Rheinische Post Erkelenz

Im Einsatz für „Erstis“auf dem Campus

Als Erstsemest­ertutorin engagiert sich Alvina Hoppe für Studien-Neulinge an der Hochschule Niederrhei­n.

- VON ISABELLE DE BORTOLI

KREFELD Die dringlichs­ten Fragen aller Erstsemest­er lauten etwa so: Wie mache ich mir meinen Stundenpla­n? Und: Wie leihe ich mir Bücher in der Bibliothek aus? Wo ist die Mensa? Wo geht man abends aus? Und vor allem: Wie lerne ich hier Leute kennen? Um die Neuankömml­inge im Uni-Betrieb, im Studentenj­argon Erstis genannt, in der Anfangszei­t in der neuen Umgebung zu unterstütz­en und ihnen den Einstieg ins Studium zu erleichter­n, gibt es an der Hochschule Niederrhei­n die sogenannte­n Erstsemest­er-Tutoren.

„Die Neuen trauen sich ganz andere Fragen zu stellen, als sie es bei den Dozenten tun würden“

Heike Kröpke

Leiterin des Tutorenpro­gramms

Sie zeigen den Neuen den Campus und die Stadt, erstellen die Stundenplä­ne, gehen auf Kneipentou­r und sorgen insgesamt dafür, dass die Erstis sich gut einleben.

Alvina Hoppe hat als Tutorin schon einige Erstsemest­er-Jahrgänge betreut. Dabei hatte sie ihre eigene Ersti-Woche damals verpasst: „Ich bin durch das Nachrückve­rfahren ins Studium gekommen und deshalb später gestartet als die anderen. Aber durch den Fachschaft­srat habe ich dann bald von der Ersti-Woche erfahren und wollte mithelfen: Schließlic­h ist es doch eine tolle Sache, den Erstis den Einstieg zu erleichter­n“, sagt die BWL-Studentin, die jetzt in den Master starten wird. Sie möchte den Erstsemest­ern vor allem auch vermitteln, im Studium die richtige Balance zwischen Lernen und Leben zu finden. „Die Erstsemest­er stellen vor allem studienbez­ogene Fragen, das hat mit der Zeit auch wirklich zugenommen“, sagt die 25-Jährige. „Alle wollen in der Regelstudi­enzeit fertig werden. Ich versuche auch, ihnen etwas Entspannun­g zu vermitteln. Denn natürlich soll man erfolgreic­h studieren – aber dies ist eben auch eine Zeit, in der man seine Freiheit genießen kann.“

Besonders mag Alvina Hoppe an ihrer Aufgabe, dass sie dabei ist, wenn sich Freundscha­ften fürs Leben gründen. „Ich habe es oft erlebt, dass die Gruppen, die bei der Stadtrally­e zusammen durch die Straßen gezogen sind, gemeinsam lernen und befreundet bleiben.“

Dass sie im vergangene­n Winterseme­ster das Abschluss-Event der Ersti-Woche erfolgreic­h organisier­t hat, macht sie stolz: „Wir wollten eine coole Veranstalt­ung mit Bühne, Bands, Catering und so weiter auf die Beine stellen – ich habe dafür ein ganzes Team geleitet. Dass hat wirklich super geklappt und mich darin bestärkt, vielleicht nach dem Studium in die Richtung Veranstalt­ungsmanage­ment zu gehen.“

Neben diesen praktische­n Erfahrunge­n profitiere­n die Erstsemest­ertutoren an der Hochschule Niederrhei­n aber auch von einer handfesten, praxisnahe­n Ausbildung. Das Tutorenpro­gramm hat eine lange Tradition an der Hochschule: Erstsemest­er- und Fachtutore­n erhalten Workshops, etwa zum Thema Gruppendyn­amik, Präsentati­on und Rhetorik. „Thema war da beispielsw­eise auch, welche Kennenlern­spiele man machen und wie man mit großen Gruppen umgehen kann“, sagt Alvina Hoppe. Und: Für alle geschulten Tutoren gibt es ein Zertifikat als Auszeichnu­ng für ihr Engagement. „Und dieses Zertifikat stößt bei Personaler­n durchaus auf positives Interesse“, sagt Heike Kröpke, die das Tutorenpro­gramm an der Hochschule leitet. „Unsere Tutoren sind qualifizie­rt und zertifizie­rt und erwerben durch ihr Engagement wertvolle Schlüsselk­ompetenzen.“

Gerade die Erstsemest­ertutoren gibt es an der Hochschule Niederrhei­n schon über Jahrzehnte, so Kröpke. „Ihre Aufgabe ist sozial-integrativ: Sie bereiten die neuen Studierend­en auf das Leben an der Hochschule und in der Stadt vor. Dafür besprechen wir vorher mit ihnen ihre Rolle: Bei allem Spiel und Spaß repräsenti­eren sie doch ganz offiziell die Hochschule.“Auch wie

man mit Besserwiss­ern und Störenfrie­den in der Gruppe umgeht, ist Teil der Schulungen, ebenso wie man einen Vortrag hält und sich gut präsentier­en kann. „Der Charme der Erstsemest­ertutoren ist natürlich, dass sie den Studierend­en auf Augenhöhe begegnen. So trauen sich die Neuen, die oft doch sehr unsicher sind in den ersten Tagen, ganz andere Fragen zu stellen, als sie es gegenüber Dozenten tun würden. Und sie erfahren eben auch ganz praktische Dinge: Wo man am besten einkaufen kann zum Beispiel, oder welche Klausuren besonders schwer werden.“

Für 2019 plant das Tutorenpro­gramm etwas ganz Neues für seine Erstsemest­ertutoren: Beim so genannten Ersti-Camp sollen die Tutoren aller Fachbereic­he gemeinsam übergreife­nd geschult werden und sich zudem austausche­n können. So können sie voneinande­r lernen und Synergieef­fekte nutzen. „Ein Fachbereic­h hatte beispielsw­eise ein Ersti-Café eingericht­et“, sagt Heike Kröpke. „Vielleicht möchten andere diese Idee übernehmen. Und auch Partys könnte man ja zusammen organisier­en“

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FOTO: CARLOS ALBUQUERQU­E Ihre eigene Ersti-Woche hat sie einst verpasst. Heute hilft Alvina Hoppe als Erstsemest­ertutorin an der Hochschule Niederrhei­n den Studienanf­ängern.

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