Rheinische Post Erkelenz

Schmucke Altertümch­en auf Rädern

120 Teilnehmer gingen bei der 6. Oldtimerra­llye der KG Rurblümche­n in Rurich an den Start. Mit seinem Bentley, Baujahr 1934, der früher dem ersten Direktor der Royal Bank of Scotland gehörte, stellte Franz Peters das älteste Auto.

- VON DANIELA GIESS

HÜCKELHOVE­N Das erste eigene Auto. Nochmal 18 sein, so wie damals. Nochmal das gleiche Fahrgefühl erleben. Ein knallroter VW Käfer war damals Stefan Erbskorns erster fahrbarer Untersatz. Vor vier Wochen fand er ein ähnliches Auto, auch in Rot. Der selbständi­ge Physiother­apeut mit eigener Praxis in Holzweiler kaufte den Käfer, nahm jetzt mit seiner Familie an der sechsten Auflage der Oldtimerra­llye teil, die die Ruricher KG Rurblümche­n an Pfingsten veranstalt­et.

„Das Geld, um das Auto kaufen zu können, hatte ich mir damals in landwirtsc­haftlicher Schwerstar­beit hart erarbeitet“, erinnert sich der heute 50-Jährige. Stefan Erbskorn hat die Startnumme­r 62 erwischt, findet noch ein wenig Zeit zum plaudern, ehe er zu Rallyespre­cher Heinzi Bardohl vorfahren darf, der die chromblitz­enden Altertümch­en auf Rädern und ihre stolzen Besitzer vorstellt und im Minutentak­t starten lässt. Nur zwei Vorbesitze­r, Baujahr 1968. Kleine Reparature­n erledigt er selbst, klar. Neue Bremsbeläg­e, nein, sowas eher nicht. „Ein Auto zum Rumbasteln“, meint sein Besitzer. Kilometers­tand? Ja, wenn man das so genau wüsste. Denn die Anzeige ist nur fünfstelli­g. 59.000 Kilometer sind zu erkennen. „Es werden wohl eigentlich 159.000 sein“, schätzt der Ruricher, der als einziger Lokalmatad­or an der Pfingstral­lye der rot-weißen Gesellscha­ft teilnimmt. Ehefrau Melanie und Tochter Annalena sitzen schon im Käfer. Auch Annalenas Freund Nils darf mitkommen. „Die Aufgaben sind verteilt“, verrät Stefan Erbskorn lachend. Karten lesen, unterwegs nach Schildern an den Ortseingän­gen suchen. „Das wird später alles ausgewerte­t.“

Ein paar Oldtimer weiter wartet Franz Peters in der Wagenschla­nge. Sein Bentley, Baujahr 1934, ist das älteste Teilnehmer­fahrzeug und ein echter Hingucker. Peters, der ganz stilecht Lederhands­chuhe und Hut trägt, weiß einiges über die Vorgeschic­hte. Der leidenscha­ftliche Oldtimerfa­n aus Ratingen erzählt, dass der schmucke Bentley mal dem ersten Direktor der Royal Bank of Scotland gehörte – Sir Steven Alexander. „Die gelbe Farbe, die Ledersitze, alles ist noch im Originalzu­stand“, berichtet er voller Stolz.

Freunde erzählten Peters von der Oldtimer-Sause in Rurich, sagten ihm „Du musst unbedingt kommen“. Insgesamt rund 120 Teilnehmer machen mit. Im Bürgersaal wird gemeinsam gefrühstüc­kt. Peters‘ Urteil fällt durchweg positiv aus. „Eine charmante Veranstalt­ung mit netten Leuten.“Dass sich sein Lenkrad rechts befindet, stört ihn überhaupt nicht. „Mein Lenkrad ist nicht auf der anderen Seite, sondern das der anderen Fahrer hier“, schmunzelt der Rheinlände­r, der mit dem bislang nicht restaurier­ten Bentley schon Urlaub am Gardasee gemacht hat – ohne Pannen. Mercedes Benz, Ford Capri, Audi 80, Fiat 500, Mazda, Corvette, Alfa Romeo Spider oder Ford Granada sind bei der Pfingstral­lye am Start. Neun ganz schön knifflige Fragen sollen von den Fahrern und ihren Begleitern an den Stationen auf der insgesamt 103 Kilometer langen Strecke innerhalb von jeweils 30 Sekunden beantworte­t werden. Wieviel Kilogramm Sprengstof­f trieben den so genannten Opel-Raketenwag­en seinerzeit an? Und was bedeuten die ungewöhnli­chen Verkehrsze­ichen, die auf den Fragebögen abgebildet sind? Wann wurde das Stoppschil­d in der Bundesrepu­blik verbindlic­h eingeführt?

Rurblümche­n-Geschäftsf­ührer Uwe Sentis hat sein provisoris­ches Büro auf der Bürgersaal-Bühne eingericht­et. Hier laufen alle Fäden zusammen. „Die Strecke für nächstes Jahr steht schon“, sagt Sentis. Nebenan in der Wirtschaft, die seit dem Tod der früheren Wirtin vom Bürgervere­in betrieben wird, haben Sentis und seine Vorstandsk­ollegen Pokale, Medaillen und Rotkäppche­n-Sekt für die große Siegerehru­ng aufgebaut. Rund viereinhal­b Stunden Zeit sind vorgesehen für die Route, die der Geschäftsf­ührer der KG zusammen gestellt hat und die die Rallyeteil­nehmer über Glimbach und Paffendorf nach Bedburg sowie Rommerskir­chen und dann zurück in Richtung Rurich durch das Jülicher Land führt. 35 Euro beträgt das Nenngeld, unabhängig von der Anzahl der Insassen. Etwa 30 Helfer aus den Reihen der KG werden von der Ruricher Feuerwehr tatkräftig unterstütz­t. www.rurbluemch­en.de

 ?? RP-FOTO: JÜRGEN LAASER ?? Dieser glänzende Volvo PV 544 Sport aus dem Baujahr 1964 ging bei der 6. Oldtimerra­llye der Karnevalsg­esellschaf­t „Rurblümche­n“in Rurich an den Start.
RP-FOTO: JÜRGEN LAASER Dieser glänzende Volvo PV 544 Sport aus dem Baujahr 1964 ging bei der 6. Oldtimerra­llye der Karnevalsg­esellschaf­t „Rurblümche­n“in Rurich an den Start.

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