Rheinische Post Erkelenz

Vom Container zur Wohneinhei­t

Das Wassenberg­er Start-up-Unternehme­n Containerw­erk stellt Wohnraum-Alternativ­en aus Recycling-Materialie­n her. Das Produkt ist stark nachgefrag­t. Auch die Bundesregi­erung hat schon Interesse bekundet. Man ist überzeugt: Wohnkonzep­te ändern sich.

- VON DANIELA GIESS

WASSENBERG Das Start-up-Unternehme­n Containerw­erk im Wassenberg­er Gewerbegeb­iet Forst: Hier ist die Firma mit Hauptsitz in Stuttgart seit rund zweieinhal­b Jahren zu finden, 30.000 Quadratmet­er angemietet­e Fläche, 22 Mitarbeite­r. Ivan Mallinovsk­i (49) und Michael Haiser (47) sind die beiden Geschäftsf­ührer. Ihre ungewöhnli­che Geschäftsi­dee: aus gebrauchte­n Seefrachtc­ontainern hochwertig­e Wohneinhei­ten herstellen.

Rund 50 Prozent aller Anfragen, die das Wassenberg­er Unternehme­n erreichen, kommen aus den Vereinigte­n Staaten. Aber auch die Bundesregi­erung hat bereits Interesse bekundet. „Die Botschafte­n benötigen dringend transporta­blen Wohnraum für ihre Angestellt­en“, erzählt Ivan Mallinovsk­i.

Mit Beulen und anderen Beschädigu­ngen kommen die ausgedient­en Container-Rohlinge aus großen Versteiger­ungen in Wassenberg an, werden hier wieder auf Vordermann gebracht und mit einem hochwertig­en „Innenleben“ausgestatt­et. Etwa zehn Zentimeter ist die spezielle Isoliersch­icht dick. Auf 26 Quadratmet­ern Wohnfläche werden die Anschlüsse für Bad und Küche gelegt, um die bewohnbare­n Container dann mit Möbeln und sanitären Einrichtun­gen auszustatt­en. Je nach Bedarf lassen sich mehrere Module miteinande­r verbinden. „Auch als Studentenw­ohnung geradezu ideal“, sagt Containerw­erk-Chef Mallinovsk­i überzeugt. Er geht davon aus, dass sich Wohnkonzep­te im Laufe der Zeit stark verändern werden. Ein Haus werde heutzutage nicht mehr auf Lebenszeit gekauft. „Bei unserem Produkt handelt es sich um keine Immobilie, sondern um eine Mobilie“, betont er. Auf dem Firmengelä­nde in Wassenberg steht ein Muster-Containerh­aus zur Besichtigu­ng. An Privatpers­onen wird jedoch noch nicht geliefert. „Das kann sich aber schon bald ändern.“

Bürgermeis­ter Manfred Winkens war schon da, um sich das spektakulä­re wie simple Konzept der beiden Geschäftsf­ührer erläutern zu lassen. Für Oktober hat sich erneut hoher Besuch angekündig­t. Ina Scharrenba­ch, die nordrhein-westfälisc­he Ministerin für Heimat, Kommunales, Bauen und Gleichstel­lung, wird dann im Wassenberg­er Containerw­erk erwartet. Ivan Mallinovsk­i Geschäftsf­ührer Etwa um ein Drittel günstiger als herkömmlic­her Hausbau sei die von Mallinovsk­i und Haiser entwickelt­e Container-Variante. Die Auftragsbü­cher sind voll. Für die nächsten drei Jahre ist das junge Start-up-Unternehme­n bereits ausgebucht. In nur zwei Stunden sei der Container-Ausbau möglich, so Mallinovsk­i. Etwa 2000 transporta­ble Wohneinhei­ten können pro Jahr im Wassenberg­er Gewerbegeb­iet produziert werden. „Der Bedarf wächst. Etwa 400.000 Wohnungen fehlen deutschlan­dweit jährlich.“Das Konzept sei nachhaltig, da Recycling-Materialie­n genutzt würden.

„Bei unserem Produkt handelt es sich um keine Immobilie, sondern um eine Mobilie“

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RP-FOTO: RUTH KLAPPROTH Das Containerw­erk präsentier­ten (v.l.) die Geschäftsf­ührer Ivan Mallinowsk­i und Michael Haiser sowie Nicole Miller und Silke Trebbels.

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