Alarmmeldung „Verletztes Entenküken“
Tierrettung zählt zu den Kernaufgaben der Feuerwehr. Manchmal kommt es aber auch zu Einsätzen, die sich im Nachhinein als überflüssig herausstellen. Grundsätzlich gilt: Wenn jemand um Hilfe ruft, ist die Feuerwehr zur Stelle.
WEGBERG „Verletztes Entenküken“lautete die Einsatzmeldung am Donnerstag um 17.48 Uhr für die Feuerwehr Wegberg. Wenige Stunden zuvor hatten ihre Mönchengladbacher Kollegen in Odenkirchen eine 1,40 Meter lange Schlange aus dem Kanal gezogen. Tierrettung gehört zu den Kernaufgaben der Feuerwehr, auch wenn sich diese Einsätze in der Statistik unter dem Begriff „Technische Hilfeleistung“verbergen.
Manchmal werden die Retter aber auch zu Einsätzen gerufen, die sich im Nachhinein als überflüssig herausstellen. Ärgerlich ist das für die Wehrleute deshalb, weil ihre Ein
„Bei der Abwägung, ob man die Feuerwehr zu Hilfe rufen muss, kann man nur an den gesunden Menschenverstand appellieren“
Dietmar Gisbertz Feuerwehrleiter in Wegberg
satzbelastung stetig steigt: Mit 427 Einsätzen verzeichnete die Freiwillige Feuerwehr Wegberg 2018 genau 170 Einsätze mehr als im Jahr zuvor – eine deutliche Mehrbelastung.
Wehrleiter Dietmar Gisbertz hat in den 35 Jahren, in denen er für die Feuerwehr Wegberg tätig ist, einiges erlebt. „Grundsätzlich gilt: Die Feuerwehr ist für die Bürger da“, sagt er. So war es auch am Donnerstag, als seine Kollegen zum Weiher im Stadtpark ausrückten, nachdem eine Mutter mit Kind dort eine humpelnde junge Ente entdeckt und die Feuerwehr gerufen hatte. Nachdem die Wehrleute mit Netz und Kescher vergeblich versucht hatten, die Ente einzufangen, schwamm das junge Tier sichtlich wohlauf mit seiner Entenfamilie auf und davon. Damit war der Einsatz für die Feuerwehr beendet. „Auch das war sicherlich ein Abwägungsfall“, erklärt Gisbertz, „aber wir rücken lieber einmal mehr aus als einmal zu wenig.“
Weil Mensch- und Tierrettung zu den Pflichtaufgaben der Feuerwehr zählt, trägt die Allgemeinheit die Kosten für derartige Einsätze. Echte Notfälle stehen nicht in Frage. Wenn Katzen aus Bäumen nicht mehr alleine herunterkommen, Hunde aus Kanalschächten zu befreien, Pferde oder Kühe zu retten sind, ist die Feuerwehr zur Stelle. Dabei arbeiten die Retter eng mit den Mitarbeitern des städtischen Ordnungsamtes und weiteren Institutionen zusammen und prüfen, wer im Einzelfall zuständig ist. „Ärgerlich ist es allerdings, wenn wir nachts um drei Uhr alarmiert werden, weil ein Ast auf einem Fahrradweg liegt, den man auch ohne Hilfe der Feuerwehr ohne Probleme hätte beseitigen können – auch das kommt hin und wieder vor“, berichtet Dietmar Gisbertz. „Bei der Abwägung, ob man tatsächlich die Feuerwehr
zu Hilfe rufen muss, kann man letztlich nur an den gesunden Menschenverstand appellieren“, sagt Wegbergs Feuerwehrchef.
Im Zweifel drücken die Verantwortlichen der Feuerwehr lieber ein Auge zu. Besonders in ländlichen Gebieten wie dem Kreis Heinsberg sei das Sicherheitsbedürfnis der Bürger groß, erklärt Gisbertz. „Unsere niederländischen Kollegen sind viel restriktiver, wenn es darum geht, Bürger an den Kosten für unnötige Feuerwehreinsätze zu beteiligen“, sagt er. Wegbergs Feuerwehrchef weiß, dass dieses Thema angesichts steigenden Kostendrucks und höherer Belastungen seiner überwiegend ehrenamtlich tätigen Kollegen ein Politikum ist.