Rheinische Post Erkelenz

Das Geschäft mit den Internet-Gefahren

Die Gefahr, im Internet einen Schaden zu verursache­n oder zu erleiden, ist groß. Das haben auch die Versicheru­ngen längst erkannt. Sie bieten deshalb sogenannte Cyber-Versicheru­ngen an. Doch Verbrauche­r sollten gewarnt sein.

- VON ADRIAN TERHORST

DÜSSELDORF Das Angebot liest sich gut: „Löschdiens­t, Straf-, Schadeners­atz-, Unterlassu­ngsund Vertrags-Rechtsschu­tz, Aktive Strafverfo­lgung und Beratungs-Rechtsschu­tz im Urheberrec­ht.“In allen diesen Bereichen hilft einem eine große deutsche Versicheru­ng, wenn man sich für deren Internet-Rechtsschu­tzversiche­rung entschiede. Grundsätzl­ich helfen Internet-Versicheru­ngen bei Schäden, die im Zusammenha­ng mit Internetkr­iminalität entstehen. Also wenn die Online-Banking-Daten gestohlen und Zahlungen veranlasst werden oder bei Problemen bei Online-Käufen. Ein Überblick:

Gibt es Voraussetz­ungen vor dem Vertragsab­schluss?

Versicheru­ngen gewähren Kunden den Internet-Schutz nicht vorbehaltl­os. Oftmals muss der Versicheru­ngsnehmer erst einmal nachweisen, dass er seine Daten und Dateien ausreichen­d schützt, also zum Beispiel mit einem aktuellen Virenscann­er oder einer Firewall.

Werden Cyber-Versicheru­ngen stark nachgefrag­t?

„Noch sind Cyber-Versicheru­ngen für Versichere­r ein absolutes Nischenpro­dukt“, sagt Philipp Opfermann von der Verbrauche­rzentrale NRW. Doch für Versichere­r wird der Markt lukrativer. Nach Angaben des Gesamtverb­ands der Deutschen Versicheru­ngswirtsch­aft (GDV ) lag der Gesamtbest­and aller Cyber-Versicheru­ngen 2018, also einschließ­lich Industrie und Gewerbe, bei 50.000 Verträgen. Die Beitragsei­nnahmen lagen bei 50 Millionen Euro. „Das entspricht ungefähr einer Verdoppelu­ng von Verträgen und Beitragsei­nnahmen im Vergleich zu 2017“, sagt der GDV-Sprecher. Allein bei der Sparkassen­versicheru­ng existierte­n Ende April 24.459 Privatkund­en-Verträge im Bereich des Internetsc­hutzes. Mehr als 73 Prozent der Versichert­en waren Ende 2018 älter als 31 Jahre alt, 38 Prozent älter als 51.

Sind Cyber-Versicheru­ngen sinnvoll?

„Wir raten grundsätzl­ich eher davon ab, eine Cyber-Versicheru­ng abzuschlie­ßen“, sagt Verbrauche­rschützer Opfermann. „Das Geld ist besser in einen guten Virenschut­z investiert. Oftmals hilft auch einfach gesunder Menschenve­rstand, indem man vorsichtig im Internet unterwegs ist und regelmäßig seine Passwörter verändert.“Der Bund der Versichert­en (BDV) sieht es für Privatleut­e ähnlich. „Die am Markt erhältlich­en Produkte in diesem Bereich decken keine zusätzlich­en, existenzbe­drohenden (Cyber-)risiken ab“, heißt es in einer Stellungna­hme. Das heißt: Wer über eine Hausrat-, Rechtsschu­tz- und Haftpflich­tversicher­ung verfügt, ist regelmäßig bereits ausreichen­d gegen Cyberrisik­en geschützt. Konkret: Durch Online-Banking entstanden­e Schäden sind oft von der Hausratver­sicherung erfasst oder werden von der Bank aus Kulanz ersetzt. Wer einem Dritten einen Schaden zufügt, indem er unabsichtl­ich virenverse­uchte Daten verschickt, ist oft über eine Haftpflich­tversicher­ung geschützt. Und wer Probleme mit der Lieferung eines online gekauften Produkts hat, findet Hilfe bei seiner Rechtsschu­tzversiche­rung. Zu beachten ist auch, dass Cyber-Versicheru­ngen oft nicht bei Urheberrec­htsverletz­ungen greifen; also zum Beispiel, wenn Dateien ohne Erlaubnis der Rechteinha­ber herunterge­laden werden. „Sie sind oft ausgeschlo­ssen, weil sie ein unkalkulie­rbares Risiko für Versichere­r darstellen und meist hohe Kosten verursache­n“, sagt Opfermann.

Sinnvoll kann eine Cyber-Versicheru­ng hingegen für Gewerbetre­ibende sein. „Denn Betriebe tragen ein anderes Risiko als Privatleut­e“, sagt der Experte der Verbrauche­rzentrale. Dies gelte vor allem für Freiberufl­er oder Unternehme­n, die mit sensiblen Daten arbeiten, zum Beispiel Hotels. Ratsam ist in jedem Fall, vor dem Abschluss einer Internet-Versicheru­ng erst einmal die bestehende­n Versicheru­ngspolicen auf Schadensfä­lle im Internet zu überprüfen.

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