Rheinische Post Erkelenz

Pokal-Premiere in der Jubiläums-Saison

- VON GEORG AMEND

Im DFB-Pokal startet Borussia beim SV Sandhausen. Es ist der Auftakt des erneuten Versuchs, „etwas Blechernes“zu holen.

Borussia steht vor einer Jubiläumss­aison. Wenn am 23. Mai 2020 im Berliner Olympiasta­dion der Sieger des DFB-Pokals gekürt wird, ist es 25 Jahre her, dass die Gladbacher einen Titel geholt haben. 1995 gewann das von Bernd Krauss trainierte Team den nationalen Pokal durch ein 3:0 gegen den VfL Wolfsburg, Martin Dahlin, Stefan Effenberg und Heiko Herrlich waren die Torschütze­n. Seitdem gab es keinen Titel mehr für Borussia, deren Sportdirek­tor Max Eberl die inzwischen geflügelte Bezeichnun­g geprägt hat, er wolle endlich einmal „etwas Blechernes“mit den Gladbacher­n gewinnen. Seit 1999 ist Eberl bei Borussia, die Zweitliga-Meistersch­aft 2008 geht bei ihm natürlich nicht als „etwas Blechernes“durch.

Der Sportdirek­tor weiß selbstvers­tändlich, dass der kürzeste Weg zu einem Titel der DFB-Pokal ist. Sechs Siege sind dafür nötig, und seit Samstag weiß Borussia auch, wo sie zwischen dem 9. und 12. August den ersten einfahren muss, wenn es etwas werden soll mit der ersten Trophäe nach 25 Jahren: beim SV Sandhausen. Ex-Nationalsp­ielerin Nia Künzer zog die Loskugeln, die DFB-Vizepräsid­ent Peter Frymuth öffnete. Für die neunte Paarung zog Künzer aus dem Lostopf, in dem die tieferklas­sigen Teams untergebra­cht sind, den SVS, der als Tabellenvi­ertletzter der abgelaufen­en Zweitliga-Saison so gerade noch in den „Amateur-Topf“gefallen war, da die 18 Bundes- und die 14 besten Zweitligis­ten im „Profi-Topf“zusammenge­fasst werden. Als Künzer dann die Kugel mit Borussia zog, war klar, dass die Gladbacher den nominell bestmöglic­hen Verein zugelost bekommen hatten.

Die Fans hatten sich bei einer Umfrage von RP Online eher ein Nachbarsch­aftsduell gewünscht und als Auftaktgeg­ner Alemannia Aachen oder den KFC Uerdingen favorisier­t. Nun geht es ins rund 320 Kilometer entfernte Stadion am Hardtwald in Baden-Württember­g. In der Paarung, die Künzer als nächstes loste, steckte übrigens auch noch ein wenig Borussia, denn Ex-Trainer Dieter Hecking wird bei seinem Pokal-Debüt mit dem Hamburger SV zum Chemnitzer FC fahren müssen.

Für Gladbachs neuen Trainer Marco Rose wird die Partie in Sandhausen sogar das erste Pflichtspi­el sein, da die neue Bundesliga-Saison erst in der Woche darauf beginnt, doch neu ist der Gegner für den gesamten Klub: Es gab noch kein einziges Pflichtspi­el der Profis gegeneinan­der. Immerhin gab es die Paarung zuletzt in der Saison 2017/18 im Viertelfin­ale des DFB-Pokals der A-Junioren, als Borussia 2:0 gewann. Mit dabei war Jordan Beyer, der also wie Florian Neuhaus, der als Leihspiele­r für Fortuna Düsseldorf in der Zweiten Liga gegen den SVS spielte, als aktueller Gladbacher Profi Sandhäuser Erfahrung hat. Auf der anderen Seite ist Joachim Stadler, der von 1991 bis 1997 für Borussia 93 Pflichtspi­ele absolviert­e und dabei ein Tor schoss, seit 2013 Leiter des Nachwuchsz­entrums in Sandhausen. Bis zum Ende der vergangene­n Zweitliga-Saison stand beim SVS zudem in Tim Knipping ein Akteur in der Innenverte­idigung, der 67 Regionalli­ga-Spiele (2014 bis 2016) für Borussias U23 bestritt.

Parallel verlief die vergangene Pokalsaiso­n: Der SVS gewann in Runde eins 6:0 beim Regionalli­gisten Rot-Weiß Oberhausen und schied dann mit einem 0:3 gegen seinen Liga-Konkurrent­en 1. FC Heidenheim aus. Die Borussen starteten mit einem 11:1 bei Oberligist BSC Hastedt und scheiterte­n danach mit einem 0:5-Heimdebake­l gegen Bayer Leverkusen. Da war die Jagd nach „etwas Blechernem“abrupt vorbei. Den Weg zum bis dato letzten Titel hatte Borussia übrigens am 13. August 1994 beim inzwischen aufgelöste­n Greifswald­er SC aus der Amateur-Oberliga begonnen. Die Gladbacher setzten sich nach 0:1-Rückstand dank der Treffer von Michael Klinkert, Holger Fach, Herrlich und Thomas Kastenmaie­r 4:1 durch. Max Eberl und die aktuellen Borussen hätten sicher nichts dagegen, wenn es 25 Jahre später ähnlich liefe.

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FOTO: IMAGO (ARCHIV) 24. Juni 1995: Stefan Effenberg reckt den DFB-Pokal in den Himmel über dem Berliner Olympiasta­dion. Es ist bis dato Borussias letzter Titel.

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