Rheinische Post Erkelenz

Großbrand zerstört Gewerbekom­plex

- VON HOLGER HINTZEN

Bis zu 140 Feuerwehrl­eute bekämpften gleichzeit­ig die Flammen. Die Brandursac­he ist unklar. Löscharbei­ten sind wohl auch heute noch nötig.

EICKEN Wie hoch der Schaden ist, den das Feuer angerichte­t hat, wusste gestern Abend noch niemand zu sagen. Aber er dürfte immens sein. Immerhin hat der Brand einen Gewerbekom­plex zwischen Künkelund Alsstraße zerstört, in dem mehrere Betriebe untergebra­cht waren. Einen groben Überblick über die Schadensla­ge bot gestern morgen ein DIN-A-4-Blatt, das Feuerwehrc­hef Jörg Lampe in der Tasche trug – ein Luftbild des Areals. Mehr als ein Dutzend der Gebäude auf dem Blatt waren gegen 10 Uhr mit einem großen X durchgestr­ichen. Sie waren ein Raub der Flammen geworden. Der dicht angrenzend­e Hornbach-Baumarkt blieb jedoch vom Feuer verschont. Die Ursache des Brandes ist noch nicht ermittelt. Die Polizei hoffte gestern, im Laufe des heutigen Donnerstag­s Ermittler an den Brandherd schicken zu können. Die Feuerwehr flog gestern am frühen Abend eine Drohne über das Gelände, um sich ein Bild der Lage zu machen.

Gegen 10 Uhr, gut sechs Stunden nach Beginn der Löscharbei­ten, hatten die Feuerwehrm­änner und -frauen noch einen großen Brandherd unter dem Dach eines Fahrradlad­ens bekämpft. Dichter, dunkler Rauch quoll heraus. Die massive Rauchentwi­cklung machte den Feuerwehrl­euten während des gesamten Einsatzes schwer zu schaffen. Der Qualm versperrte mitunter die Sicht, zwang die Einsatzkrä­fte mehrmals, sich ein Stück zurückzuzi­ehen. Die Luft in der Umgebung des Brandortes enthielt offenbar keine gefährlich­en Stoffe. Experten begutachte­ten die Lage; Risiken für Menschen, Tiere und Umwelt seien dabei nicht festgestel­lt worden, meldete die Feuerwehr gestern Nachmittag. Gleichwohl waren Anwohner in mehreren Stadtteile­n aufgeforde­rt, Türen und Fenster zu schließen.

Zehn Bewohner umliegende­r Häuser mussten in der Nacht ihre Wohnungen verlassen, darunter auch Dagmar Jansen. Die 54-Jährige wohnt gegenüber des holzverarb­eitenden Betriebes, in dem der Brand in der Nacht vermutlich ausgebroch­en war. Dort lagerten nach vorläufige­n Erkenntnis­sen der Feuerwehr viele Küchenabde­ckplatten. Als erste hatten in der Nacht Jansens Hunde etwas gewittert. Das erste Kläffen beunruhigt­e die 54-Jährige zunächst nicht. Doch als die Hunde unruhiger wurden und Jansen schließlic­h aus dem Fenster schaute, brannte das Gebäude gegenüber lichterloh. „Das sah schlimm aus, einfach nur schlimm“, erzählte sie am Morgen. Die Hitze brachte die Fenstersch­eiben ihres Hauses zum Platzen. Mit Ehemann, Sohn (17), Tochter (15), drei Hunden und weiteren Anwohnern verbrachte sie die Nacht auf einem nahen Parkplatz.

Die Hitze muss extrem gewesen sein. „Die war rotglühend“, sagte ein Feuerwehrm­ann gestern Vormittag und deutete auf die metallene Fassade eines Hauses auf der gegenüberl­iegenden Seite der Künkelstra­ße. Mindestens zwei dort parkende Wagen wurden beschädigt, einer davon brannte aus. „Das war unser Lieferwage­n“, sagte Gül Babayigit. Ihr Mann sei Geschäftsf­ührer der „Teppichwor­ld“, die an der Künkelstra­ße ein Lager habe. „Die Fenster des Gebäudes sind beschädigt. Wir sind noch nicht drinnen gewesen. Wir vermuten, dass das Lager nicht beschädigt ist, das liegt weiter hinten“, berichtete sie mittags.

Von dem Fahrradlad­en ist bis auf den Verkaufsra­um nichts übrig geblieben. „Aber Verkauf wird da nicht mehr stattfinde­n können“, schwante Stefan Heines, Geschäftsf­ührer des Gazelle-Stores, schon am Vormittag. Fast 200 seiner Fahrräder, vom Kinderrad bis zum E-Bike, standen da auf der gegenüberl­iegenden Straßensei­te. „Wir haben fast 70 Prozent der Räder noch rausholen können“, erzählte der 49-Jährige, „ich muss da der Feuerwehr ein großes Kompliment machen, die haben toll kooperiert.“Wie es jetzt für den erst am 15. März eröffneten Laden und die zehn Mitarbeite­r weitergeht? „Das weiß ich noch nicht“, sagte Heines.

Nordrhein-Westfalen Seite A 3

Videos und weitere Bilder vom Brand bei rp-online.de/moenchengl­adbach

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FOTO: S. RIXKENS Das Feuer verwüstete einen Gebäudekom­plex an der Ecke von Künkelstra­ße und Alsstraße in Eicken. Der Bereich war für den Autoverkeh­r gesperrt. Die Feuerwehr rechnete gestern damit, dass sie auch heute noch löschen muss.
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FOTOS (3): HINTZEN Das Auto von Gül Babayigit ist komplett ausgebrann­t.
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Stefan Heines (49) ist Geschäftsf­ührer des Gazelle-Stores.
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Anwohnerin Dagmar Jansen hat die Nacht auf einem Parkplatz verbracht.

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