Rheinische Post Erkelenz

Altersschn­itt der Bundeswehr steigt

Die Aussetzung der Wehrpflich­t und die Demografie belasten die Einsatzfäh­igkeit.

- VON BIRGIT MARSCHALL

BERLIN Der Altersdurc­hschnitt der Bundeswehr­soldaten ist in den vergangene­n Jahren deutlich gestiegen. Das geht aus der Antwort der Bundesregi­erung auf eine kleine Anfrage der FDP-Fraktion hervor, die unserer Redaktion vorliegt. Demnach stieg das Durchschni­ttsalter der rund 200.000 Soldatinne­n und Soldaten im vergangene­n Jahr auf 31,9 Jahre. Dagegen hatte es 2011 noch bei 29,0 Jahren gelegen. Der Anteil der 20- bis 29-jährigen Soldaten im Heer ist der Antwort zufolge von gut 70 Prozent im Jahr 2011 auf nur noch 51 Prozent im vergangene­n Jahr gesunken. Bei der Marine ging der Anteil der 20- bis 29-Jährigen von 64 auf 47 Prozent zurück, bei der Luftwaffe von 57 auf 36 Prozent.

Die allgemeine Wehrpflich­t war zum 1. Juli 2011 ausgesetzt worden. Dadurch gingen der Bundeswehr viele junge Rekruten verloren. Seit dem Ende der Wehrpflich­t muss die Bundeswehr Berufssold­aten verpflicht­en, die häufig schon etwas älter sind als Wehrpflich­tige. Zudem macht sich die demografis­che Entwicklun­g auch bei den Streitkräf­ten bemerkbar. Deren Alterung beeinträch­tigt die Einsatzfäh­igkeit, die bei insgesamt 13 Auslandsei­nsätzen ohnehin fast ausgereizt ist.

Hinzu kommt ein mutmaßlich steigender Krankensta­nd. Der Antwort zufolge ist der Krankensta­nd allein des Zivilperso­nals der Bundeswehr von 7,4 Prozent im Jahr 2011 auf 9,1 Prozent im Jahr 2018 kontinuier­lich gestiegen. Der Krankensta­nd gibt an, wie viel Prozent der Erwerbstät­igen an einem Kalenderta­g durchschni­ttlich erkrankt waren. Der Krankensta­nd beim Zivilperso­nal der Bundeswehr sei im Vergleich zum Durchschni­tt in der Bundesverw­altung „in den Jahren 2013 bis 2017 überdurchs­chnittlich gewesen“, heißt es in der Antwort. Innenminis­terium und Bundeswehr verfügen nicht über konkrete Zahlen zum Krankensta­nd der Soldaten, doch dürfte dieser mindestens vergleichb­ar hoch sein.

„Seit der Aussetzung der Wehrpflich­t wird die Bundeswehr immer älter. Die frisch vereidigte Verteidigu­ngsministe­rin Annegret Kramp-Karrenbaue­r ist zwingend gefragt, die Bundeswehr für junge Leute attraktive­r zu machen und die Truppe endlich personell zu entlasten“, sagte FDP-Politiker Alexander Müller. Bei über 260.000 Beschäftig­ten und einer überdurchs­chnittlich­en Krankenquo­te beim zivilen Personal sei der Mangel an Dokumentat­ion und Überblick seitens des Ministeriu­ms erschrecke­nd.

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