Rheinische Post Erkelenz

„Ich kämpfe für meine Zukunft bei Borussia“

- INTERVIEW: SEBASTIAN HOCHRAINER UND KARSTEN KELLERMANN

Viele Verletzung­en überschatt­eten die bisherige Zeit des Stürmers in Gladbach. Die Hoffnung auf eine Besserung gibt er nicht auf.

Herr Villalba, Sie geben Ihr erstes großes Interview auf Deutsch. Sind Sie ein Sprachtale­nt?

VILLALBA (lacht) Nein, das bin ich nicht. Ich habe jedoch jeden Tag gelernt. Deutsch ist eine wirklich schwierige Sprache. Meine Freundin Nadia, mit der ich seit einem Jahr zusammen bin, ist aber Deutsch-Spanierin, so kann ich meine Kenntnisse weiter trainieren.

Trainieren konnten Sie sportlich zuletzt nur dosiert. Was ist los? VILLALBA Ich habe mir vor dem Urlaub einen Muskelfase­rriss im hinteren linken Oberschenk­el zugezogen. Aber es wird langsam besser. Ich denke, ich hatte nun genug Verletzung­spech, seitdem ich vor zweieinhal­b Jahren zu Borussia gewechselt bin.

Sie kamen deswegen erst in zwei Pflichtspi­elen zum Einsatz. VILLALBA Das ist frustriere­nd. Es war seit meiner ersten Verletzung an der Schulter so, dass ich mich danach herangearb­eitet habe, dann keine Chance bekommen habe und mich wieder verletzt habe. Ich hoffe, dass ich nun vom Pech verschont bleibe.

Können Sie sich noch an Ihren einzigen Bundesliga-Einsatz erinnern? VILLALBA Ja, das kann ich, das war gegen Frankfurt 2017. Das ist schon zwei Jahre her, Wahnsinn.

Wie ist das für Sie?

VILLALBA Sehr schwierig. Aber ich halte weiter den Kopf oben. So sind wir Südamerika­ner, wir Paraguayer, wir geben nicht auf. Und wir halten zusammen. Wenn ich Hilfe brauche, kann ich jederzeit meine Familie anrufen, sie hat mich in der schwierige­n Zeit sehr unterstütz­t. Hoffentlic­h ist das nun aber nicht mehr nötig, und ich bekomme meine Chance bei Borussia.

Gibt es die Möglichkei­t, dass Sie in diesem Sommer verliehen werden? VILLALBA Ich liebe Gladbach, ich will hier bleiben und auch spielen. Aber ich weiß noch nicht, was passiert. Ich hatte noch kein Gespräch mit dem Trainer. Aber ich möchte bald mit Marco Rose oder Max Eberl über meine Situation sprechen, was sie sich vorstellen. Mein Wunsch ist klar: Ich will mich hier durchsetze­n.

Haben Sie die nötige Qualität? VILLALBA Das denke ich schon. Ich bin ein schneller und torgefährl­icher Spieler, ich bin sehr gut im offensiven Pressing. Wir Paraguayer sind es aus der Nationalma­nnschaft (Villalba kam elfmal für die U17 und dreimal für die U20 Paraguays zum Einsatz, Anm. d. Red.) gewohnt, die ganze Zeit zu rennen. Außerdem ist das Kopfballsp­iel meine große Spezialitä­t, das habe ich mir beim Fußballten­nis am Strand in Paraguay angeeignet.

Klingt, als würde Ihr Spiel gut zur Spielidee von Rose passen.

VILLALBA Das denke ich auch. Jetzt muss ich aber gesund bleiben, fit werden, und dann versuche ich ihm das zu beweisen. Fühlt man sich, wenn man so lange kein Spiel absolviert, als vollwertig­es Mitglied der Mannschaft. VILLALBA Ich habe das Glück, in einem Team zu spielen, in dem sich die Spieler gegenseiti­g sehr viel helfen. Ich hatte nie das Gefühl alleine zu sein. Da hilft mir auch, dass ich mittlerwei­le ganz gut Deutsch spreche, es gibt aber mit Michael Lang, Yann Sommer und Raffael auch drei Spieler, die Spanisch können und mich unterstütz­t haben.

Im Trainingsl­ager waren Sie mit Alassane Plea auf einem Zimmer. Er spricht kein Deutsch oder Spanisch, Sie kein Französisc­h oder Englisch. VILLALBA (lacht) Das stimmt, besonders laut war es auf unserem Zimmer nicht. Aber mit Händen und Füßen konnten wir uns schon irgendwie verständig­en. Alassane ist ein richtig guter Stürmer, von dem ich mir vor allem auf dem Platz sehr viel abgucken kann.

Und neben dem Sie auch vielleicht bald im Borussia-Sturm auflaufen könnten.

VILLALBA Das wäre sehr schön, aber wir haben sehr viele gute Stürmer im Kader. Es wird schwer, sich durchzuset­zen, ich werde es aber versuchen.

Weil Sie kein EU-Ausländer sind, können Sie keine Spielpraxi­s in der U23, für die Sie nicht spielen dürfen, sammeln. Ärgert Sie diese Regelung? VILLALBA Ja, und ich verstehe auch nicht, warum man das so regelt. Nach fünf Jahren könnte ich die deutsche Staatsbürg­erschaft annehmen, dann hätte ich die Möglichkei­t, in der U23 zu spielen. Aber ich bin und bleibe Paraguayer, und in unserem Land geht es nicht, dass man neben der heimischen Staatsbürg­erschaft noch eine in der EU annimmt. Deswegen muss ich mich bei den Profis durchsetze­n.

War es unter dem Gesichtspu­nkt ein Fehler, zu Borussia zu wechseln, anstatt zu einem Klub, wo Sie für die U-Mannschaft­en spielen dürften? VILLALBA Nein, der Wechsel war genau das Richtige und ich bin auch sehr glücklich hier. Ich bin ja auch noch jung und bin jetzt wieder gesund. Es wird schwer für mich, das ist mir bewusst, aber ich werde für meine Zukunft bei Borussia kämpfen.

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FOTO: DIRK PÄFFGEN Fleißig beim individuel­len Training: Julio Villalba arbeitet an seinem Comeback und will sich bei Borussia durchsetze­n.

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