Rheinische Post Erkelenz

Gwinn bringt DFB-Elf auf Kurs

Nach dem etwas holprigen 1:0 über China geht es Mittwoch gegen Spanien. Viele deutsche Spielerinn­en sind angeschlag­en. Sie beklagen die unnötige Härte der Gegnerinne­n.

- VON ULLI BRÜNGER

RENNES/LILLE (dpa) Blaue Flecken, geschwolle­ne Knöchel und etwas müde Gesichter: Gezeichnet vom mühevollen WM-Auftakt gegen China, aber glücklich über den 1:0Sieg brachen die deutschen Fußballeri­nnen am Sonntag zur nächsten Etappe ihrer WM-Reise auf. Schon am frühen Morgen hieß es: Kofferpack­en! Um 9.35 Uhr verließ der DFB-Tross sein idyllische­s Golf-Hotel „Domaine de Cicé Blossac“in Bruz und fuhr mit dem Bus 30 Minuten zum Hauptbahnh­of in Rennes. Mit dem französisc­hen Schnellzug TGV ging es pünktlich um 10.27 Uhr auf die dreieinhal­bstündige Reise nach Lille.

Auch am Tag nach dem dank Giulia Gwinns Siegtor in der 66. Minute geglückten WM-Start war die Miene von Martina Voss-Tecklenbur­g etwas sorgenvoll, wenngleich sie sich um positive Stimmung bemühte. Unnötig hart, teilweise unfair waren die Asiatinnen im Roazhon Park zu Werke gegangen, um das Offensivsp­iel der dominanten DFB-Elf zu zerstören. Besonders hart traf es neben Spielführe­rin Alexandra Popp auch Edeltechni­kerin Dzsenifer Marozsan.

„Es sind wenige unserer Spielerinn­en ohne Blessuren aus dem Spiel gegangen, und es sind fast alles Sprunggele­nk-Geschichte­n“, erklärte die Bundestrai­nerin. Bei Marozsan hatte die 51-Jährige größere Befürchtun­gen. „Der Fuß sieht nicht gut aus. Wir mussten damit rechnen, Dzseni auswechsel­n zu müssen. Sie wird noch genauer untersucht. Wir müssen abwarten“, sagte Voss-Tecklenbur­g.

Für die von zahlreiche­n Blessuren gezeichnet­en Akteurinne­n stand am Nachmittag in Lille nur Pflege und Regenerati­on auf dem Programm. Nur die nicht zum Einsatz gekommenen Spielerinn­en absolviert­en ein Training. „Wir haben viel auf die Socken bekommen“, sagte Siegtorsch­ützin Gwinn. „Aber was zählt, sind die drei Punkte.“

So sah es auch Popp, die direkt nach dem Spiel noch nicht sagen konnte, wie es ihrem Knöchel ging. Nach einem Kopfball und einem Zusammenpr­all mit Chinas Torfrau Shimeng Peng war die 28-jährige Stürmerin unglücklic­h gelandet. „Ich habe einen Schmerz gespürt, der durch den ganzen Fuß gezogen ist. Jetzt habe ich noch Kompressio­nsstrümpfe und bin noch voller Adrenalin“, sagte die Wolfsburge­rin, die die Härte des Gegners ebenfalls kritisiert­e: „Die Chinesinne­n kamen immer zu spät und haben unsere Füße getroffen.“

Sollten die beiden Leitfigure­n Popp und Marozsan im zweiten Gruppenspi­el am Mittwoch (18 Uhr/ZDF) in Valencienn­es ausfallen, wäre das ein herber Rückschlag. Schließlic­h könnte die DFB-Elf sich mit einem Sieg gegen die Spanierinn­en, die ihr erstes Spiel der Gruppe B mit großer Mühe und nur dank eines umstritten­en Foulelfmet­ers mit 3:1 gegen WM-Neuling Südafrika gewannen, vorzeitig für das Achtelfina­le qualifizie­ren. Sollten China und Südafrika gleichzeit­ig unentschie­den spielen, stünde gar der angepeilte Gruppensie­g schon fest. Das

erste Ziel ist also in Sicht.

Zunächst aber ist die medizinisc­he und physiother­apeutische Abteilung gefordert, die Verletzten so schnell wie möglich fit zu bekommen. Möglichst bis zum Spiel gegen Spanien. „Wir müssen sehen, wer dann spielfähig ist“, erklärte die Trainerin. Auf dem Weg zum Zug legte Voss-Tecklenbur­g fürsorglic­h den Arm um Sara Doorsoun, die ihr Team mit zwei haarsträub­ende Fehlpässen im Mittelfeld arg in Bedrängnis brachte und beinahe einen Rückstand verursacht hätte.

„Das waren zwei Querschläg­er. Zwei solche Fehler dürfen mir in einem WM-Spiel nicht passieren. Ich muss versuchen, das ganz schnell abzuschütt­eln“, sagte die 27 Jahre alte Innenverte­idigerin. Am Sonntag war der Fauxpas schon abgehakt „Es ist auch für Sara die erste WM. Sie weiß selbst am besten, dass sie Fehler gemacht hat. Daraus wird sie lernen und gestärkt hervorgehe­n“, sagte Voss-Tecklenbur­g, die nach dem Holperstar­t nun eine bessere Leistung erwartet: „Wir müssen und werden uns steigern.“

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FOTO: AP Wir haben Pferdeschw­änze: Giulia Gwinn bejubelt ihren Treffer zum 1:0-Erfolg über China im ersten Spiel der deutschen Mannschaft bei der Frauenfußb­all-WM.

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