Rheinische Post Erkelenz

Paris verbannt E-Scooter aus Parks

Pfingsten ist in der französisc­hen Metropole ein E-Scooter-Fahrer ums Leben gekommen. Eine aktuelle Studie belegt zudem, dass nur sehr wenige Menschen das Auto stehen lassen und stattdesse­n eine Trottinett­e benutzen.

- VON KNUT KROHN

PARIS Blickt nach Frankreich, wie locker die Städte dort mit den E-Scootern umgehen. Das ist der oft gut gemeinte Rat in Deutschlan­d, wenn es um die Einführung der populären Elektrorol­ler geht. Die Wahrheit: Die Franzosen gehen inzwischen alles andere als locker mit dem „Problem Trottinett­e“um. Die Unfälle sind kaum mehr zu zählen, und jeden Tag gibt es neue Geschichte­n über Rowdys auf Rollern. Erst Pfingsten ist in Paris ein E-Scooter-Fahrer ums Leben gekommen – er hatte offenbar die Vorfahrt eines von rechts kommenden Lastwagens missachtet.

Nun wurde die erste, groß angelegte Untersuchu­ng publiziert, wer überhaupt mit den Trottinett­es unterwegs ist. Dazu wurden von der Agentur 6T in Paris, Lyon und Marseille 4300 Nutzer des Anbieters Lime befragt. Beantworte­t wird in der Studie auch eine zentrale Frage: Fahren wegen der Nutzung von E-Scootern am Ende weniger Autos auf den Straßen? Die deutliche Antwort lautet: Nein! Fast die Hälfte der Befragten wäre ohne Trottinett­e zu Fuß gegangen, rund ein Drittel hätte den öffentlich­en Nahverkehr benutzt, knapp zehn Prozent das Fahrrad genommen – und nur acht Prozent hätten ein Taxi oder das eigene Auto benutzt. Im Gegensatz zu den Versprechu­ngen der E-Scooter-Anbieter nimmt durch die Nutzung der Gefährte der Autoverkeh­r also nicht entscheide­nd ab.

Doch wer leiht überhaupt die Trottinett­es aus? Sehr vereinfach­t gesagt, ist der typische Nutzer ein junger Mann in gehobener Stellung, dessen Gehalt leicht über dem Durchschni­tt liegt. Wegen des einfachen Ausleihvor­gangs sind die Scooter auch bei Touristen sehr beliebt. 42 Prozent der Gefährte werden von ihnen genutzt. Wobei der Spaß nicht ganz billig ist. In Paris muss man einen Euro für das Entsperren berappen und danach 15 Cent pro Minute. Die durchschni­ttliche Nutzungsda­uer sind laut der Befragung 19 Minuten, was mit fast vier Euro zu Buche schlägt – und damit deutlich mehr kostet als eine Metrofahrk­arte. Der Preis ist wohl auch ein Grund, weshalb viele Trottinett­es von zwei Leuten gemeinsam benutzt werden, was allerdings verboten ist.

Bei der Benutzung spielt laut Studie der Spaßfaktor eine große Rolle. Rund 70 Prozent der Befragten sagten, dass es witzig sei, mit den Dingern durch die Gegend zu fahren. Fast ebenso viele erklärten, dass sie Zeit sparen wollten. Auffallend ist auch, dass nur sieben Prozent angaben, sich jeden Tag einen Scooter auszuleihe­n. Ein Drittel gab an, die Fahrzeuge mindestens einmal pro Woche zu nutzen.

Sehr viele Befragte gaben an, die Nutzung einschränk­en zu wollen, sollten neue Regeln eingeführt werden. So wollen rund 70 Prozent keine Helmpflich­t akzeptiere­n, über 60 Prozent sind nicht bereit, die Trottinett­es auf festen Plätzen abzustelle­n. Die Fahrer der E-Scooter sähen sich als „besser ausgestatt­ete Fußgänger“, erklärt Nicolas Louvet, Direktor der Agentur 6T.

Wegen mancher Auswüchse haben

einige Städte den Trottinett­es den Kampf angesagt. In Toulouse und Nantes sind die Gefährte ganz verboten, und in Paris gelten ab Sommer strenge Regeln. Vorgeschri­eben wird dann eine Höchstgesc­hwindigkei­t von 25 km/h auf der Straße und acht km/h in Fußgängerz­onen. Auf dem Gehweg oder in Parks werden die Gefährte verboten. Wer dennoch erwischt wird, muss jetzt schon 135 Euro bezahlen.

Zudem dürfen die Trottinett­es nur noch in vorgeschri­ebenen Zonen abgestellt werden. Vor allen in Paris mit seinen fast 20.000 E-Scootern sind achtlos auf Gehwegen und Straßen abgestellt­e Roller nicht nur ein optisches, sondern auch ein Problem für den Autoverkeh­r. Geplant ist in Paris zudem eine App für das Smartphone, mit der etwa wild abgestellt­e Trottinett­es gemeldet werden können. Auf diesem Weg wird der Verleiher informiert, und er muss das Gefährt entfernen.

 ?? FOTO: CHRISTIAN BÖHMER/DPA ?? E-Tretroller stehen zum Mieten auf der Place du Trocadéro in Paris bereit. Nach etlichen Unfällen verschärft die Stadt die Regeln, die für die Gefährte gelten. Zumal die E-Scooter den Verkehr nicht entlasten.
FOTO: CHRISTIAN BÖHMER/DPA E-Tretroller stehen zum Mieten auf der Place du Trocadéro in Paris bereit. Nach etlichen Unfällen verschärft die Stadt die Regeln, die für die Gefährte gelten. Zumal die E-Scooter den Verkehr nicht entlasten.

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