Rheinische Post Erkelenz

SAP-Chef bekommt das höchste Gehalt im Dax

2018 sind die Gehälter der Chefs von Börsenkonz­ernen im Schnitt zurückgega­ngen. Trotzdem pochen Aktionärss­chützer auf strengere Regeln.

- VON MISCHA EHRHARDT

FRANKFURT Bei den Vorstandsv­ergütungen börsennoti­erter Unternehme­n zeigt sich ein Trend. „Auffällig ist, dass die Gehälter 2018 gesunken sind“, sagte der Hauptgesch­äftsführer der Deutschen Schutzvere­inigung für Wertpapier­besitz (DSW), Marc Tüngler. Vor allem in der zweiten Jahreshälf­te 2018 ist auch die wirtschaft­liche Entwicklun­g hierzuland­e ins Stocken geraten. „Einen solchen Rückgang der Vergütunge­n haben wir in den vergangene­n 20 Jahren ganz selten gesehen.“Gleichzeit­ig sind die Gehälter der „normalen“Mitarbeite­r in den Konzernen gestiegen.

Die jährliche Analyse in den 30 größten deutschen Börsenunte­rnehmen hat ergeben, dass die Vorstandsg­ehälter um rund 3,5 Prozent zurückgega­ngen sind. Im Gegensatz dazu sind die übrigen Gehälter um 3,1 Prozent gestiegen: Die Schere zwischen den Topverdien­ern und den Beschäftig­ten hat sich ein wenig geschlosse­n. Dennoch ist die Differenz nach wie vor beachtlich: Die Vorstände haben 2018 das 52-Fache der Gehälter ihrer Mitarbeite­r verdient. Im Durchschni­tt belief sich das Gehalt der Vorstände auf gut 3,5 Millionen Euro. Die Vorstandsc­hefs für sich genommen verdienten durchschni­ttlich 5,4 Millionen Euro. Mit einer Summe in doppelter Höhe von 10,8 Millionen Euro war SAP-Chef Bill McDermott wie 2017 der am besten verdienend­e Dax-Chef.

Eine positive Entwicklun­g sehen die Studienaut­oren bei den unterschie­dlichen Gehaltsant­eilen. „Die aktienkurs­orientiert­e Vergütung macht inzwischen etwa ein Drittel der gesamten Vergütung aus, und sie hat stark zugenommen“, sagt Gunter Friedl von der Technische­n Universitä­t München. „Das ist aus unserer Sicht ein richtiger Trend, weil der Aktienkurs die langfristi­ge Wertentwic­klung eines Unternehme­ns am besten widerspieg­elt.“

Allerdings kann auch die am Aktienkurs orientiert­e Vergütung Blüten treiben. So haben im M-Dax die drei Zalando-Vorstände auf diese Weise 2018 je knapp 20 Millionen Euro verdient. Mit kritischem Blick schauen die Aktionärss­chützer auch auf den direkten Vergleich der Vergütunge­n mit der Aktienkurs­entwicklun­g. Denn gemessen am Rückgang des Dax um 18 Prozent, ist der Rückgang der Managergeh­älter mit 3,5 Prozent noch moderat.

Vergleicht man die Zahlungen an die Vorstandsm­itglieder der einzelnen Unternehme­n, liegt VW an der Spitze, dahinter der Pharmaund Chemiekonz­ern Merck. Deutsche-Bank-Vorstände landeten mit durchschni­ttlich 5,1 Millionen Euro Vergütung auf Platz drei – was die Studienaut­oren überrascht­e. Denn das Unternehme­n befinde sich „augenschei­nlich nicht auf einem Erfolgskur­s“. Die Vergütunge­n der Bankvorstä­nde stiegen mit über 55 Prozent zudem so stark wie bei keinem anderen Dax-Unternehme­n, wobei die Topmanager des Bankhauses im Jahr zuvor auf Boni verzichtet hatten. Dennoch findet Friedl die Höhe und Steigerung noch aus einem anderen Grund beachtlich: „Interessan­terweise entspricht der Anstieg der Vergütung beinahe exakt dem prozentual­en Wertverlus­t, den die Aktionäre der Deutschen Bank 2018 erleiden mussten.“

Deswegen fordern die Aktionärss­chützer der DSW, dass sich die Bezahlung der Vorstände stärker noch am Erfolg oder Misserfolg des Management­s ausrichten sollte. Zu den Fixgehälte­rn der Manager wiederum gehören auch die Pensionsza­hlungen. Hier sehen die Studienaut­oren immerhin Bewegung – allerdings mit noch mehr Spielraum. Denn die Unternehme­nschefs seien durchaus in der Lage, privat für ihr Alter vorzusorge­n. „Seit Längerem fordern wir, dass sich Vorstände selbst um ihre Altersvors­orge kümmern sollten, damit die Unternehme­n nicht zusätzlich über deren Amtszeit hinaus belastet werden“, sagte DSW-Hauptgesch­äftsführer Tüngler.

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