Köln gedenkt des NSU-Anschlags – Streit um Mahnmal
KÖLN (dpa) Mit einer Gedenkminute haben am Sonntag mehrere Hundert Menschen in der Kölner Keupstraße des Nagelbombenanschlags der Neonazi-Terrorzelle NSU vor 15 Jahren gedacht. Während der Schweigeminute wurden 15 weiße Tauben als Friedenssymbol aus einem Käfig frei gelassen. Der Inhaber eines Cafés erinnerte an die Tat am 9. Juni 2004. „Es floss Blut aus meinen Ohren“, sagte er. „Erst dachten wir an eine Gasexplosion, aber dann sahen wir die Nägel.“22 Menschen wurden verletzt, vier davon schwer.
Kurz vor dem Jahrestag waren am 3. Juni in der Nachbarschaft der Keupstraße Flugblätter mit Hakenkreuzen und Gewaltaufrufen gegen Muslime in Briefkästen eingeworfen worden. Oberbürgermeisterin Henriette Reker (parteilos) bezeichnete die Drohbriefe als „widerwärtige Aktion“und als „abscheuliches Gedankengut rechtsextremer Spinner“.
Bei einer Diskussion im Schauspielhaus in Köln-Mülheim zeigte sich, dass viele Anwohner mit der Aufarbeitung der NSU-Verbrechen unzufrieden sind. So ist ein seit langem geplantes Mahnmal des Berliner Künstlers Ulf Aminde noch nicht realisiert worden. Geschäftsleute und Anwohner aus der türkisch geprägten Keupstraße wünschen es sich auf einem Grundstück nahe des Tatorts. Das Grundstück gehört aber nicht der Stadt, sondern einem privaten Investor.