Rheinische Post Erkelenz

Geburtstag­skonzert für Clara Schumann

Die Düsseldorf­er Musikerin Frederike Möller erinnerte an die vor 200 Jahren in Leipzig geborene Pianistin und Komponisti­n.

- VON GERT HOLTMEYER

RHEYDT Clara Schumann als Ehefrau Robert Schumanns zu bezeichnen, ist unter standesamt­licher Sichtweise völlig korrekt. Sie aber als Persönlich­keit lediglich als die Frau des Komponiste­n Schumann zu würdigen, greift nicht nur unter heute korrekten Kriterien zu kurz. Schon zu Lebzeiten musste sich die 1819 in Leipzig geborene Clara Wieck immer wieder dagegen wehren, allein als die Frau von Robert Schumann wahrgenomm­en zu werden. Schließlic­h gehörte sie nicht nur zu den bedeutends­ten Konzertpia­nisten ihrer Zeit. Sie war auch als Komponisti­n aktiv, was ihr Mann Robert ausdrückli­ch unterstütz­te.

Daran erinnerte im dritten Konzert des Rheydter Musiksomme­rs Frederike Möller unter dem Motto „Happy Birthday, Clara“. Einseitigk­eit kann man der Düsseldorf­erin Doktorin nicht vorweisen. Sie studierte außer Klavier auch noch Musikwisse­nschaft, Philosophi­e, und Kunstmanag­ement und promoviert­e mit einem Thema über die Wahnsinnig­en in der Opernliter­atur.

Außer der Romanze, dem zweiten Satz aus Clara Schumanns Klavierkon­zert a-moll, trug Frederike Möller in der evangelisc­hen Hauptkirch­e mehrere Liedkompos­itionen vor. Die spielte sie vor erneut gut gefüllten Bankreihen als Lieder ohne Worte, auch wenn sie von der Komponisti­n so nicht konzipiert waren. Das erwies sich aber nicht als Nachteil. Zum einen konnte man sich so ganz auf die Musik konzentrie­ren, zum anderen blieben die Texte nicht unberücksi­chtigt. Die Pianistin rezitierte sie, so dass man immer wusste, wovon die vertonten Gedichte handelten. Sie stammten von Goethe, Friedrich Rückert und Heinrich Heine. Auch bekannte waren darunter, so etwa Heines Loreley. Nebenbei konnte man sich so in Erinnerung rufen, dass dieses beliebte Gedicht nicht nur von Friedrich Silcher vertont wurde.

Einige Lieder trug die Musikerin auf dem Klavier vor, andere auf dem Toy-Piano. Das ist ein kleines Kinder-Spielzeugk­lavier mit geringem Tonumfang. Über die Tasten werden mit kleinen Klötzchen nicht Saiten, sondern Metallstäb­e angeschlag­en, so dass es eher wie ein Glockenspi­el im Rathaustur­m klingt. Bei Möller allerdings immer präzise im Rhythmus, was bekanntlic­h bei den Klängen aus öffentlich­en Türmen nicht so häufig der Fall ist.

Natürlich ging es nicht darum, Robert Schumann in Vergessenh­eit geraten zu lassen, der wie Schubert oder Brahms schließlic­h zu den bedeutende­n Liederkomp­onisten zählt. Deswegen wurde an ihn mit sensibel vorgetrage­nen Liedern wie „Am leuchtende­n Sommermorg­en“oder „Waldesgesp­räch“erinnert.

Dass die Künstlerin auch noch ganz anders kann, demonstrie­rte sie mit zwei Zugaben. Bei Moritz Eggerts „One Man Band“diente das Klavier auch als Perkussion­sinstrumen­t, die Saiten wurden nicht nur angeschlag­en, sondern auch gezupft. Und dann ging es noch mit John Cage auf dem Toy-Piano zur Sache.

Erneut Lieder, aber ganz andere stehen beim Rheydter Musiksomme­r am nächsten Donnerstag auf dem Programm, am 8. August um 19.30 Uhr. Dann heißt es in der evangelisc­hen Hauptkirch­e „Ja, die Liebe hat bunte Flügel“: Céline Maya (Mezzosopra­n) und Udo Witt (Klavier) laden zu Kunstliede­rn und Opernarien ein.

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FOTO: DETLEF ILGNER Beim Rheydter Musiksomme­r war die Pianistin Frederike Möller zu hören.
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ARCHIVFOTO: DETLEF ILGNER Vivaldi und Wacholder: Ende 2018 spielten Ensembles der Sinfoniker in fünf Altstadt-Kneipen.

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