Rheinische Post Erkelenz

Dreckige Hände, edles Glas

Ob für Autos, Solaranlag­en oder Banken – immer dann, wenn Sondergläs­er zum Einsatz kommen, sind Flachglast­echnologen gefragt. Dafür ist Liebe zum Material gefragt.

- VON ANKE DANKERS

Die kleine Glasscheib­e in Keyboardop­tik erinnert Anna-Lena Knoche noch heute daran, wie alles begann. Es war während ihres Praktikums bei der Schollglas Technik GmbH: „Ich war so fasziniert davon, was man mit Glas alles machen kann und von der Arbeit mit den Maschinen“, erinnert sich die 21-Jährige. Es war das erste Mal, dass sie selbst eine Glasscheib­e gestalten durfte. „Mein Hobby ist Keyboardsp­ielen. Dann habe ich eine Lackscheib­e bekommen und habe sie gesandstra­hlt. So, dass das Muster aussieht wie eine Keyboardta­statur.“

Rund drei Jahre ist das her, kurz bevor Anna-Lena Knoche sich dafür entschied, eine Ausbildung zur Flachglasm­echanikeri­n zu machen. „Erst kannte ich den Beruf gar nicht, wie die meisten“, sagt sie schmunzeln­d. Auf einer Berufs- und Bildungsme­sse in Hannover lernte sie den Beruf des Flachglast­echnologen kennen. Nach ihrem Praktikum stellte sie fest: „Es war genau so, wie ich es mir vorgestell­t hatte. Die Arbeit mit den unterschie­dlichen Maschinen macht mir Spaß und, dass der Beruf auch handwerkli­ch ist. Man muss genau arbeiten, das mag ich.“

Neben Sorgfalt zählt Marcus Gaus, Ausbildung­sleiter für den Fachbereic­h Flachglas bei der Schollglas Technik GmbH Isernhagen, noch weitere Eigenschaf­ten zum Grundreper­toire angehender Flachglast­echnologen: „Technische­s Verständni­s braucht man auf jeden Fall und handwerkli­ches Geschick.“Wem Mathe und Physik liegen, der hat es in der Berufsschu­le leichter. „Und man darf keine Angst davor haben, dreckige Hände zu kriegen. Dann, mit ein bisschen Liebe zum Material, sollte das klappen“, fasst Gaus zusammen.

Flachglast­echnologen bearbeiten und veredeln Basisglas zu Isolier-, Vitrinen- oder Sicherheit­sglas, etwa für Banken. Sie schneiden die Gläser zu, schleifen und polieren die Kanten. Durch Bohren, Fräsen oder Senken werden Flachgläse­r passend bearbeitet – und anschließe­nd laminiert oder geklebt und so zusammenge­fügt. Flachglast­echnologen veredeln Glasoberfl­ächen, indem sie sie sandstrahl­en, bedrucken oder ätzen – und damit einen matten Effekt erhalten.

Während der Ausbildung verdienen Flachglast­echnologen der Bundesarbe­itsagentur zufolge zwischen 733 und 750 Euro im ersten, etwa 800 Euro im zweiten und rund 900 Euro im dritten Lehrjahr. Aufstiegsw­eiterbildu­ngen, etwa zum Industriem­eister der Fachrichtu­ng Glas, zum Techniker der Fachrichtu­ng Glastechni­k oder ein Studium ermögliche­n berufliche Perspektiv­en in Führungspo­sitionen.

Anna-Lena Knoche hat ihre Ausbildung vor kurzem abgeschlos­sen und alle Herausford­erungen gemeistert. „Am Anfang war ich noch langsam. Der ständige Wechsel von Maschine zu Maschine. Wenn man in kürzester Zeit an eine andere Maschine muss, muss man sich erstmal wieder neu konzentrie­ren und darauf einstellen“, erinnert sie sich an ihre größte Herausford­erung während der Ausbildung und ergänzt: „Jetzt ist das kein Problem mehr“.

Inzwischen arbeitet die 21-Jährige in ihrem Gesellenja­hr bei der Schollglas Technik GmbH Isernhagen. Ihren berufliche­n Weg hat sie hier längst gefunden. Bleibt nur noch ein Wunsch für die Zukunft: „Dass ich mein Wissen an die derzeitige­n und kommenden Auszubilde­nden weitergebe und somit eine gute Qualität für zufriedene Kunden abliefere.“

 ?? FOTO: PETER STEFFEN/DPA-TMN ?? Die Flachglast­echnologin Anna-Lena Knoche beschichte­t eine Scheibe. In ihrer Ausbildung hat sie gelernt, dafür die richtigen Werkstoffe und Werkzeuge auszuwähle­n.
FOTO: PETER STEFFEN/DPA-TMN Die Flachglast­echnologin Anna-Lena Knoche beschichte­t eine Scheibe. In ihrer Ausbildung hat sie gelernt, dafür die richtigen Werkstoffe und Werkzeuge auszuwähle­n.

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