Sparkasse schlägt Kanzleramt
Die Gehälter der Sparkassenchefs lösen mitunter öffentliche Aufregung aus. Die Institute sagen, sie hielten sich bei den Vorstandsvergütungen an die Verbandsempfehlungen. Es gibt aber auch üppige Pensionszusagen.
DÜSSELDORF Zu den wesentlichen Erinnerungen an den früheren Bundesfinanzminister Peer Steinbrück gehört ein Satz, den der SPD-Politiker vor sieben Jahren sagte: „Nahezu jeder Sparkassendirektor in Nordrhein-Westfalen verdient mehr als die Kanzlerin.“Was viele empörte, weil Steinbrück, seinerzeit als Kanzlerkandidat seiner Partei für die Bundestagswahl 2013 ausgeguckt, schon mal die Bezahlung des Jobs rüffelte, den er nicht bekam. Tenor: Politiker werden viel zu schlecht bezahlt.
Tatsache ist: Bundeskanzlerin Angela Merkel kassiert rund 350.000 Euro im Jahr. Das liegt tatsächlich deutlich unter den Bezügen vieler Sparkassen-Vorstände – auch in der Region. Düsseldorfs Sparkassen-Chefin Karin Göbel kommt laut Geschäftsbericht allein auf 580.000 Euro Festgehalt, dazu kommen mehr als 150.000 Euro an variablen Bezügen (beispielsweise Boni) und geldwerte Vorteile wie ein Dienstwagen. Bei ihrer Krefelder Kollegin Birgit Roos und dem Duisburger Sparkassen-Chef Joachim Bonn lag das Gehalt auch deutlich über einer halben Million Euro. Bei den Kölner Sparkassen liegen die Beträge noch deutlich höher (siehe Tabelle).
Ist das zu viel? Zahlen, die jetzt das Finanzportal „Finanzszene.de“veröffentlichte, sorgen bei einigen für neue Erregung. Das Portal hat die Vergütungen der Vorstandsmitglieder untersucht und festgestellt: „Bei mindestens 40 deutschen Sparkassen-Managern haben sich Bezüge und Pensionsrückstellungen zuletzt auf mehr als eine Million Euro summiert.“Das klingt gewaltig. Aber: Institut
Alexander Wüerst Kreissparkasse Köln
Artur Grzesiek** Sparkasse Köln Bonn
Karin-Brigitte Göbel Stadtsparkasse Düsseldorf
Hubert Herpers Sparkasse Aachen
Uwe Samulewicz Sparkasse Dortmund
Volker Behr** Sparkasse Essen
Joachim Bonn Sparkasse Duisburg
Birgit Roos Sparkasse Krefeld
Hartmut Wnuck
Sparkasse Mönchengladbach
Michael Schmuck Sparkasse Neuss
Karl-Heinz Bollmann Stadtsparkasse Bocholt Gesamt-Bezüge davon Festgehalt Bezüge, sowohl fixe als auch variable, sind Jahresentgelte, während Pensionsrückstellungen ür die späteren Pensionszahlungen zurückgelegt werden, also kein laufendes Entgelt sind.
Also ist eine Million natürlich nicht gleichbedeutend mit dem Jahressalär. Entsprechend kritisiert der rheinische Sparkassenund Giroverband (RSGV): „Diese Darstellung des Gehaltes von Sparkassenvorständen ist irreführend.“Kritikpunkt: Die Zuführung zu den Pensionsrückstellungen seien zum Jahresgehalt hinzugerechnet worden, seien aber für spätere Pensionszahlungen für Vorstände gedacht.
Umgekehrt sind die Pensionsrückstellungen stärker gestiegen als in vielen Vorjahren. Das hat damit zu tun, dass sich die Sparkassen in der Niedrigzinsphase wie andere auch schwer tun, am Kapitalmarkt genug zu verdienen, um die künftigen Zusagen sicher bedienen zu können, und daher mehr aus dem laufenden Geschäft zurücklegen müssen. Ob diese Zusagen in der Vergangenheit nicht zu üppig ausgefallen sind, ist eine andere Frage.
Was auffällt: In den Vergütungsempfehlungen des Rheinischen Sparkassen- und Giroverbandes (RSGV) stehen Jahresentgelte, die sich unter anderem an Bilanzsumme, Kreditvolumen und dem Bestand an Kundenwertpapieren orientieren. Daraus entsteht eine Bewertungsziffer als Maßstab. In dieser Tabelle kommen bei etwa 11,8 Milliarden Euro Kennziffer knapp 400.000 Euro Festgehalt zusammen. Für die großen Sparkassen, die allein anhand der Bilanzsumme schon deutlich über 11,8 Milliarden kommen, lägen die Bezüge deutlich darüber. Alle Sparkassen betonen aber, dass sie unter den Empfehlungen des Verbandes bleiben. Und: Die Gehälter bewegten sich im marktüblichen Rahmen, heißt es. Das ist für manche kein Argument. „So hohe Fixgehälter im Sparkassen-Lager bedienen die Neiddebatte“, heißt es selbst aus den eigenen Reihen. Die mehr als 830.000 Euro Festvergütung für den Kölner Kreissparkassen-Chef Alexander Wüerst sind für viele auch dann ein Aufreger, wenn sie deutlich unter dem RSGV-Standard liegen. „Wir begrüßen es, wenn man sich die Empfehlungen des Verbandes hält, und appellieren an alle, ihrer Verantwortung gerecht zu werden“, sagt Arne Moritz, finanzpolitischer Sprecher der CDU-Landtagsfraktion.
Natürlich sind selbst die Spitzenbeträge im Vergleich zu den einstigen Einkommen der Investmentbanker bei der Deutschen Bank bescheiden. Aber jede einzelne Sparkasse erreicht ja auch nicht annähernd die Dimensionen der größten deutschen Bank. Und dann ist da noch das Argument: Wer das Gemeinwohl im Sinne haben muss, sollte auch bei den Spitzengehältern sparen. Das Entlohnungssystem bei den Sparkassen ist eben eines, auf das die Menschen noch empfindlicher reagieren. „Die Sparkasse gehört uns Bürgern, da ist der Rechtfertigungsdruck immer noch höher als bei anderen“, sagt Hans-Peter Burghof, Bankprofessor an der Uni Hohenheim. Er sagt aber auch: „Die Gehälter sind im Trend des Marktes. Und die Nachfrage ist deutlich höher als das Angebot, weil viele Wirtschaftsstudenten beispielsweise lieber Marketing machen als Finanzen.“