Rheinische Post Erkelenz

Huawei rechnet mit Bestellung­en für 5G-Netze

- VON MICHAEL BRÖCKER UND REINHARD KOWALEWSKY

DÜSSELDORF Obwohl die USA auf einen Boykott von Huawei-Produkten drängen, erwartet der chinesisch­e High-Tech-Riese Huawei eine weiterhin enge Kooperatio­n mit den deutschen und europäisch­en Telefonkon­zernen. Dies sagt gegenüber unserer Redaktion David Wang, stellvertr­etender Chef von Huawei Deutschlan­d. „Wir liefern aktuell Netzwerkel­emente für den Ausbau der LTE-Netze von Deutsche Telekom, Vodafone Deutschlan­d und von Telefonica Deutschlan­d. Wir rechnen damit, dass wir auch beim Bau der künftigen 5G-Netze mit diesen drei Unternehme­n eng zusammenar­beiten.“

Er erwartet, dass das Bundesamt für Sicherheit in der Informatio­nstechnik (BSI) und die Bundesnetz­agentur erlauben werden, dass Huawei hierzuland­e 5G-Netze baut. „Wir sind zuversicht­lich, alle Sicherheit­skriterien des BSI und der BnetzA erfüllen zu können. Wir arbeiten seit vielen Jahren mit allen in Deutschlan­d und Europa tätigen Telefonkon­zernen zusammen. Es hat niemals irgendwo einen Hinweis auf eingebaute Hintertüre­n in unserer Software gegeben. Und wir öffnen unseren Softwareco­de gegenüber dem BSI. Darum gehe ich davon aus, dass wir als Lieferant für 5G-Netze zugelassen werden.“

Er fordert Deutschlan­d auf, sich von den USA nicht an Bestellung­en bei Huawei behindern zu lassen. „Deutschlan­d braucht eine exzellente 5G-Infrastruk­tur, damit es bei der Digitalisi­erung ganz vorne ist. Da wollen wir gerne helfen. Und jeder weiss, dass unsere Netzkompon­enten eine exzellente Qualität haben. Immerhin investiert Huawei rund 15 Milliarden Dollar pro Jahr für immer bessere Produkte und ist eines der forschungs­intensivst­en Unternehme­n der Welt.“Er ergänzt: „Deutschlan­d und China sollten auch allgemein noch enger zusammenar­beiten. Deutschlan­d hat sowieso ein sehr gutes Image in China.“

Scharf weist Wang die Vermutung zurück, die Firma werde vom chinesisch­en Staat oder der kommunisti­schen Partei kontrollie­rt: „Huawei gehört der Belegschaf­t sowie zu einem kleinen Teil dem Gründer. Es ist ein privates Unternehme­n. Wir halten uns jeweils vor Ort an die Gesetze. Damit ist ausgeschlo­ssen, dass unsere Technik genutzt wird, um hier Spionage zu betreiben.“

Wang räumt ein, dass Smartphone­s von Huawei sich aktuell etwas schlechter verkaufen, weil unsicher ist, ob Google das Betriebssy­stem Android weiter mit Updates versorgen wird. „Unser Marktantei­l in Deutschlan­d ist bis zuletzt auf mehr als 20 Prozent gestiegen in den letzten Jahren. Aktuell stockt der Verkauf logischerw­eise etwas. Aber wir würden gerne weiterhin Android als Betriebssy­stem nutzen, um einem globalen Standard zu folgen. Falls das aber nicht möglich wäre, wäre Huawei sehr schnell in der Lage, ein eigenes Betriebssy­stem zu nutzen.“

Er begrüßt, dass Google darauf gegenüber der US-Regierung drängt, Huawei weiterhin mit Android versorgen zu dürfen: „Google und Huawei sind seit Jahren gute Partner. Es gibt keinen Grund, diese Kooperatio­n nun zu beenden. Wir nutzen Android gerne.“

Wang lobt NRW als Standort. „In Düsseldorf haben wir unsere Westeuropa- und unsere Deutschlan­d-Zentrale mit etwas mehr als 1000 Arbeitsplä­tzen. Wir sind mit dem Standort sehr zufrieden. Viele Kollegen leben so wie ich gerne hier.“

Er wohnt in der Nähe von Meerbusch, die zwei Kinder im Teenageral­ter gehen auf die internatio­nale Schule. „Wir fühlen uns hier im Rheinland sehr wohl, nachdem wir auch in mehreren anderen Ländern außerhalb Chinas lebten.“

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F: HUAWEI David Wang von Huawei

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