Pannenbaustelle wird High-Tech-Brücke
Seit zwei Jahren ist die Ritterstraße eine Dauerbaustelle. Beim Neubau der Niersbrücke hat es viele Verzögerungen gegeben. Im November soll sie fertig sein – als Brücke, die mitdenkt und Schäden vorbeugt.
RHEYDT Seit fast genau zwei Jahren wird an ihr gebaut, ungefähr genauso lange müssen die Autofahrer sehr viel Geduld auf der Ritterstraße haben, aber jetzt wird die Niersbrücke in der Nähe von Schloss Rheydt offenkundig zu einem Forschungsprojekt von bundesweitem Interesse. Wie die Stadt jetzt mitteilte, wird die Niersbrücke zu einem intelligenten Bauwerk, das dank eines neuen, smarten Brückenbelags Daten zum Zustand des Bauwerks und zur Feuchtigkeit liefert und überdies einen „steuerbaren und präventiven Korrosionsschutz bietet“. Das macht nicht die Stadt selbst, sondern Partner eines Forschungsprojekts des Bundesforschungsministeriums. Dazu gehören unter anderem die Bundesanstalt für Straßenwesen und die RWTH Aachen. „Das Monitoring ermöglicht ein frühzeitiges Erkennen von Schäden in der Abdichtungsebene“, sagt Professor Michael Raupach vom Institut für Bauforschung der RWTH.
Und das funktioniert so: Eine zweilagige carbonfaserbewerte Mörtelschicht wurde jetzt auf die Brücke aufgetragen. Smart-Deck heißt dieser intelligente Belag, der Undichtigkeiten mit einem eingebundenen Monitoringsysten erfasst und den Feuchtegehalt der Fahrbahnplatte per Mobilfunk übermittelt. Wenn es einen Schaden gibt, wird ein automatischer, vollflächiger Schutz vor Korrosion aktiviert, der die Brücke schützt und Bauarbeiten aufschiebbar macht.
„Korrosion ist von der Brückenunterseite normalerweise erst erkennbar, wenn die Brücke bereits erheblich beschädigt ist“, sagt Peter Haardt, Referatsleiter bei der Bundesanstalt
für Straßenbau. „Die Folge sind sofortige Baumaßnahmen, die zu erheblichen Verkehrsbehinderungen und volkswirtschaftlichen Verlusten führen.“Mit anderen Worten genau das, was seit zwei Jahren an der Ritterstraße schon passiert. Die Kosten übernehmen die Projektpartner, gefördert vom Bund, die Stadt zahlt nach eigenen Angaben nichts, profitiert aber selbst auch von dem System. Die Lebensdauer der Brücke werde dadurch erhöht, so Mönchengladbachs Baudezernent Gregor Bonin.
Bis November sollen die Bauarbeiten nach dann rund 26 Monaten abgeschlossen sein. Dann wäre eine lange Zeit der Pannen rund um die Baustelle vorbei. Die Stadt gab dazu im Januar im Planungs- und Bauausschuss eine Übersicht. Es begann bereits mit einem um vier Monate verzögerten Baubeginn, weil die Baufirma kein Bohrgerät besorgen konnte. Weil in der direkter Nähe eine Thyssengasleitung verläuft, kann nicht mit schwerem Gerät gearbeitet werden. Dann war die Baugrube immer wieder nass, weil der Wasserstand der Niers nicht über das Wehr des Regenrückhaltebeckens reguliert werden konnte. Bei Regen lief Wasser aus Tackhütte und Geneicken nach, sodass die Niers an der Stelle nachträglich in Rohre geleitet werden musste. Acht Monate Baustillstand waren die Folge.
Als dann Schichtenwasser in die Baugrube eindrang, musste das Grundwasser an der Stelle abgesenkt werden. Weil auch noch die Bewässerungsleitung Neersbroicher Graben undicht war, mussten zusätzliche Schachtbauwerke und Leitungsstücke komplett erneuert werden, was noch einmal sechs Wochen Verzug brachte. Inzwischen sind beide Brückenhälften neu gebaut, die „Smart-Deck“-Schicht ist eingebaut, nun soll der Straßenbau beginnen.