Rheinische Post Erkelenz

Metro wächst, der Aktienkurs stagniert

Der Handelskon­zern hat Umsatz und Ergebnis zwischen April und Juni gesteigert. Das Ostergesch­äft hat geholfen. Am Mittwoch will der Vorstand sich zum Übernahmea­ngebot des tschechisc­hen Großaktion­ärs EP äußern.

- VON GEORG WINTERS

DÜSSELDORF Glücklich können die Manager der Metro beim Blick auf den Aktienkurs nicht sein. Hoffnungsf­roh vielleicht, weil sich die Aktie des Handelskon­zerns nach dem Tiefpunkt im Sommer des vergangene­n Jahres deutlich erholt hat. Aber glücklich wohl nicht, weil das Niveau immer noch 15 Prozent unter dem des Starts vor zwei Jahren liegt, als die alte Metro aufgespalt­en worden war und die neue von Vorstandsc­hef Olaf Koch als Wachtumsst­ory angepriese­n wurde, die Investoren locken sollte. Das ist so nicht eingetrete­n. Jetzt warten alle darauf, dass der geplante Verkauf der Warenhausk­ette Real endlich über die Bühne geht. Auch die neuen Investoren Daniel Kretinsky und Patrik Tkac mit ihrer Firma EP Global Commerce. Vermutlich verharrt die Aktie bis dahin unter 16 Euro.

Am Dienstag bleiben große Kursbewegu­ngen jedenfalls aus. Die Quartalsza­hlen, die die Metro am Abend präsentier­te, waren auch nicht geeignet, ein Feuerwerk am Aktienmark­t auslösen zu können. Ein Umsatzplus von 2,8 Prozent auf 7,5 Milliarden Euro für das Ende Juni abgelaufen­e dritte Vierteljah­r des Geschäftsj­ahres 2018/19 (bis 30. September) ist zwar ein Signal für mehr Wachstum, aber wohl vor allem der Tatsache geschuldet, dass in diesem Jahr das umsatzstar­ke Ostergesch­äft anders als im vergangene­n Jahr in das dritte Quartal fiel.

In Russland kämpft die Metro ohnehin mit den alten Problemen. Das Land, auf dem einst die großen Hoffnungen der Großhandel­ssparte ruhten, ist nach Angaben von Koch die einzige Region, in der die Umsatzkurv­e nicht nach oben zeigt. Mehr als 16 Prozent Geschäft hat der Konzern in Russland eingebüßt, vor allem wegen des schwachen Rubel. Auch in der Türkei macht die Landeswähr­ung Sorgen. Und operativ läuft in Osteuropa längst nicht alles nach Plan.

Das wird auch bei Kretinsky und Co. nicht auf Begeisteru­ng stoßen. Umso sehnlicher wünscht man sich ein Ende der Real-Verkaufsge­spräche herbei, damit eine Baustelle erledigt wird. Koch sagte am Dienstag, die exklusiven Verhandlun­gen über die Veräußerun­g der Gruppe an ein Konsortium unter Führung des Immobilien­konzerns Redos hätten „große Fortschrit­te“gemacht, die Verhandlun­gen würden fortgesetz­t.

Die Frage bleibt, ob eine Lösung für Real wirklich auch aus Sicht von Investoren ein Befreiungs­schlag ist. Denn bei dem geplanten Deal mit Redos sollen der Metro dem Vernehmen nach „nur“etwa 500 Millionen Euro zufließen, während die Immobilien zuletzt mit rund 900 Millionen Euro bewertet worden waren. Für das dritte Quaartel meldet Real, schon seit Jahren das Sorgenkind des Konzerns, zwar etwa 2,3 Prozent Umsatzwach­stum, aber auch das liegt vorrangig am Ostertermi­n in diesem Jahr.

Immerhin hat der Düsseldorf­er Konzern im dritten Quartal vor Steuern 181 Millionen Euro verdient, sich damit um mehr als ein Fünftel verbessert und das Minus aus dem ersten Halbjahr des laufenden Geschäftsj­ahres fast wettgemach­t. Vielleicht ist das ein bisschen Munition für die weiteren Verhandlun­gen mit Daniel Kretinsky und Patrik Tkac. Am Mittwoch wollen sich Metro-Chef Koch und Finanzvors­tand Christian Baier bei der Präsentati­on der Quartalsza­hlen zu der Offerte äußern, die EP Global Commerce gemacht hat. „Begründete Stellungna­hme“heißt das, was das Manager-Duo abliefern will. Man darf sicher sein, dass sie in Kretinskys Angebot die Metro weiterhin als unterbewer­tet ansehen. Anders als beispielsw­eise der Duisburger Familienko­nzern Haniel, der sich längst auf die Seite der neuen Investoren geschlagen hat.

Newspapers in German

Newspapers from Germany