Copa America zwischen Party und Protesten
SAO PAULO Es ist ein buntes Völkchen, das sich auf der Avenida Paulista eingefunden hat. Die LGBTI-Gemeinde ist gekommen, Alt-Marxisten und junge Studenten. Es riecht nach Marihuana, nach Grillfleisch und nach jede Menge Wut. Am Ende des Tages sind es auf der Prachtstraße von Brasiliens Wirtschaftsmetropole Sao Paulo mehrere tausend Menschen, die gegen den rechtspopulistischen Präsidenten Jair Bolsonaro protestieren. „Bolsonaro raus“steht auf Plakaten. Nun gehen Studenten, Gewerkschaften, Professoren und Lehrer auf die Straße. Das kommunistische Symbol Hammer und Sichel ist überall zu sehen. Nicht überall ist es friedlich und ausgelassen. Es kommt vereinzelt zu Rangeleien und Auseinandersetzungen.
Ganze 30 Minuten Autominuten entfernt ist das andere Brasilien versammelt. Im Stadion „Morumbi“beginnt am Abend die Fußball-Südamerikameisterschaft. Die sogenannte „Copa America“, das älteste Nationenturnier, war schon immer auch ein politischer Spielball für die Regierungen. Am Abend fährt Präsident Jair Bolsonaro vor. Anhänger haben sich vor dem Stadion versammelt und rufen „Mythos, Mythos“. Der Spitzname des Präsidenten, benutzt von jenen, die ihn verehren. Beim Abspielen der Nationalhymne im Stadion ist er kurz zu sehen. Nur einen Augenblick, zu kurz, als dass das Publikum jubeln oder pfeifen könnte. Doch die meisten der rund 50.000 Zuschauer sind ohnehin Bolsonaro-Fans. Nach mühsamer erster Halbzeit dreht Brasilien auf, gewinnt am Ende 3:0. Philippe Coutinho verwandelte in der 50. Minute einen Strafstoß nach Handspiel von Adrian Jusino. Nur drei Minuten später erhöhte Coutinho nach sehenswerter Kombination zum 2:0. In der 85. Minute traf Everton zum 3:0 Endstand. Ein Arbeitssieg. Mehr nicht.
„Ich will, dass Brasilien die Copa America gewinnt. Die Leute sollen wieder Hoffnung bekommen“, sagt ein Fan einem ausländischen Sender vor dem Stadion ins Mikrofon. Das Wochenende beginnt gut für die Gastgeber und seinen umstrittenen Präsident. Der 3:0-Erfolg macht Hunger auf mehr. Fast noch mehr aber freuen sich die Brasilianer über den Erzrivalen Argentinien der gegen Kolumbien 0:2 patzt. Die Copa beginnt, wie es sich die Brasilianer und ihr umstrittener Präsident erhoffen.