Der sanfte Weg der Selbstverteidigung
Der Budo-Club Erkelenz bietet eine Vielzahl von Kampfsportarten an. Diese balancieren sowohl körperliches als auch geistiges Training.
ERKELENZ In allen Teilen der Halle bezeichnen die Begrüßungsrituale den Beginn des Trainings. Nach einem Aufwärmprogramm geht es auf den Matten ans Eingemachte – mit Geduld und Hingabe lehren die Senseis ihren Schülern korrekte Techniken. Bereits vorhandenes Wissen wird weiter ausgebaut und in Übungen angewendet, die Turniererfahrenen geben Praxistipps. Vier Kampfsportarten sind es, die hier allein mittwochs in einer Halle koexistieren und voneinander profitieren.
Mittels Selbstverteidigung die Fitness, Körperbeherrschung und das eigene Selbstvertrauen stärken – diese Ziele verfolgt der Erkelenzer Budo-Club mit seinen Mitgliedern und führt Kampfsportbegeisterte und alle, die es werden wollen, an eine Bandbreite von Kampfsportarten heran. Neben Judo und Aikido wird auch Chi Ryu Aiki-Jitsu praktiziert, eine Synthese der verschiedensten Kampfkünste.
Die größte Abteilung des Vereins ist jedoch die Sparte Ju-Jutsu, die rund 90 der insgesamt etwa 160 Mitglieder verzeichnet. Ju-Jutsu ist die deutsche Abwandlung von Jiu-Jitsu, die auf die japanischen Samurai zurückgeht. Ju-Jutsu, 1967 in Deutschland als effektive und waffenlose Art der Selbstverteidigung für den Polizeisport entwickelt, ist ständig in Verbesserung begriffen und verbindet vor allem Elemente aus dem Judo und Karate miteinander. Das soll jedoch nicht „mit viel Kraft und Gewalt“heißen: „Die ursprüngliche Bedeutung von Ju-Jutsu ist sanfte Kunst“, sagte Harald Jaquet, Kampfsportler und Kassenwart im Budo-Club. Peter Siebertz, Ju-Jutsu Trainer und Vorsitzender des Vereins, ergänzte: „Ziel ist es, Krafteinsatz und Bewegung des Gegners auszunutzen und gegen ihn zu verwenden“. Ähnliches gilt auch für das Hanbo-Jutsu, welches mit einem Stock vollführt wird. Der große Vorteil von Ju-Jutsu ist, dass jeder Sportler die Techniken nach eigenen Bedürfnissen abwandeln darf – so können auch Menschen mit Behinderung mit trainieren und eine auf sie zugeschnittene Prüfung ablegen.
Der Budo-Club legt großen Wert auf den Respekt untereinander, aggressive Techniken und Verhaltensweisen oder der Missbrauch der Kampfkunst als Angriffssportart werden im Verein nicht toleriert. „Wir wollen erreichen, das unsere Budoka zunächst friedliche Lösungswege suchen und den Kampf in dem Wissen um die Konsequenzen meiden“, sagte Jaquet. Der Kampfsport sei eine nützliche Form von Fitness, die im Notfall effektiv sein, aber möglichst selten gebraucht werden sollte. „Es geht um Selbstverteidigung und Selbstbehauptung, aber nicht darum, als erstes zuzuschlagen“, betonte Siebertz, der selbst im Besitz des dritten Dan ist.
Obwohl eine gewisse Disziplin im Kampfsport unerlässlich ist, herrscht unter den Sportlern eine entspannte Atmosphäre, alle helfen sich untereinander und neue Techniken werden mit Spaß erlernt. Nach den Übungen ist vor allem das paarweise Training und das „Mattenraufen“unter den jungen Mitgliedern beliebt. Während das Techniktraining maßgeblich auf die Gürtelprüfungen vorbereitet, trainiert die Ju-Jutsu Fighting-Gruppe mit verstärktem Blick auf den Turniersport und ist bei Wettkämpfen äußerst erfolgreich, besonders im Anbetracht der Vereinsgröße.
Die Angebote sind für alle Mitglieder vollkommen frei wahrnehmbar. Zudem findet vor den Ferien ein gemeinsames Training statt, bei dem die Trainer Elementares aus ihrer Kampfsportart vorstellen. Anfänger dürfen zwei bis drei Wochen lang alle Angebote ausprobieren und die für sich richtige Kampfsportart auswählen. „Wir legen Wert darauf, ein Familienverein zu sein und Angebote für alle zu haben“, sagte Siebertz. So sind viele Erwachsene mit und über ihre Kinder zum Verein gekommen, neben Eltern-Kind-Gruppen gibt es auch Yogastunden.
Info: Ab wie viel Jahren?
In der Regel dürfen Kinder ab 8 Jahren beim Budo-Club trainieren, in Begleitung eines Elternteils ab 6, für Judo empfehlen die Trainer ein Alter von mindestens 7 Jahren.
Wann wird trainiert?
Mittwochs beginnt das Training um 18 Uhr für Judoka, Aikido-Kids und die Technik-Kindergruppe des Ju-Jutsu. Im Anschluss findet das Training für Jugendliche und Erwachsene statt. Freitags beginnt um 18 Uhr das Eltern-Kind Ju-Jutsu. Weitere Informationen und Trainingszeiten unter www.budo-club-erkelenz.de.