Vom Baumeln der Seele
In einem erholsamen Urlaub sind Körper und Seele miteinander verbunden.
Für mich beginnt an diesem Wochenende der Sommerurlaub. Ich fahre diesmal nach Masuren, wo ich geboren wurde. Schon seit Tagen freue ich mich darauf, so wie andere auch auf ihre Ferien. Endlich einmal wieder die Seele baumeln lassen, diesen Wunsch höre ich oft in diesen Tagen, wenn das Gespräch auf den Urlaub kommt. Aber was baumelt da eigentlich? Und woran baumelt es? Lässt sich die Seele einfach so aufund abhängen, wie eine Schaukel an einen Ast? Gefunden habe ich das Bild von der baumelnden Seele abseits der Reisemagazine und Wellnessbroschüren in einem Text von Kurt Tucholsky aus dem Jahre 1926. In einer bissigen
Satire beschreibt er „unwirsche Norddeutsche, Sachsen, als Diroler verkleidet“, die den Urlaub in Bayern verbringen. Die Gesichter der Männer sind vorne an kleinen Tonnen befestigt, die sie auf dem Hals tragen. Und die Frauen? „Alles baumelt an ihnen, auch die Seele.“Sie tragen die Seele zu Markte wie ihren Schmuck und das sonstige gesamte Outfit. Auch wenn sich manche im Urlaub heute noch verhalten wie auf einem Laufsteg und sich eher als Kleiderständer denn als Persönlichkeit gebärden – das Bild von der baumelnden Seele dürfte den meisten seltsam vorkommen, wenn sie es wörtlich nähmen. Denn die Seele, das bin doch ich selbst, unauflösbar verbunden mit meinem Körper. Wenn ich mit den Füßen durchs Wasser gehe, dann erfrischt das auch die Seele. Und wenn die Seele sich freut, dann erbaut das wiederum den Körper. Für einen erholsamen Urlaub gilt, was der Dichter Paul Gerhardt einst so in Sprache fasste: „Du meine Seele, singe, wohlauf und singe schön, dem, welchem alle Dinge zu Dienst und Willen stehn.“In diesem Sinne wünsche ich Ihnen beseelte Tage, wo immer Sie diese verbringen.
Der rheinische Präses Manfred Rekowski schreibt hier an jedem vierten Samstag im Monat. Ihre Meinung? Schreiben Sie unserem Autor: kolumne@rheinische-post.de