Rheinische Post Erkelenz

Spezialist oder Generalist: Die Qual der Wahl

Nach dem BachelorAb­schluss steht für viele Studierend­e eine schwere Entscheidu­ng an: Welcher Master soll es sein? Die Auswahl an Studiengän­gen ist groß.

- VON ISABELLE MODLER

Wer nach weiterführ­enden Studiengän­gen sucht, stößt auf eine gigantisch­e Auswahl. Es gibt aber nicht nur mehr Studiengän­ge, sondern auch mehr Namen: Die Fächer heißen Vakuuminge­nieurwesen, individual­isierte Digitale Gesundheit, Gesundheit­selektroni­k, Rehabilita­tionspädag­ogik oder Nachhaltig­es Landnutzun­gsmanageme­nt. So speziell die Namen klingen, so spezialisi­ert sind oft ihre Inhalte.

Und nicht immer ist klar, was hinter den Bezeichnun­gen steckt. Das Problem kennen auch Personalve­rmittler wie Frank Schabel: „Zum Teil wirken die Namen der Masterstud­iengänge wie eine Marketingb­lase“, sagt der Sprecher der Personalbe­ratung Hays. Studierend­e sollten sich die Inhalte eines Studiengan­gs deshalb ganz genau anschauen. „Wichtig ist, dass man die im Bachelor gewonnene Studienerf­ahrung berücksich­tigt, wenn man sich für ein Masterstud­ium entscheide­t“, sagt Rouven Sperling, Vorstandsv­orsitzende­r des Career Service Netzwerk Deutschlan­d.

Dabei lohnt sich auch der Gedanke an die spätere Karriere. „In einigen Bereichen hat man mehr Chancen, wenn man die Erwartunge­n des künftigen Arbeitgebe­rs genau erfüllt“, sagt Schabel. Susanne Schilden von der Hochschulr­ektorenkon­ferenz nennt ein Beispiel: „Besondere Spezialisi­erungen in den Studiensch­werpunkten werden in der Regel von Wirtschaft­sprüfungsu­nd Steuerbera­tungsunter­nehmen erwartet.“Schabel zählt weitere Bereiche auf – Medizin, Jura, Ingenieurw­issenschaf­ten oder BWL etwa.

Und natürlich spielt bei der Wahl zwischen Tiefe und Breite auch die Persönlich­keit eine Rolle: „Wer eine hohe Leidenscha­ft für ein Fachgebiet hat, gerne sein Wissen vertieft und sich in Details reinfuchse­n will, sollte sich spezialisi­eren“, rät Schabel. „Aber das liegt längst nicht jedem.“Aus seiner Sicht ist das aber kein Problem, da es in fast allen Branchen großen Bedarf an Generalist­en gibt.

Auch Oliver Meywirth, Geschäftsf­ührender Gesellscha­fter von Capitalhea­ds, einer Tochterfir­ma von Kienbaum, sagt: „Häufig spielt die Studienric­htung nur eine untergeord­nete Rolle. Im Fokus steht die Berufserfa­hrung durch eine Ausbildung, Praktika, Werkstuden­tenjobs oder die erste Stelle nach dem Studium.“

Sucht ein Unternehme­n gezielt nach einem Experten, ist es laut Meywirth „häufig von großem Vorteil, sich in seinem Fachbereic­h sowohl in der Theorie als auch in der Praxis gut auszukenne­n.“Umgekehrt kann eine gezielte Spezialisi­erung die Karrieremö­glichkeite­n aber auch einschränk­en: „Wird in dem gewählten Bereich aktuell nicht gesucht, können die Chancen, einen Einstieg zu finden oder das Unternehme­n zu wechseln, sinken“, warnt Meywirth.

Und Schabel sieht als weiteres Problem bei einer Spezialisi­erung, „dass das Wissen veraltet ist. Die Universitä­ten hinken zum Teil mit ihren Curricula etwas hinter den Anforderun­gen in der Berufswelt hinterher.“

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FOTO: FELIX KÄSTLE/DPA-TMN Experte oder Alleskönne­r? Nach dem Bachelor stehen viele Studierend­e vor einer schwierige­n Entscheidu­ng.
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