in der Bibliothek aus? Wo ist die Mensa? Wo geht man abends aus? Und vor allem: Wie lerne ich hier Leute kennen? Um die Neuankömmlinge im Uni-Betrieb, im Studentenjargon Erstis genannt, in der Anfangszeit in der neuen Umgebung zu unterstützen und ihnen den Einstieg ins Studium zu erleichtern, gibt es an der Hochschule Niederrhein die sogenannten Erstsemester-Tutoren.
„Die Neuen trauen sich ganz andere Fragen zu stellen, als sie es bei den Dozenten tun würden“
Heike Kröpke
Leiterin des Tutorenprogramms
Sie zeigen den Neuen den Campus und die Stadt, erstellen die Stundenpläne, gehen auf Kneipentour und sorgen insgesamt dafür, dass die Erstis sich gut einleben.
Alvina Hoppe hat als Tutorin schon einige Erstsemester-Jahrgänge betreut. Dabei hatte sie ihre eigene Ersti-Woche damals verpasst: „Ich bin durch das Nachrückverfahren ins Studium gekommen und deshalb später gestartet als die anderen. Aber durch den Fachschaftsrat habe ich dann bald von der Ersti-Woche erfahren und wollte mithelfen: Schließlich ist es doch eine tolle Sache, den Erstis den Einstieg zu erleichtern“, sagt die BWL-Studentin, die jetzt in den Master starten wird. Sie möchte den Erstsemestern vor allem auch vermitteln, im Studium die richtige Balance zwischen Lernen und Leben zu finden. „Die Erstsemester stellen vor allem studienbezogene Fragen, das hat mit der Zeit auch wirklich zugenommen“, sagt die 25-Jährige. „Alle wollen in der Regelstudienzeit fertig werden. Ich versuche auch, ihnen etwas Entspannung zu vermitteln. Denn natürlich soll man erfolgreich studieren – aber dies ist eben auch eine Zeit, in der man seine Freiheit genießen kann.“
Besonders mag Alvina Hoppe an ihrer Aufgabe, dass sie dabei ist, wenn sich Freundschaften fürs Leben gründen. „Ich habe es oft erlebt, dass die Gruppen, die bei der Stadtrallye zusammen durch die Straßen gezogen sind, gemeinsam lernen und befreundet bleiben.“
Dass sie im vergangenen Wintersemester das Abschluss-Event der Ersti-Woche erfolgreich organisiert hat, macht sie stolz: „Wir wollten eine coole Veranstaltung mit Bühne, Bands, Catering und so weiter auf die Beine stellen – ich habe dafür ein ganzes Team geleitet. Dass hat wirklich super geklappt und mich darin bestärkt, vielleicht nach dem Studium in die Richtung Veranstaltungsmanagement zu gehen.“
Neben diesen praktischen Erfahrungen profitieren die Erstsemestertutoren an der Hochschule Niederrhein aber auch von einer handfesten, praxisnahen Ausbildung. Das Tutorenprogramm hat eine lange Tradition an der Hochschule: Erstsemester- und Fachtutoren erhalten Workshops, etwa zum Thema Gruppendynamik, Präsentation und Rhetorik. „Thema war da beispielsweise auch, welche Kennenlernspiele man machen und wie man mit großen Gruppen umgehen kann“, sagt Alvina Hoppe. Und: Für alle geschulten Tutoren gibt es ein Zertifikat als Auszeichnung für ihr Engagement. „Und dieses Zertifikat stößt bei Personalern durchaus auf positives Interesse“, sagt Heike Kröpke, die das Tutorenprogramm an der Hochschule leitet. „Unsere Tutoren sind qualifiziert und zertifiziert und erwerben durch ihr Engagement wertvolle Schlüsselkompetenzen.“
Gerade die Erstsemestertutoren gibt es an der Hochschule Niederrhein schon über Jahrzehnte, so Kröpke. „Ihre Aufgabe ist sozial-integrativ: Sie bereiten die neuen Studierenden auf das Leben an der Hochschule und in der Stadt vor. Dafür besprechen wir vorher mit ihnen ihre Rolle: Bei allem Spiel und Spaß repräsentieren sie doch ganz offiziell die Hochschule.“Auch wie
man mit Besserwissern und Störenfrieden in der Gruppe umgeht, ist Teil der Schulungen, ebenso wie man einen Vortrag hält und sich gut präsentieren kann. „Der Charme der Erstsemestertutoren ist natürlich, dass sie den Studierenden auf Augenhöhe begegnen. So trauen sich die Neuen, die oft doch sehr unsicher sind in den ersten Tagen, ganz andere Fragen zu stellen, als sie es gegenüber Dozenten tun würden. Und sie erfahren eben auch ganz praktische Dinge: Wo man am besten einkaufen kann zum Beispiel, oder welche Klausuren besonders schwer werden.“
Für 2019 plant das Tutorenprogramm etwas ganz Neues für seine Erstsemestertutoren: Beim so genannten Ersti-Camp sollen die Tutoren aller Fachbereiche gemeinsam übergreifend geschult werden und sich zudem austauschen können. So können sie voneinander lernen und Synergieeffekte nutzen. „Ein Fachbereich hatte beispielsweise ein Ersti-Café eingerichtet“, sagt Heike Kröpke. „Vielleicht möchten andere diese Idee übernehmen. Und auch Partys könnte man ja zusammen organisieren“