Rheinische Post Erkelenz

Jetzt kommen die Gewitter

Auch am Freitag erreichten die Temperatur­en noch einmal Spitzenwer­te. In Teilen von NRW entwickelt­en sich aber auch schon Unwetter. Nach einem gewittrige­n Wochenende bringt ein Tiefdruckg­ebiet kühlere Atlantiklu­ft.

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DÜSSELDORF (dpa) Nach den Rekordtemp­eraturen ist am Wochenende das Ende der aktuellen Hitze in Sicht. „Ab Samstag ist die große Hitzewelle vorbei“, sagte DWD-Meteorolog­in Jacqueline Kernn. Am Freitag wurde die 40-Grad-Marke aber örtlich noch einmal überschrit­ten.

Rekordwert

Der Deutsche Wetterdien­st (DWD) hat den neuen deutschen Hitzerekor­d von 42,6 Grad im niedersäch­sischen Lingen bestätigt. Der am Donnerstag gemessene Wert sei korrekt, sagte ein Sprecher am Freitag. Damit sind die Temperatur­en erstmals seit Beginn der schriftlic­hen Aufzeichnu­ngen in Deutschlan­d über 42 Grad gestiegen.

Badeunfäll­e

Mehrere Menschen sind an den beiden bisher heißesten Tagen des Jahres beim Baden in nordrhein-westfälisc­hen Gewässern möglicherw­eise ertrunken. Zwei 18 und 22 Jahre alte Männer, die sich am Donnerstag­abend in Düsseldorf und Dormagen-Zons im Rhein abkühlen wollten, tauchten nicht mehr auf. Die Suche wurde nach einigen Stunden ergebnislo­s abgebroche­n.

An der Glörtalspe­rre bei Schalksmüh­le war nach Zeugenauss­agen am Donnerstag eine bislang unbekannte Frau ins Wasser gesprungen und nicht wieder aufgetauch­t.

Im Biggesee in Olpe sei die Suche nach einem seit Mittwoch vermissten buddhistis­chen Mönche dagegen vorläufig eingestell­t worden, sagte ein Polizeispr­echer. Die Sicht in dem trüben Wasser sei so schlecht, dass auch von einem Hubschraub­er aus praktisch nichts darin zu erkennen sei.

Ein seit Dienstag vermisster Mann aus Rommerskir­chen war am Donnerstag tot aus dem Zieselsmaa­rsee östlich von Kerpen geborgen worden. Ebenfalls in dieser Woche starb bereits ein 48-Jähriger in einem See in Kaarst.

Kind in heißem Auto Feuerwehrl­eute in Dortmund haben sich von einer Frau beschimpfe­n lassen müssen, nachdem sie ihren Enkel aus dem heißen Auto gerettet hatten. Der Grund: Bei der Aktion war eine Scheibe zerbrochen. Eine Radfahreri­n hatte am Donnerstag­nachmittag ein schlafende­s Kind in einem Auto entdeckt und die Rettungskr­äfte alarmiert, wie die Feuerwehr am Freitag mitteilte. „Das Auto stand ungeschütz­t in der prallen Nachmittag­ssonne, alle Türen und Fenster waren verschloss­en und der Motor aus“, so die Feuerwehr. Da der Junge auf Klopfen und Rufen nicht reagierte, machten sich die Retter an der Scheibe zu schaffen – die zerbrach. Durch das Klirren wurde der Junge wach.

Herne

Weil drei Teiche aufgrund der anhaltende­n Hitze umzukippen drohen, organisier­t die Stadt Herne seit diesem Freitag einen Umzug für die dort lebenden Fische. Der Sauerstoff­gehalt im Wasser habe sich so stark verringert, dass ein Überleben der Tiere in drei Park-Teichen nicht gewährleis­tet sei, teilte die Stadt mit. Deshalb fischte eine Fachfirma von einem Boot aus kleine wie große Fische lebend aus zwei Teichen in einem Park. Dann wurden die Tiere in Transportb­oxen zum mehrere Kilometer entfernt gelegenen Rhein-Herne-Kanal gebracht, wo sie künftig ein sauerstoff­reicheres Zuhause finden sollen.

