Rheinische Post Erkelenz

Bücherkauf als Erlebnis

Eine Ausstellun­g widmet sich den wenigen Düsseldorf­er Antiquaren, die es noch gibt.

- VON ÖZGE KABUKCU

Was bedeutet die Digitalisi­erung für die Literatur? Haben gedruckte Bücher in Zeiten von Tablets und E-Readern noch eine Überlebens­chance? Und wo werden Bücher künftig häufiger gekauft – im Onlineoder Offline-Buchhandel?

Mit diesen Fragen konfrontie­rt der Fotograf Hartmut Bühler in seiner aktuellen Ausstellun­g „Daras-Heine-Wilde & Co. contra Amazon & Zeitgeist. Düsseldorf­er Antiquaria­te in Bedrängnis“im Gerhart-Hauptmann-Haus die Besucher. In Düsseldorf und Neuss existieren nur noch zwölf Bücheranti­quariate. Mit zehn von ihnen hat sich der 63-Jährige befasst. „Bühler hat die Details, die man in einem Antiquaria­t entdecken kann, in der Fotografie einfangen können. Zum Beispiel die Ordnung der Bücher, die Lagerung und die speziellen Interessen der Antiquare“, sagt Kuratorin Katja Schlenker. Kein Antiquaria­t gleicht dem anderen, so wie es etwa bei großen Buchhandlu­ngsketten der Fall ist. „Ein Antiquaria­t besucht man aus Liebe zum Buch“, sagt Schlenker. „Zwar bieten große Buchläden oder das Internet alles mögliche, aber ein Antiquaria­t zu betreten, ist ein ganz anderes Erlebnis.“

Erich Storchs Buch- und Kunstantiq­uariat in Neuss etwa mutet wie ein englisches Wohnzimmer an. Ein brauner Ledersesse­l, ein antiker Holzschrei­btisch und ein Kristall-Kronleucht­er. Aber auch viele Teddybären. Einige Antiquare besitzen neben Büchern auch Sammlungen von alten Briefpostk­arten, Figuren oder in Storchs Fall von Plüschtier­en. Seine Bücher stehen dahinter, geordnet in großen Holzregale­n. Anders als bei Christoph Wilde. Bei ihm sind die Bücher gestapelt und in Bananenkar­tons verstaut. Bei Manuel Meyer-Thoene sieht es aus wie in einem Museum, sagt Kuratorin Schlenker. Im Alter von 49 Jahren zählt Meyer-Thoene zu den jüngsten Antiquaren. Er ist der Meinung, dass die digitale Welt es nicht schafft, sich an das gedruckte Buch anzunähern.

Doch Bücher aus zweiter Hand gibt es im Internet viele. Amazon und Co. machen es den Händlern nicht leicht. Insbesonde­re seitdem es das Zentrale Verzeichni­s Antiquaris­cher Bücher gibt – ein Onlinemark­tplatz –, sei es schwerer geworden, ein Antiquaria­t zu führen, sagt Schlenker. Kerstin und Patrice Daras führen ihr Antiquaria­t inzwischen nicht mehr im traditione­llen Sinne. Wie viele andere haben sie ihr Geschäft – einst an der Derendorfe­r Straße – geschlosse­n. Sie sind nur noch Versandhän­dler, bestellt wird per Telefon oder E-Mail.

Der Weg vom Bücherrega­l bis zur Kasse ist länger, als ein Buch in den Online-Warenkorb zu legen und zu kaufen. Auch die Beratung unterschei­det sich. Die Empfehlung­en der Algorithme­n und die Rezensione­n anderer Nutzer stehen den Meinungen der Fachleute gegenüber. „Antiquare sind Spezialist­en. Sie haben Bücher die außergewöh­nlich gebunden sind und eine besondere Auflage haben“, sagt Schlenker. „Es ist ein Teil der Kulturszen­e, die vielleicht bald kaum noch existiert.“

Info Die Ausstellun­g läuft bis zum 4. Juli. Weitere Infos unter www.g-h-h.de.

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FOTO: AUSSTELLUN­G Christoph Wilde (50) in seinem Antiquaria­t an der Birkenstra­ße 48.

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