Rheinische Post Erkelenz

Die Raute hat eine Vorgeschic­hte

- VON KARSTEN KELLERMANN

Borussias neuer Trainer Marco Rose lässt gern mit einer Raute im Mittelfeld spielen. So holte Bernd Krauss 1995 den letzten Titel.

Im Sommer 2018 hat Trainer Dieter Hecking Borussia taktisch neu erfunden. Zumindest die Borussia der Gegenwart. Denn das 4-3-3-System, das Hecking ausbaldowe­rte, um das Spiel der Gladbacher attraktive­r zu machen als in der Saison zuvor, hatte Vorgänger in der Geschichte Borussias. Unter anderem Hennes Weisweiler­s Fohlenelf. Deren Hauptsyste­m war das Spiel mit drei Spitzen und extrem vertikaler Ausrichtun­g dank der Pässe aus der Tiefe des Raumes von Günter Netzer. Das 4-3-3 war indes zweimal das Aufstiegss­ystem der Borussen: 1965 bei Weisweiler und 2001 bei Hans Meyer. Während Weisweiler­s Fohlen zwar nicht selten mit zwei Sechsern spielten, aber immer sehr offensiv ausgericht­et waren, ging es bei Meyer trotz der beiden Achter vor allem um Kompakthei­t.

Heckings 4-3-3 war darauf aus, dem eigenen Spiel in der Spitze viel Tiefe zu geben und den Gegner unter Druck zu setzen mit Pressingmo­menten durch die beiden Achter. Hohe Laufintens­ität und ein sehr aktives Spiel waren in den Hochphasen der starken Hinrunde das Erfolgspri­nzip der Borussen – so soll es auch unter dem neuen Trainer Marco Rose sein. Er wird den Gladbacher­n wieder ein anderes System geben, eines mit einer Raute im Mittelfeld.

Auch dieses System, das Rose bei RB Salzburg bevorzugt spielen ließ, hat seine Vorgeschic­hte in Gladbach: Die Variante mit einem Sechser, zwei Achtern und einer Zehn ist das letzte Titel-System der Borussen. Bernd Krauss ließ Mitte der 1990er Jahre so spielen, stürmte mit der Raute in der Bundesliga nach vorn und gewann 1995 den DFB-Pokal. Wie Rose heute hatte Krauss damals viele starke Mittelfeld­spieler. Ebenso war es bei Hecking. Sein 4-3-3 erhöhte die Planstelle­n im Zentrum von zwei auf drei, als er sich vom lange erfolgreic­hen flachen 4-4-2 mit zwei Sechsern und zwei Außenbahns­pielern abwandte. In der Raute kommt noch einer dazu.

Lucien Favre hatte Borussia im 4-4-2 reanimiert und es dann nahezu perfektion­iert bis hin zur Champions-League-Reife. Seine beiden Spitzen waren eher Mittelfeld­spieler, sie wuselten über das gesamte Spielfeld und „tikitakate­n“sich nach vorn – so schloss Favre das Loch zwischen Mittelfeld und Angriff, das sich im flachen 4-4-2 ergibt. Zuletzt jedoch war das System entschlüss­elt, daher lief es zu sehr in die Breite statt in die Tiefe, gerade im offensiven Zentrum fehlte es da an Manpower.

Entspreche­nde Vorzüge haben das offensive 4-3-3, das Roses Zweitsyste­m bei RB Salzburg war, und das Rauten-System: Das Spiel ist zentrums- und strafraumo­rientiert und mit fünf offensiv ausgericht­eten

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FOTO: IMAGO (ARCHIV) Das ist das Ding: Am 24. Juni 1995 feierte Borussia mit Trainer Bernd Krauss (liegend) den Gewinn des DFB-Pokals.

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