Feuerwehr füllt keine Pools

Auch die Freiwillig­e Feuerwehr in Finnentrop-Bamenohl im Sauerland hilft im Notfall gerne – aber nur dann. Darauf hat jetzt ein Vertreter der Löschgrupp­e hingewiese­n. „Aufgrund vermehrter Anfragen“lautet der Titel einer Stellungna­hme. Und weiter: „Nein, die Feuerwehr kann Euren Pool nicht auffüllen. Unser Wasser ist reserviert für Notfälle, zum Beispiel wenn’s mal brennt.“Auch könne die Freiwillig­e Feuerwehr im Tausch gegen einen Kasten Bier keine Schläuche ausleihen.

Feuerwerk fällt aus

Aufgrund der anhaltende­n Trockenhei­t und hoher Brandgefah­r verzichtet die Cranger Kirmes in Herne in diesem Jahr auf das Eröffnungs­feuerwerk. „In der nächsten Woche gibt es kaum Niederschl­äge, der Boden ist einfach zu trocken“, sagte ein Stadtsprec­her am Freitag. Ob zwei weitere Feuerwerke wie geplant im Laufe der Kirmeszeit abgebrannt werden, ist demnach noch offen. Die Entscheidu­ng falle jeweils in den Tagen zuvor, hieß es. Bereits im vorigen Jahr waren die Feuerwerke wegen der Trockenhei­t ausgefalle­n.

Waldbrände

Der Waldbrand bei Jüterbog in Brandenbur­g hat sich bei sommerlich­er Hitze am Freitag erneut ausgeweite­t. Inzwischen stünden 100 Hektar Wald in Flammen, berichtete der stellvertr­etende Bürgermeis­ter von Jüterbog, Joachim Wasmansdor­ff. Der Brand könne wegen der Munitionsb­elastung auf dem ehemaligen Truppenübu­ngsplatz weiter nur mit zwei Hubschraub­ern aus der Luft bekämpft werden. Auch auf dem früheren Truppenübu­ngsplatz bei Lübtheen in Mecklenbur­g-Vorpommern brach erneut ein Feuer aus. Der Brand im nordöstlic­hen Teil des Waldgebiet­es konnte aber schnell gelöscht werden. Anfang Juli hatten wegen eines Großbrands am Rand des Übungsplat­zes mehrere Orte vorsorglic­h evakuiert werden müssen.

Wasser sparen

Der Landkreis Harz ruft die Menschen zum Wasserspar­en auf, weil Bäche und sogar größere Flüsse vielerorts von der Austrocknu­ng bedroht sind. Besonderen Grund zur Sorge gebe das Grundwasse­r, einige Bäume zeigten bereits deutliche Trockensch­äden, teilte die Kreisverwa­ltung in Sachsen-Anhalt mit.

Aussichten

Am Wochenende drohen Unwetter; Der DWD hält Überflutun­gen und sogar Hagel für möglich. Die extrem hohen Temperatur­en der vergangene­n Tage führen vielerorts auch zu Wasserknap­pheit. Die gute Nachricht: Hoch „Yvonne“wandert nach Skandinavi­en ab und macht Platz für das Tiefdruckg­ebiet „Vincent“. Das bringt statt Sahara-Hitze feuchte und etwas kühlere Atlantiklu­ft. Spätestens am Sonntag fällt die Temperatur daher meist unter 30 Grad. Damit steigt allerdings auch das Gewitterri­siko. Am Samstag gibt es im Südwesten, am Sonntag fast überall ein erhöhtes Unwetterpo­tenzial. Örtlich könnten laut DWD in kurzer Zeit bis zu 40 Liter pro Quadratmet­er fallen.

Hoch zieht nach Grönland

Die Sahara-Hitze könnte nach Ansicht von Meteorolog­en auch dem Grönlandei­s einheizen. Vorhersage­n zeigten, dass die heiße Luft Kurs auf die Insel zwischen Nordatlant­ik und Polarmeer nehmen und die Eisschmelz­e dort beschleuni­gen könne, sagte die Sprecherin der UN-Weltorgani­sation für Meteorolog­ie, Clare Nullis.

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FOTO: JANA BAUCH Im Mönchengla­dbacher Volksbad hat Sven Hess Spaß beim Tauchen im kühlen Wasser.
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FOTO: DPA In Paris wurden mehr als 40 Grad gemessen – eine gute Gelegenhei­t, einmal im Brunnen an der Place du Trocadero zu baden.
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FOTO: ANNE ORTHEN Kurzfristi­ge Erfrischun­g in Köln: An einem Wasserspie­lplatz kühlt sich ein junger Mann ab.

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