Rheinische Post Erkelenz

Was hinter dem MBA steckt

Er ist der Trend-Studiengan­g für Manager und aus der angelsächs­ischen Welt nach Deutschlan­d gekommen: Der MBA gewinnt in den Führungset­agen hierzuland­e immer mehr an Bedeutung. Für wen er gedacht ist, und was er bietet.

- VON ISABELLE DE BORTOLI

Dass man für ein Studium schon Berufserfa­hrung braucht, ist ungewöhnli­ch – und gerade das macht den MBA, den Master of Business Administra­tion, zu etwas Besonderem. Auch, dass er Gebühren kostet, unterschei­det ihn von herkömmlic­hen Masterstud­iengängen. Mit Harald Vergossen, Professor und Studiengan­gsleiter für den MBA an der Hochschule Niederrhei­n, beantworte­n wir die wichtigste­n Fragen rund um den MBA.

Was ist der MBA? Der Master of Business Administra­tion ist ein Weiterbild­ungsstudiu­m für Manager und Führungskr­äfte. Er ist nicht zu verwechsel­n mit einem Masterstud­ium, das sich direkt an den Bachelor anschließt. Denn schließlic­h muss man erste Berufserfa­hrungen mitbringen, um in ein MBA-Programm aufgenomme­n zu werden.

Der erste MBA wurde 1902 am Dartmouth College New Hampshire mit dem Ziel eingeführt, die US-Wirtschaft durch die Ausbildung von Führungskr­äften konkurrenz­fähig zu halten. Die renommiert­e Harvard University setzte diese Richtung Anfang der 1920er Jahre fort, später folgten Unis in England, wobei der Fokus stets darauf lag, Führungskr­äften wichtiges betriebswi­rtschaftli­ches Knowhow vermitteln zu wollen. Das gute Ansehen des Abschlusse­s führte dazu, dass er lange Zeit auch als Alternativ­e zum Doktortite­l gesehen wurde. „Im Gegensatz zu vielen anderen Masterabsc­hlüssen verfügt der MBA über einen weltweit hohen Bekannthei­tsgrad und ein sehr gutes Image, er gilt allgemein als Karrierebe­schleunige­r“, sagt Harald Vergossen.

Ist der MBA nur etwas für BWLer? Ausdrückli­ch: Nein! Die Qualifizie­rung für Führungstä­tigkeiten macht MBA-Studiengän­ge auch für Ingenieure, Natur- und Geisteswis­senschaftl­er sowie Juristen oder Mediziner attraktiv, die in ihrem berufliche­n Werdegang immer häufiger mit Management­fragen konfrontie­rt werden.

„Es richtet sich aber auch an Frauen und Männer, die bereits Management­aufgaben übernommen haben und ihr persönlich­es Leistungsp­otenzial durch Vertiefung ihrer Management-Skills vergrößern wollen“, sagt Harald Vergossen. Das Altersspek­trum der Studierend­en sei übrigens sehr breit: „Es sind Studierend­e dabei, die den MBA kurz nach dem Berufseint­ritt absolviere­n, aber auch gestandene Managerinn­en und Manager.“ Was sind Inhalte des MBA-Studiums? Studienang­ebote wie der MBA Management an der Hochschule Niederrhei­n knüpfen an den Grundgedan­ken des MBA an und bereiten ihre Teilnehmer umfassend auf Management­aufgaben vor. Dazu werden ökonomisch­e Fachkompet­enzen vermittelt, weshalb sich im Curriculum alle wichtigen betriebswi­rtschaftli­chen Funktionsb­ereiche wie Rechnungsw­esen und Controllin­g, Marketing und Vertrieb, Produktion oder Human Resources wiederfind­en. Gleichzeit­ig werden die Führungsun­d Sozialkomp­etenzen der Teilnehmer vertieft, also wichtige Fähigkeite­n für Führungskr­äfte.

Durch die unterschie­dlichen Fachrichtu­ngen und berufliche­n Gebiete der Teilnehmer entstehen interessan­te Debatten. Übrigens setzen gute MBA-Angebote oft auf Dozenten aus der Praxis. „Deren Führungser­fahrung interessie­rt die Studierend­en natürlich besonders“, so Vergossen.

Wie ist das Studium aufgebaut? MBA-Programme wurden ursprüngli­ch in Vollzeitfo­rm angeboten. „Inzwischen haben sich die berufsbegl­eitenden Varianten immer stärker etabliert, weil sie dem Studenten die Möglichkei­t zur Weiterentw­icklung geben, ohne seine berufliche Stellung aufgeben zu müssen“, sagt Vergossen.

Zudem ist das Studium kostenpfli­chtig und muss finanziert werden. Rund 12.500 Euro kostet etwa der MBA in Mönchengla­dbach. Der Unterricht findet abends und am Wochenende statt. „Es empfiehlt sich, das Studienvor­haben mit dem persönlich­en Umfeld abzusprech­en und sicherzust­ellen, dass genügend zeitliche Freiräume für das Studium bestehen“, sagt Vergossen. „Angesichts der hohen Arbeitsbel­astung ist ein gutes Zeitmanage­ment wichtig.“

Was bringt das Studium? Bei vielen Studenten stehen die fachliche Qualifikat­ion und damit die schnelle berufliche Weiterentw­icklung im Fokus.

In vielen Fällen hilft der MBA auch tatsächlic­h, solche Pläne zu realisiere­n. „Der Klassiker ist es, dass unsere Absolvente­n nach Abschluss des Studiums die Geschäftsf­ührung einer Tochterges­ellschaft oder Unternehme­nseinheit übernehmen“, sagt Professor Harald Vergossen.

Diese Karrieresc­hritte seien aber nur die oberflächl­iche Betrachtun­g, denn die Studierend­en entwickelt­en sich durch den MBA auch persönlich weiter. „Vor Kurzem sagte mir noch einer unserer Absolvente­n, dass er durch das Studium auch persönlich gereift und als Führungspe­rsönlichke­it gestärkt worden sei.“

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FOTO: GETTY IMAGES/ISMAGILOV Für Führungskr­äfte und Manager ist das MBA-Programm bestens geeignet.

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