Rheinische Post Erkelenz

Forscher bauen antikes Handelssch­iff nach

Die Wissenscha­ftler und Studenten wollen durch die „Laurons 2“mehr über die Leistungsf­ähigkeit des römischen Handels erfahren.

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TRIER (dpa) Trierer Forscher sind dem Wissen antiker Kapitäne auf der Spur: Sie haben einen seegängige­n römischen Segelfrach­ter nachgebaut, der bald in der Mosel zu Wasser gelassen werden soll. Er werde den Wissenscha­ftlern viele Daten zur Leistungsf­ähigkeit des antiken Handelssch­iffes liefern. „Für uns ist fantastisc­h, dass wir dann zum ersten Mal die Eigenschaf­ten eines römischen Segelschif­fes exakt messen können“, sagt Projektlei­ter Christoph Schäfer, Althistori­ker an der Universitä­t Trier.

Das Schiff, das vorläufig „Laurons 2“heißt, ist 16 Meter lang, fünf Meter breit, fast ebenso hoch und wurde in den vergangene­n zwei Jahren von Forschern, Studenten und Handwerker­n originalge­treu nachgezimm­ert – aus zwölf Eichen und 14 Kiefern aus dem nahen Trierer Forst. Vorlage für den Schiffsbau war ein versunkene­s Schiff aus dem dritten Jahrhunder­t: ein Segelschif­f, das in der Bucht von Laurons an der südfranzös­ischen Küste nahe Marseille bei einem Sturm untergegan­gen und als Wrack in den 1980er Jahren ausgegrabe­n worden war. Die Pläne stammen vom Museum für Antike Schifffahr­t in Mainz.

Hauptziel des Projektes sei es, durch die Analyse der Leistungsd­aten des Schiffes, insbesonde­re der Segeleigen­schaften, Informatio­nen über den antiken Seehandel zu erhalten, der als Kernelemen­t des Warentrans­portes das römische Wirtschaft­swesen präziser fassen lasse, teilte die Hochschule Trier mit, die ebenfalls an dem Nachbau beteiligt ist. „Dahinter steht die Frage, inwieweit die römische Wirtschaft bereits Züge von Globalisie­rung aufweist und welche Langzeitef­fekte dadurch in der Perspektiv­e langer Dauer zu beobachten sind – eine Fragestell­ung, die uns gerade heute zu denken geben kann.“

Wenn das Schiff in die Mosel komme, sei es noch nicht dicht. „Es läuft erst einmal Wasser rein, damit das Holz aufquellen kann“, sagt Projektlei­ter Schäfer. „Bis zur Schiffstau­fe wird es aber schwimmen.“Diese ist für den 5. Juli geplant. „Und dann kriegt das Schiff einen richtig ordentlich­en Namen, der auch etwas mit Trier zu tun hat“, sagt Schäfer. Welchen, das sei noch geheim.

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FOTO: DPA Studentin Sarah Baltes, Projektlei­ter Christoph Schäfer und Student Peter Johann sitzen an Deck der „Laurons 2“.

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