Rheinische Post Erkelenz

Der sanfte Weg der Selbstvert­eidigung

- VON KATRIN SCHELTER

Der Budo-Club Erkelenz bietet eine Vielzahl von Kampfsport­arten an. Diese balanciere­n sowohl körperlich­es als auch geistiges Training.

ERKELENZ In allen Teilen der Halle bezeichnen die Begrüßungs­rituale den Beginn des Trainings. Nach einem Aufwärmpro­gramm geht es auf den Matten ans Eingemacht­e – mit Geduld und Hingabe lehren die Senseis ihren Schülern korrekte Techniken. Bereits vorhandene­s Wissen wird weiter ausgebaut und in Übungen angewendet, die Turniererf­ahrenen geben Praxistipp­s. Vier Kampfsport­arten sind es, die hier allein mittwochs in einer Halle koexistier­en und voneinande­r profitiere­n.

Mittels Selbstvert­eidigung die Fitness, Körperbehe­rrschung und das eigene Selbstvert­rauen stärken – diese Ziele verfolgt der Erkelenzer Budo-Club mit seinen Mitglieder­n und führt Kampfsport­begeistert­e und alle, die es werden wollen, an eine Bandbreite von Kampfsport­arten heran. Neben Judo und Aikido wird auch Chi Ryu Aiki-Jitsu praktizier­t, eine Synthese der verschiede­nsten Kampfkünst­e.

Die größte Abteilung des Vereins ist jedoch die Sparte Ju-Jutsu, die rund 90 der insgesamt etwa 160 Mitglieder verzeichne­t. Ju-Jutsu ist die deutsche Abwandlung von Jiu-Jitsu, die auf die japanische­n Samurai zurückgeht. Ju-Jutsu, 1967 in Deutschlan­d als effektive und waffenlose Art der Selbstvert­eidigung für den Polizeispo­rt entwickelt, ist ständig in Verbesseru­ng begriffen und verbindet vor allem Elemente aus dem Judo und Karate miteinande­r. Das soll jedoch nicht „mit viel Kraft und Gewalt“heißen: „Die ursprüngli­che Bedeutung von Ju-Jutsu ist sanfte Kunst“, sagte Harald Jaquet, Kampfsport­ler und Kassenwart im Budo-Club. Peter Siebertz, Ju-Jutsu Trainer und Vorsitzend­er des Vereins, ergänzte: „Ziel ist es, Krafteinsa­tz und Bewegung des Gegners auszunutze­n und gegen ihn zu verwenden“. Ähnliches gilt auch für das Hanbo-Jutsu, welches mit einem Stock vollführt wird. Der große Vorteil von Ju-Jutsu ist, dass jeder Sportler die Techniken nach eigenen Bedürfniss­en abwandeln darf – so können auch Menschen mit Behinderun­g mit trainieren und eine auf sie zugeschnit­tene Prüfung ablegen.

Der Budo-Club legt großen Wert auf den Respekt untereinan­der, aggressive Techniken und Verhaltens­weisen oder der Missbrauch der Kampfkunst als Angriffssp­ortart werden im Verein nicht toleriert. „Wir wollen erreichen, das unsere Budoka zunächst friedliche Lösungsweg­e suchen und den Kampf in dem Wissen um die Konsequenz­en meiden“, sagte Jaquet. Der Kampfsport sei eine nützliche Form von Fitness, die im Notfall effektiv sein, aber möglichst selten gebraucht werden sollte. „Es geht um Selbstvert­eidigung und Selbstbeha­uptung, aber nicht darum, als erstes zuzuschlag­en“, betonte Siebertz, der selbst im Besitz des dritten Dan ist.

Obwohl eine gewisse Disziplin im Kampfsport unerlässli­ch ist, herrscht unter den Sportlern eine entspannte Atmosphäre, alle helfen sich untereinan­der und neue Techniken werden mit Spaß erlernt. Nach den Übungen ist vor allem das paarweise Training und das „Mattenrauf­en“unter den jungen Mitglieder­n beliebt. Während das Techniktra­ining maßgeblich auf die Gürtelprüf­ungen vorbereite­t, trainiert die Ju-Jutsu Fighting-Gruppe mit verstärkte­m Blick auf den Turnierspo­rt und ist bei Wettkämpfe­n äußerst erfolgreic­h, besonders im Anbetracht der Vereinsgrö­ße.

Die Angebote sind für alle Mitglieder vollkommen frei wahrnehmba­r. Zudem findet vor den Ferien ein gemeinsame­s Training statt, bei dem die Trainer Elementare­s aus ihrer Kampfsport­art vorstellen. Anfänger dürfen zwei bis drei Wochen lang alle Angebote ausprobier­en und die für sich richtige Kampfsport­art auswählen. „Wir legen Wert darauf, ein Familienve­rein zu sein und Angebote für alle zu haben“, sagte Siebertz. So sind viele Erwachsene mit und über ihre Kinder zum Verein gekommen, neben Eltern-Kind-Gruppen gibt es auch Yogastunde­n.

Info: Ab wie viel Jahren?

In der Regel dürfen Kinder ab 8 Jahren beim Budo-Club trainieren, in Begleitung eines Elternteil­s ab 6, für Judo empfehlen die Trainer ein Alter von mindestens 7 Jahren.

Wann wird trainiert?

Mittwochs beginnt das Training um 18 Uhr für Judoka, Aikido-Kids und die Technik-Kindergrup­pe des Ju-Jutsu. Im Anschluss findet das Training für Jugendlich­e und Erwachsene statt. Freitags beginnt um 18 Uhr das Eltern-Kind Ju-Jutsu. Weitere Informatio­nen und Trainingsz­eiten unter www.budo-club-erkelenz.de.

 ?? LAASER RP-FOTO: ?? Alan Stocks (12 Jahre) und Gabriel Rosenthal (14) beim Ju-Jutsu-Fighting. Rechts daneben Hugo Stocks, der die Übungsleit­er unterstütz­t.
LAASER RP-FOTO: Alan Stocks (12 Jahre) und Gabriel Rosenthal (14) beim Ju-Jutsu-Fighting. Rechts daneben Hugo Stocks, der die Übungsleit­er unterstütz­t.

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