Bahn fahren statt fliegen
Eine attraktivere Bahn soll Inlandsflüge überflüssig machen, fordern die Grünen.
BERLIN (dpa) Die Grünen wollen das Bahnfahren in den nächsten 15 Jahren so attraktiv machen, dass sich Inlandsflüge nicht mehr lohnen. Der „Süddeutschen Zeitung“liegt ein Autorenpapier aus der Grünen-Bundestagsfraktion vor, in dem es heißt: „Bis 2035 wollen wir Inlandsflüge weitestgehend obsolet machen.“
Demnach soll die Bahn jährlich drei Milliarden Euro bekommen, um das Schienennetz auszubauen und schneller zu machen. Ziel müsse es sein, die Fahrzeit zwischen möglichst vielen Orten im Inland und im benachbarten Ausland auf „maximal vier Stunden“zu senken. Konkret nennen die Autoren die Verbindungen zwischen Köln und Düsseldorf nach Berlin, Hamburg oder in Richtung München sowie die Strecke von Frankfurt nach Berlin.
Der Fahrgastverband Pro Bahn fordert nach dem Grünen-Vorstoß weiter eine bessere Netzverfügbarkeit für Zugreisende. Das Ministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur müsse „endlich dafür sorgen, dass auch an den Bahnstrecken eine vernünftige Versorgung herrscht“, sagte der Sprecher des Verbands Karl-Peter Naumann.
Naumann zufolge ließen sich Inlandsflüge auch heute schon stark reduzieren, wenn sie teurer werden würden. Sie seien „viel zu billig“, sagte Naumann. „Das liegt daran, dass die Luftfahrt keinerlei Energiesteuern zahlt – die Bahn aber sehr wohl.“
In dem Papier der Grünen wird unter anderem auch eine „schrittweise Einführung der Kerosinsteuer für Inlandsflüge“vorgeschlagen. Allmählich müsse diese an den Steuersatz für Benzin angeglichen werden. Aktuell liegt der Steuersatz bei 65 Cent je Liter. Bei der Bahn solle dagegen die Mehrwertsteuer von 19 auf sieben Prozent sinken. „Es kann nicht sein, dass das Flugzeug als klimaschädlichster Verkehrsträger noch immer mit Milliardenbeträgen subventioniert wird, während die umweltfreundliche Bahn chronisch unterfinanziert ist“, sagte eine der Autorinnen, Daniela Wagner, der „Süddeutschen Zeitung“.
2018 flogen laut Statistischem Bundesamt 23,5 Millionen Passagiere im Inland. 2017 waren es 23,7 Millionen, das macht ein Minus von 0,8 Prozent.