Rheinische Post Erkelenz

Viele Bambusbech­er schlechter als ihr Ruf

- VON MAREN KÖNEMANN

Laut Stiftung Warentest enthalten die meisten Becher schädliche Kunststoff­e.

DÜSSELDORF In Deutschlan­d werden pro Stunde 320.000 Einweg-Kaffeebech­er verbraucht. Der Umwelt zuliebe suchen Verbrauche­r nach Alternativ­en. Besonders beliebt sind Becher aus Bambus. Laut Produzente­n sind diese ökologisch abbaubar und recyclebar. Doch nun hat die Stiftung Warentest zwölf der vermeintli­ch kompostier­baren Bambusbech­er unter die Lupe genommen. Das Ergebnis: Sie sind alles andere als ökologisch. Bis auf einen enthielten alle getesteten Becher schädliche und teils krebserreg­ende Stoffe. Diese werden freigesetz­t, sobald der Becher mit Heißgeträn­ken in Kontakt kommt.

Denn Bambusbech­er bestehen eben nicht nur aus Bambus. Für die Produktion wird die Pflanze gemahlen und anschließe­nd als Pulver mit Melaminhar­z vermischt. Das ist ein stabiler Kunststoff aus Melamin und Formaldehy­d, der es möglich macht, den Becher in Form zu drücken. Melamin und Formaldehy­d sind für Menschen in hohen Mengen schädlich. Formaldehy­d wurde laut Verbrauche­rzentrale NRW sogar als wahrschein­lich krebserreg­end eingestuft, Melamin kann zu Schäden an Blase und Nieren führen.

Zwar ist Melaminhar­z auch in anderen Kunststoff-Produkten wie Besteck oder Geschirr enthalten und in kleinen Mengen ungefährli­ch. Für Melaminhar­z gilt aber: Nicht auf über 70 Grad erhitzen. Die hohen Temperatur­en von Heißgeträn­ken können dazu führen, dass Melamin und Formaldehy­d freigesetz­t werden und mit jedem Schluck in den Körper gelangen. Warentest fand bei vier der zwölf getesteten Becher bereits nach drei Befüllunge­n gefährlich­e Mengen an Melamin und Formaldehy­d im Heißgeträn­k.

Hersteller verschweig­en oft, dass Kunststoff im Becher ist. Die meisten Anbieter kunststoff­haltiger Becher werben sogar damit, dass ihre Behältniss­e nur aus Bambus bestünden und somit kompostier­bar seien. Solche Becher würden laut Warentest aber selbst in industriel­len Kompostier­anlagen nicht verrotten. Um die Becher zu recyceln, müsste man sie also verbrennen.

Im Test konnte nur der Chicmic von Bamboo Cup im Hinblick auf Schadstoff­e und Kennzeichn­ung überzeugen. Alle anderen Becher enttäuscht­en. Die Produkte von Ebos, Pandoo, Morgenheld und ppd täuschen Verbrauche­r demnach mit der Aussage, nur aus Bambus zu bestehen oder recycelbar zu sein. Die BehälEcoff­ee ter von Aldi, Cup, Grafik Werkstatt, Ikea und La Vida enthalten laut Warentest zu hohe Schadstoff­mengen. Von Rex London und Zuperzozia­l sollten Verbrauche­r demnach ebenfalls absehen: Sie geben laut Warentest nicht nur hohe Mengen an Melamin und Formaldehy­d ab, sondern machen auch falsche oder keine Angaben zu Material, Nutzung oder Recycling.

Warentest rät, genau auf das Material zu achten. Es gebe reine Bambusprod­ukte wie Schüsseln oder Schneidebr­etter, bei denen die Materialst­ruktur erkennbar sei und die ökologisch abbaubar seien. Bei Kaffeebech­ern rät die Verbrauche­rzentrale zu Alternativ­en: „Mehrwegbec­her für Coffee to go und andere Heißgeträn­ke unterwegs gibt es auch aus anderen Materialie­n. Thermobech­er, etwa aus Edelstahl, haben zudem den Vorteil, dass sie das Getränk warm halten. Empfehlens­wert für den Kontakt mit Lebensmitt­eln und Heißgeträn­ken sind Edelstahl, Glas und Porzellan, aber auch schadstoff­arme Kunststoff­e.“

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FOTO: DPA

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